Coworking Spaces: Das Pro und Kontra flexibler Bürogemeinschaften

„Coworking“ klingt nach Zukunft und Aufbruch, nach Start-up und Freiheit, nach Flexibilität und Community. Aber ist das Arbeiten in einem Raum mit einem zusammengewürfelten Haufen kreativer und flexibler Arbeiter wirklich so toll? Business User zählt Vor- und Nachteile auf.

Seit flexible Arbeitsweisen immer populärer werden und die Technologie dies mit mobilen Arbeitsgeräten unterstützt, liegen die Coworking-Spaces im Trend und sind nicht nur für Freelancer oder Home-Office-Überdrüssige interessant, sondern auch für Start-ups und kleine Unternehmen. Statt seine Arbeit täglich im Büro oder zu Hause zu erledigen, weichen immer mehr Wissensarbeiter auf Gemeinschaftsräume aus, in denen nicht unbedingt Kollegen, sondern Mitarbeiter anderer Unternehmen oder Freiberufler sitzen und ihrem Tagwerk nachgehen. Wie jedes Konzept hat auch dies Vor- und Nachteile.

Was für die Arbeit im Coworking Space spricht

Die Arbeit im Coworking Space ist für manche ein Synonym für Motivation und gute Laune bei der Arbeit.
Die Arbeit im Coworking Space ist für manche ein Synonym für Motivation und gute Laune bei der Arbeit.

Kollegiale, angenehme Atmosphäre
Die Arbeit im Coworking Space kann sehr inspirierend sein. Alle tüfteln an etwas herum, es herrscht eine motivierende Geschäftigkeit und dabei wirkt alles sehr lässig: Die Kaffeemaschine surrt, die „Kollegen“ machen gerade in der Lounge eine Pause und irgendwo ganz hinten freut sich einer über ein gerade fertiggestelltes Projekt. Nach Feierabend trifft man sich zum gemeinsamen After-Work-Bier.

Geringere Kosten im Vergleich zu länger angemieteten Büros
Wer gerade ein Unternehmen gegründet hat, aber noch nicht über die finanziellen Mittel verfügt, ein Büro anzumieten, der findet im Coworking Space einen bezahlbaren Arbeitsplatz. Die Gebühren sind in der Regel gestaffelt, man kann sich tage-, wochen- oder monatsweise einmieten und sich für Modelle wie einen festen oder wechselnden Schreibtisch oder ein Einzelbüro entscheiden, je nachdem was angeboten wird beziehngsweise was man sich grade leisten kann. Hier gewinnt die Flexibilität gegenüber der Sicherheit – und des Risikos – eines vielleicht auf fünf Jahre gemieteten Büros.

Arbeitsplätze nach Bedarf
Gerade für kleine Unternehmen kann der Coworking Space eine Alternative sein, nämlich dann, wenn noch niemand weiß, wie sich das Geschäft entwickelt. Ein kleines Büro ist schnell zu klein, ein großes frisst erst einmal das halbe Budget weg. Gerade für den Anfang können flexible Bürogemeinschaften sinnvoll sein.

Die Infrastruktur ist da
Netzwerkinfrastruktur, Drucker, Scanner, Flipchart, Monitore – in der Regel ist alles vorhanden, so dass man nur seinen Rechner mitbringen muss und loslegen kann. Hier sollte allerdings im Vorfeld abgeklärt werden, wie es um die IT-Umgebung bestellt ist, um negative Überraschungen zu vermeiden.

Community und Networking
Im Coworking Space ist man nie alleine. Unterstützung gibt es bei inhaltlichen oder technischen Fragen. An manchen Orten bieten Mitglieder gesonderte Beratungs-Sessions an. Hier entstehen Freundschaften und dank der branchenübergreifenden Zusammensetzung nicht selten geschäftliche Partnerschaften. Gerade der Einstieg in die Business-Welt wirft Fragen auf, die „alte Hasen“ im Gemeinschaftsbüro beantworten können.

Raus aus dem Home-Office
Zuhause arbeiten ist schön und gut, aber manchmal muss man auch hier raus. Coworking Spaces bieten sich als Alternative zum Café an und sind eine gute Abwechslung im Arbeitsalltag.

Was gegen die Arbeit im Coworking Space spricht

Während die einen bei der Betriebsamkeit vorankommen, bröckelt bei anderen die Konzentration.
Während die einen bei der Betriebsamkeit vorankommen, bröckelt bei anderen die Konzentration.

Ablenkung und fehlende Privatsphäre
In Coworking Spaces ist immer was los. Wer sich schnell ablenken lässt, findet hier wenig Ruhe, es sei denn, er hat ein Einzelbüro gemietet. Die soziale Komponente dominiert, Leute reden miteinander, überall ist Bewegung, leise ist es oftmals nicht und die Konzentration wird manchmal auf eine harte Probe gestellt. Hinzukommt die fehlende Privatshäre. Telefonate bekommt jeder mit und kritische Projekte können ohne Zuhörer kaum besprochen werden.

Es gibt Gratis-Alternativen
Wer nicht in ein Büro des Arbeitgebers integriert ist, hat mehrere kostenfreie Alternativen. Zu Hause zum Beispiel, im Café oder in einer Bibliothek. Nicht immer gibt es Budget für ein Büro, egal in welcher Form. Coworking Spaces funktionieren oft nach dem Prinzip der Mitgliedschaft, das heißt, man mietet sich auf längere Zeit ein, was wiederum gegen die Idee der Super-Flexibilität des Konzepts spricht und teurer ist.

Wenig bis keine Individualität am Arbeitsplatz
Das Setup ist erst einmal für alle gleich: Schreibtisch, die Verbindung zu Drucker und Scanner, ein Standardkopierer. Man kann sich seinen Arbeitsplatz nicht auf Dauer heimelig einrichten mit Pflanzen, einem besonderen Bürostuhl oder der eigenen Schreibtischlampe. Wer so eine Umgebung braucht, sollte die Alternative Home-Office in Betracht ziehen.

Wo ist die nächste Coworking-Location?
Eine Coworking-Location in der Nähe will erst einmal gefunden werden. In größeren Städten ist die Auswahl inzwischen recht groß und man muss es mögen, öffentlich oder mit dem Auto ins gemietete Büro zu fahren, statt die Annehmlichkeiten der mobilen Arbeit zu Hause zu genießen. Hat man dann eine Bürogemeinschaft gefunden, stellt sich die Frage nach dem Platz. Nicht immer ist etwas frei oder man stellt fest, dass es gerade nur noch Einzelbüros gibt – oder die eben gerade nicht.

Kein repräsentatives Ambiente für Geschäftstermine
Unternehmen mit einem festen Sitz haben es leichter, Kunden und Partner zu empfangen. Ihnen stehen Meetingräume zur Verfügung mit Corporate Branding und der Möglichkeit, die Marke im Gedächtnis des Geschäftspartners zu verwurzeln. Dem Meeting-Raum in einem Coworking Space kann man zumindest keine eigene Note verleihen.

Die Coworking-Situation in Deutschland

Coworking Spaces sind eine Alternative, die Freiberufler, flexibel arbeitende Angestellte, kleine Unternehmen oder Gründer auf jeden Fall in Betracht ziehen sollten. In Deutschland wächst das Angebot ständig, eine Übersicht bieten eine Reihe von Webseiten wie coworking-spaces.info.

Das Angebot an Arbeitsplätzen in Coworking Spaces steigt in Deutschland an.
Das Angebot an Arbeitsplätzen in Coworking Spaces steigt in Deutschland an. (Quelle: deskmag)

Im Durchschnitt betreut ein Coworking Space derzeit 68 Mitglieder, 13 Prozent mehr als 2017. Das Angebot an Arbeitsplätzen liegt aktuell im Schnitt bei 67 Schreibtischen. Allerdings müssen die Nutzer etwas mehr zusammenrücken, denn pro Tisch stehen ihnen rund elf Quadratmeter zur Verfügung, im Vorjahr waren es noch zwölf.

Das Coworking-Konzept nimmt hierzulande außerdem eine zunehmend andere Gestalt an als ursprünglich gedacht. Immer mehr Flächen werden als private Büros ausgewiesen. Ein Fünftel aller Flächen stehen hierfür zur Verfügung. Weniger als die Hälfte nehmen offene Arbeitsflächen ein, obwohl der Einzelnutzer mit 79 Prozent immer noch die größte Gruppe der Coworking-Space-Zielgruppe stellt. Die Anbieter der Gemeinschaftsbüros fokussieren sich immer stärker auf Kleinunternehmen mit weniger als zehn Angestellten. Die Zahlen stammen aus der Global Coworking Survey 2018, die das Online-Magazin deskmag jährlich durchführt.

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Ein Kommentar

  1. Co-Working-Spaces sind aus verschiedenen Gründen eine gute Sache. Eigentlich die Arbeitsform der Zukunft. Nebst öffentlichen Arbeitsräumen sollte die Idee auch in Wohnsiedlungen Einzug finden. Heute: 10 Einfamilienhäuser mit je einer kompletten Büro-Infrastruktur, morgen: Gemeinschaftsräume mit vollwertiger Infrastruktur (v.a. Drucker, Scanner etc.).

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