Hard Skills: Welche Fähigkeiten brauche ich für meinen Job?

Soft Skills wie Teamwork oder Kreativität sind Fähigkeiten der Stunde. Hard Skills, also die fachliche Qualifikation, kommt im Diskurs um die Digitalisierung manchmal zu kurz. Doch ohne Know-how bei der Datenanalyse, Programmierung oder Fremdsprachen fällt auch die softeste Fachkraft durch. Panik wäre aber auch kontraproduktiv.

Was hat man nicht schon alles über Kompetenzen gelesen in letzter Zeit! Kreativ sollen Mitarbeiter sein, die Zukunft aktiv mitgestalten wollen und dabei in einer offenen Atmosphäre auch Fehler zulassen. Es ist wunderbar und wirklich an der Zeit, über Soft Skills zu reden. Die digitale Transformation hat es möglich gemacht, dass Beschäftigte endlich die Gelegenheit haben, weitere Stärken zu zeigen. Doch wahr ist auch: Hast du keine Ahnung und fehlt es dir an genau der Expertise, für die Experten heute angeworben werden, bist du auch keine Fachkraft. Aber keine Panik. Im Labyrinth der harten Fakten und Fähigkeiten für die digitale Transformation, muss man nicht alles können.

Spezielle Hard Skills für die digitalisierte Welt

Die aktuelle Auswertung des Karrierenetzwerks LinkedIn zu den erforderlichen Kenntnissen auf dem Arbeitsmarkt 2019 hat die Top Hard Skills für dieses Jahr anhand von Stellenangeboten, Jobwechseln und neu eingetragenen Positionen im Profil ausgewertet. Die Liste sieht so aus:

Analytisches Denken. Mathematik steht hier nicht unbedingt im Vordergrund. Wichtig sind Problemerkennung, Lösungsorientierung und Transferleistung. 
Mitarbeiterführung. Eher eine weiche Kompetenz und doch eine Qualität, die man trainieren kann.
Künstliche Intelligenz. Know-how, das bei Automationslösungen in der Produktion bis hin zum autonomen Fahren angewendet werden kann.
Natural Language Processing. Die maschinelle Verarbeitung natürlicher Sprache als Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine.
Scientific Computing. Wissenschaftliches Rechnen, um Modelle, Algorithmen und Software entwickeln zu können.
Data Science. Expertise im Umgang mit Daten, insbesondere Sinne von Predictive Analytics und Datenbankqualifizierung.
Cloud Computing. Cloud-Dienste verstehen, um Speicher und Daten in der Cloud administrieren können.
Fremdsprachen. Für die Bewerbung in einem global tätigen Unternehmen.
Administrative Fähigkeiten. Gutes Zeitmanagement und Strukturiertheit im Arbeitsalltag.
UX Design (User Experience Design). Die Kreativität, das Nutzer- und Kundenerlebnis von Produkten zu verbessern, von der Idee über das Design bis hin zu den Features.

Die Aufzählung lässt erkennen, dass die Fähigkeiten „in enger Verbindung zur immer digitaleren Welt stehen“, heißt es bei LinkedIn. In einem Beitrag von Barbara Wittmann, Mitglied der Geschäftsleitung von LinkedIn in der deutschsprachigen Region, werden weitere Fähigkeiten aufzählt, die heute und in den kommenden Jahren wichtig sind: Wissensmanagement und Datenanalyse sowie Projekt- und Change-Management gehören dort zu den Top-Expertisen.

Der Digitalverband Bitkom bestätigt die Tendenz. In einer Auswertung vom Dezember 2018 hieß es, in Deutschland fehlten über 80.000 IT-Spezialisten, gemessen an offenen Stellen. Besonders gefragt waren danach Software-Entwickler, Projektmanager Anwendungsbetreuer, Qualitätsmanager und Sicherheitsexperten. Die Jobs der Zukunft laut dem Bitkom bauen darauf auf und heißen Data-Scientist oder Virtual Reality Designer.

Fachkompetenz auf der Basis des eigenen Jobprofils

Jetzt sollte man allerdings nicht den Kopf in den Sand stecken und denken: Das alles soll ich können? Aus mehreren Gründen wäre dieser Gedanke falsch. Zum einen bleibt dann tatsächlich keine Arbeitszeit mehr übrig, auch wenn Arbeitgeber ihre Mitarbeiter freistellen sollen, damit die sich weiterbilden können. Und es muss vom Arbeitgeber bezahlt werden können, was ebenfalls seine Grenzen haben dürfte. Zum anderen können Arbeitende nicht alles in ihre Freizeit verlegen, um am Ende zwar ein Spitzen-Jobprofil herzeigen zu können, aber völlig ausgelaugt zu sein.

Was jetzt Priorität haben sollte, ist die Besinnung auf die aktuelle Tätigkeit und wie sie sich in den nächsten Jahren verändert. Dazu sollten Arbeitende sich selbst und ihren Job hinterfragen und den Wandel als Herausforderung annehmen statt ihn per se als Feind zu sehen. Immer noch wiegeln zu viele Beschäftigte ab und geben an, mit der Digitalisierung nichts zu tun haben zu wollen. Das wäre grundverkehrt und würde dem Gedanken des „lebenslangen Lernens“ zuwiderlaufen, der zwar gerade en vogue ist, aber in diesen Zeiten selbstverständlich sein sollte.

In Erfahrung bringen, wie sich das eigene Jobprofil entwickelt

Es wäre schon ein wichtiger Schritt, sich zunächst ein allgemeines digitales Verständnis anzueignen.

Voraussetzung, um arbeitstechnisch begehrt zu bleiben, ist jetzt also nicht, wie wild Programmiersprachen zu lernen oder Angewandte Mathematik zu studieren. In manchen Berufen mag das der richtige Weg sein. Es wäre schon ein wichtiger erster Schritt, sich zunächst ein allgemeines digitales Verständnis anzueignen. Das könnte sein, sich mit Sicherheitsfragen zu beschäftigen oder Analyse– und Collaboration-Tools kennenzulernen. Außerdem kann der Einstieg in die Künstliche Intelligenz (KI) hilfreich sein.

All dem vorgeschaltet sollte die Bemühung stehen zu erfahren, wohin der eigene Beruf driftet und ob beziehungsweise wie man sich selbst entwickeln muss, um an Bord zu bleiben. Einen Impuls dazu könnte das Qualifizierungschancengesetz liefern, das Arbeitnehmern das Recht gibt, sich bei der Agentur für Arbeit über Weiterbildung beraten zu lassen.

Unterstützung sollten Arbeitende vom Arbeitgeber erfahren. Manche allerdings können sich ebenfalls nur schwer vom Status-quo lösen, obwohl sie merken, dass er bröckelt. Über 20 Prozent der Beschäftigten ohne Führungsverantwortung gaben in einer Studie von Bearing Point übrigens an, dass sie von ihrem Arbeitgeber nicht über den digitalen Wandel und ihre Rolle darin informiert werden. Im Grunde haben Unternehmen die gleiche Aufgabe wie die Mitarbeiter: Entwickeln, lernen und anwenden. Große Konzerne wie Otto, Siemens, Porsche oder Continental machen es vor – Mittelständler können sich von deren Ansätzen inspirieren lassen und den für sie relevanten und möglichen Wandel-Umfang ableiten.

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