Software at your Service – der Siegeszug von SaaS hat gute Gründe

Software sollte einen spürbaren Mehrwert bieten – und nicht zu einer zusätzlichen Belastung werden. Genau deshalb scheint Software-as-a-Service auch so beliebt – weil sie „stets zu Diensten“ ist. Dennoch sollte man bei der Auswahl geeigneter Anbieter genau hinschauen. 

Software-as-a-Service boomt, rechnet der Anbieter Revenera in seinem aktuellen Monetization Monitor vor. Demnach glauben 59 Prozent der Befragten an einen Anstieg dieses Bereitstellungsmodells in den nächsten zwölf bis 18 Monaten. 62 Prozent der Softwareanbieter haben in den letzten zwei Jahren klar ihr Geschäftsmodell in diese Richtung entwickelt. Großes Interesse sehen jeweils 28 Prozent der Befragten in unbefristeten Lizenzen und Software-Abos. 

Lizenz- und Betriebskosten von On-Premises-Anwendungen sind vielen Unternehmen einfach zu hoch.

Der Erfolg hinter Software-as-a-Service, kurz SaaS, ist einfach erklärt, weshalb es korrekterweise Software-at-your-Service heißen müsste – denn sie ist „stets zu Diensten“. Der Anbieter stellt seine Lösung samt IT-Infrastruktur bereit, Updates und technischer Support inklusive. Und das wirklich Schöne daran: Nahezu alles kann „as a Service“ angeboten werden: das einfache Hosting von Daten, Qualitätsmanagement, Data Analytics, selbst Cyber Security. Auch deshalb entscheiden sich immer mehr Kund:innen gegen eine Lizenzversion in ihrem On-Premises-Rechenzentrum. Zu hoch sind die zusätzlichen Kosten für Hardware und Wartung. 

Kosten langfristig denken

Wirklich günstig sind SaaS-Lösungen natürlich auch nicht und die laufenden Kosten wirken zunächst einmal abschreckend. Deshalb ist es für Kund:innen ratsam, die Kosten einer On-Premises- im Vergleich zu einer SaaS-Lösung langfristig gegeneinander abzuwägen. Bei einer On-Premises-Lösung sind schon mit der Implementierung Aufwand und Kosten hoch: Entsprechende Server und Betriebssysteme müssen ebenso eingerichtet werden wie die Software selbst. Allein das Stichwort „Legacy-Systeme“, für die neue Software in den seltensten Fällen optimiert ist, unterstreicht noch einmal, wie groß der Einsatz wirklich ist, bevor die hauseigene IT etwas „zum Laufen“ bringt. Und selbst dann müssen auch noch die laufenden Kosten für Rechenleistung sowie regelmäßige Updates einkalkuliert werden. 

Wirklich schwer wiegt aber wohl die Verantwortung, die mit Blick auf Datensicherheit und Verfügbarkeit der Anwendung bei einer On-Premises-Lösung immer bei den Kund:innen liegt. Denn ein Provider kann im Fall von Fehlern in der Software oder Infrastruktur keine Garantien für ein System geben, das er nicht verantwortet. Genau das ist bei SaaS-Lösungen anders. Da liegt der Großteil der Verantwortung beim Anbieter. Lediglich die „Restverantwortung“, Datenlecks und Datenschutzverletzungen abzusichern, liegt bei den Kund:innen. 

Inhouse – eine Frage der Kapazitäten

Kein Wunder also, dass SaaS dermaßen auf dem Vormarsch ist. Und auch der Fachkräftemangel, insbesondere bei IT-Spezialisten derzeit extrem zu spüren, macht die Liste der Pro-Argumente für SaaS länger. Zahlen des Digitalverbands Bitkom zeigen: Wir haben als Wirtschaft, aber auch als Gesellschaft ein Problem. Trotz der Corona-Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt wurden 2021 rund zwölf Prozent mehr IT-Fachkräfte gesucht als noch 2020. Und das dürfte niemanden überraschen. Branchenübergreifend wird digitalisiert, weshalb die Bank plötzlich mit der Behörde und dem Bauunternehmen um die IT-Spezialisten konkurriert.

Der Fachkräftemangel lässt die Liste der Pro-Argumente für SaaS immer länger werden.

Damit hat vor allem der Mittelstand ein höheres Risiko für Systemausfälle und Datenverlust, weil die IT-Teams dort häufig zu klein sind, um in einer immer komplexer werdenden IT-Welt alle Bälle in der Luft zu halten. Und es sind gar nicht immer die extremen Fälle aus der IT-Sicherheit, die die Verantwortlichen an ihre Grenzen bringen – Stichwort IT-Support, der mit immer mehr Anwendungen logischerweise stärker frequentiert wird, macht es für die IT-Abteilungen nicht leichter, immer Herr der Lage zu bleiben. 

Zwar konkurrieren auch SaaS-Provider um die wenigen IT-Spezialisten, sie haben gegenüber einem klassischen Mittelständler jedoch einen deutlichen Vorteil: Sie können ihre Teams konzentriert für spezifische Aufgaben einsetzen und die nötigen Skills für Software und Infrastruktur gezielt fördern. Das Know-how wird so gebündelt und kann effektiv eingesetzt werden. Außerdem wird die Effizienz der Software dadurch gesteigert, dass der Anbieter sie für sein System optimieren kann. Mit Zertifikaten, Normen und Standards können Unternehmen gegenüber Kund:innen garantieren, dass Soft- und Hardware sowie die Belegschaft technisch auf dem neuesten Stand sind und Gesetze und Richtlinien umgesetzt werden.

Auf die „richtigen“ Anbieter setzen

Auch wenn das Vorangegangene in den meisten Fällen für eine SaaS-Lösung spricht, gilt es bei der Auswahl eines Providers dennoch genau hinzuschauen. Vor allem die technische Expertise sollte dabei im Vordergrund stehen – jedoch nicht ausschließlich.

Empfehlenswert ist definitiv ein Unternehmenssitz in Deutschland oder der EU, um den US Patriot Act zu umgehen, dem Unternehmen mit Sitz in den USA unterliegen. Nach diesem Gesetz können US-Behörden wie NSA, FBI oder CIA Unternehmen bekanntermaßen dazu verpflichten, ihre gespeicherten Daten inklusive die der Tochterfirmen herauszugeben – unabhängig vom Standort der Server, Tochterfirmen und der dort geltenden Gesetze. Für Unternehmen in der Europäischen Union gilt hingegen die DSGVO und unternehmensinterne Daten sind so vor dem (legalen) Zugriff von Ermittlungsbehörden oder Dritten geschützt.

Günstiger und vor allem verlässlicher sind Cloud-native Lösungen, die von Anfang an als SaaS konzipiert wurden.

Zudem gilt: Service ist nicht gleich Service. SaaS-Provider bieten neben Fachwissen und schnellem, freundlichem Support auch die Sicherheit, Prozesse für Softwaretests, Deployments, Updates oder Releases automatisch immer im Hintergrund der Produktivumgebung laufen zu lassen, so dass Lösungen für Kund:innen stets aktuell und qualitativ hochwertig bleiben. Auch das Monitoring und Alerting sowie die Sicherung der Daten (idealerweise in unterschiedlichen Rechenzentren) sollten automatisch ablaufen. 

Und dann sollten Kund:innen auch darauf achten, dass vorherige Lizenzmodelle nicht einfach als „as a Service“ gespiegelt wurden. Das ist oftmals daran zu erkennen, dass für jede:n einzelne:n Kund:in ein Server betrieben wird. Günstiger und vor allem verlässlicher sind Cloud-native Lösungen, die von Anfang an als SaaS konzipiert wurden. Sie lassen sich dynamisch per Load-Balancing skalieren. In einer Cloud ist es außerdem leichter, einzelne Serverausfälle aufzufangen und damit die Downtimes auf Kund:innenseite zu reduzieren.

Fazit

Wer diese wenigen Aspekte bei der Anbieterauswahl berücksichtigt, sollte mit SaaS vor allem langfristig besser fahren. Der Fachkräftemangel wird sich in den kommenden Jahren nicht auflösen – im Gegenteil. Und wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt weiter verschärft, wird es gerade für kleine und mittelständische Unternehmen zunehmend schwieriger, für die nötige Expertise in ihren IT-Abteilungen zu sorgen. Externe Expert:innen, die technisch wie rechtlich auf dem neuesten Stand sind und effizient eingesetzt werden können, bilden also die verlässliche Strategie.


Über den Autor

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Sven Wiegand ist CTO des Anbieters für Qualitätsmanagement-Lösungen orgavision.

 

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