Remote Work: In Deutschland hält sich die Euphorie in Grenzen

Während hybride Arbeitsmodelle sich weltweit durchsetzen, sind deutsche Arbeitende von der Fernarbeit nur bedingt begeistert. Fakt ist dennoch: Hybride Arbeit bringt eine verbesserte Work-Life-Balance – trotz gestiegener Arbeitsleistung im Homeoffice.

Hybrid Work – ein Begriff, der im digitalen Zeitalter und insbesondere pandemiebedingt in aller Munde ist. Arbeitnehmern bietet die digitale Arbeitswelt mehr Flexibilität und Individualisierung, während Unternehmen sich gesteigerten Geschäftserfolg wünschen. Voraussetzung für den Erfolg: die breite Akzeptanz neuer Arbeitsmodelle und die Beseitigung von bestehenden Hindernissen. Wie sich Deutschland im internationalen Vergleich schlägt, offenbart eine aktuelle Studie des IT-Dienstleisters Matrix42. 

In Deutschland äußern sich nur 33 Prozent der Arbeitenden positiv zu Remote Work.

Die internationale Studie „Hybrides Arbeiten für mehr Produktivität und Work-Life-Balance“ zu den Auswirkungen neuer Arbeitsmodelle zeigt eine gespaltene Geschäftswelt: 50 Prozent der 4.000 befragten Führungskräfte, IT-Professionals und Mitarbeiter befürworten Remote Work, also die Arbeit außerhalb des klassischen Büros. Das bedeutet auch, dass 50 Prozent einer vollkommenen Abkehr vom festen Arbeitsplatz im Büro kritisch gegenüberstehen. In Deutschland äußern sich sogar nur 33 Prozent positiv zu Remote Work. Ganze 67 Prozent sehen demnach das Büro immer noch als zentrale Basis für die tägliche Arbeit. 

Die Auswirkungen von Remote Work für Mitarbeiter und IT

In Spanien sieht die Arbeitswelt anders aus. Ganze 59 Prozent aller Befragten sind vollkommen überzeugt von Remote Work, und auch im Vereinigten Königreich, Frankreich und den USA befürwortet mehr als die Hälfte der Befragten das Remote-Modell. In Hinblick auf die globalisierte Arbeitswelt und die Zusammenarbeit mit Menschen rund und den Globus wird eines sehr deutlich: Die Zukunft der Arbeit ist hybrid und bietet Platz für die Vorzüge beider Welten – und die Stärken und Bedürfnisse aller Menschen. Denn Hybrid Work ist eine Kombination aus klassischen und neuen Arbeitsmodellen, in denen Mitarbeiter die Wahl zwischen Präsenz im Büro, Homeoffice und Remote Work haben und so ihren Arbeitsalltag den Unternehmensvorgaben entsprechend flexibel gestalten können.  

Die Umfrage zeigt aber auch klar: Remote Work hat für Mitarbeiter und Unternehmen nicht nur Vorteile. Am häufigsten nennen die Befragten eine Verschlechterung des Miteinanders – die Deutschen sind hier mit 37 Prozent Vorreiter. Grund für eher pessimistische Studienteilnehmer ist oft der fehlende persönliche Austausch vor Ort. Kaum verwunderlich ist daher auch, dass 50 Prozent der Deutschen Studienteilnehmer von Vereinsamung sprechen. 

Die Technik steht immer noch im Weg

In Spanien befürchten Studienteilnehmer dagegen eher monotone Aufgaben, während die Briten mit starken gesellschaftlichen Veränderungen durch Remote Work rechnen. Dort sieht die große Mehrheit (86 Prozent) zudem unklare Grenzen und auch Überstunden (58 Prozent) als Problem. Auf Seiten der Führungskräfte spielt vereinzelt die fehlende Kontrolle über die Tätigkeit der Mitarbeiter eine Rolle. 15 Prozent der Deutschen und 18 Prozent der Amerikaner klagen auch über das Einfordern von mehr Arbeitsleistung auf Seiten der Unternehmen. Das größte Hindernis für Unternehmen stellen wiederum mangelnde technische Voraussetzungen dar, um Remote Work für alle Beteiligten optimal zu gestalten.

Die digitale Transformation hat aber nicht nur Schattenseiten, sondern ist auch ein großer Innovationstreiber. Unternehmen können heutzutage tausende Endgeräte zentral verwalten und Mitarbeiter mit der nötigen Hard- und Software ausstatten. Für die IT stellt das eine enorme Belastungsprobe dar, da Support-Prozesse durch Remote Work komplexer geworden sind und schlechte Internet-Verbindungen und mangelnde Sicherheit zum Alltag gehören. 

Mehrarbeit, die verschwimmenden Grenzen zwischen Beruf und Privatleben und in Deutschland auch Vereinsamung gehören zu den Schattenseiten von Remote Work. (Quelle: Matrix42)
Mehrarbeit, die verschwimmenden Grenzen zwischen Beruf und Privatleben und in Deutschland auch Vereinsamung gehören zu den Schattenseiten von Remote Work. (Quelle: Matrix42)

Auf Seiten der IT gibt es aber noch weitere Hindernisse zu bewältigen. IT-Profis sehen neue Compliance-Regularien und digitale Prozesse als direkte Auswirkung von Remote Work, wie auch die Anpassung bestehender IT-Prozesse an die digitale Arbeitswelt. Die Bereiche Kollaboration und Datenzugriff spielen dabei eine wichtige Rolle. Ein weiterer schöner Nebeneffekt ist die Akzeptanz der neu eingeführten Technologien und Tools, wie die aktuelle Matrix42-Umfrage zeigt, und auch die IT-Kenntnisse der Mitarbeiter haben sich verbessert.

Agilität, Transparenz, Work-Life-Balance

Die positiven Auswirkungen von Remote Work überwiegen insgesamt die genannten Stolpersteine und sprechen für hybride Modelle, die die Vorteile von Remote Work aktiv nutzen. Denn neue Arbeitsmodelle haben einige Vorzüge. So verbessert sich durch Remote Work die Work-Life-Balance der Mitarbeiter aber auch der Führungskräfte, da Arbeitswege wegfallen und beide Gruppen ihre Arbeitszeiten flexibler gestalten können. 

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Unternehmen passen zudem ihre Prozesse an die hybride, schnelle Arbeitswelt der Zukunft an. Beispielsweise ist die Agilität vielerorts gestiegen (23 Prozent) und eine transparente Kommunikation hat Einzug gehalten (16 Prozent). Das bringt auch den Mitarbeitern einen großen Mehrwert. Gleichzeitig treten im War of Talents neue Mitarbeiter auf den Plan, die bereit sind, einen weiter entfernten Arbeitsplatz anzunehmen, wenn der potenzielle Arbeitgeber die dafür nötige technische Ausstattung bereitstellt. Fast jeder fünfte Studienteilnehmer bestätigt das. 

Mehr Produktivität durch Hybrid Work? 

Beim Thema Produktivität im Rahmen von Hybrid Work scheiden sich die Geister im internationalen Vergleich, aber auch innerhalb von Unternehmen. Jeder fünfte Mitarbeiter und jeder Dritte IT-Profi gibt in der Studie an, mehr Leistung durch Remote Work zu erbringen. Nur jeder Zehnte Befragte berichtet von einem Rückgang der Arbeitsleistung.  Der Grund für die Steigerung der Leistung: Eine höhere Produktivität und Konzentration im Homeoffice, die wiederum auf die verbesserte Work-Life-Balance als auch auf die wegfallenden Arbeitswege zurückzuführen ist. 

Letzteres geben vor allem Italiener und Briten mit über 60 Prozent an. Unter den Deutschen sehen das nur 43 Prozent als Grund. Fest steht: Neue Arbeitsmodelle bieten große Chancen für Unternehmen. Mit der richtigen technologischen Weiterentwicklung für hybrides Arbeiten sichern sich Unternehmen nicht nur den Rückhalt der Mitarbeiter, sondern bleiben auf lange Sicht wettbewerbsfähig. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die IT-Abteilung, ohne die eine erfolgreiche Digitalisierung undenkbar ist.


Über den Autor

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Jörg Petzhold ist Vice President Marketing beim IT-Dienstleister Matrix42.

 

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