Das Dilemma der hybriden Arbeit

Unternehmen tun sich schwer, den Spagat zwischen Mitarbeiterzufriedenheit, dem Zusammenhalt im Team und der Erhaltung ihrer Innovationsfähigkeit zu meistern. Eine neue Studie von VMware liefert Hinweise, wie mit dieser Situation zu verfahren ist.

Die aktuellen Veränderungen der Arbeitswelt sind schwer zu überblicken. Neue Technologien stehen traditionellen Firmenstrategien gegenüber und Unternehmen müssen sich einem wirtschaftlichen Umfeld stellen, das von bestehenden Wettbewerbern ebenso wie von leistungsfähigen Newcomern geprägt ist. Moderne, hybride Arbeitsformen haben diese ohnehin schon komplexe Landschaft zusätzlich verkompliziert und neue, konkurrierende Prioritäten geschaffen.

Die drohende Rezession macht die Machtdynamik zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zunehmend instabiler.

An erster Stelle steht der inhärente Konflikt zwischen der Förderung von Innovation durch ein kollaboratives, persönliches Umfeld einerseits und der Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit durch ortsunabhängiges Arbeiten auf der anderen Seite. Das richtige Gleichgewicht zwischen Talententwicklung und Investitionen in technische Innovationen zu finden, ist ebenfalls von großer Bedeutung. Zu dieser Komplexität kommen noch externe Bedrohungen hinzu wie eine drohende Rezession, die die Machtdynamik zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zunehmend instabiler macht. In diesem Klima werden Unternehmen, die sich an absolute Werte klammern, ins Hintertreffen geraten. Stattdessen müssen sie neue Systeme und Denkweisen einführen, die es ihnen ermöglichen, Flexibilität in all ihren Formen anzunehmen.

Sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter wollen im Durchschnitt etwa 60 Prozent ihrer Arbeitszeit verbringen. (Quelle: VMware)
Sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter wollen im Durchschnitt etwa 60 Prozent ihrer Arbeitszeit im Büro verbringen. (Quelle: VMware)

Die richtigen Prioritäten setzen

Vor diesem Hintergrund hat VMware im Sommer 2022 das Marktforschungsunternehmen Vanson Bourne beauftragt, eine weltweite Umfrage unter 5.300 Personalverantwortlichen und Mitarbeitern durchzuführen, um ein Stimmungsbild zu erheben, was sie sich von ihrem jeweiligen Arbeitsumfeld erwarten. Die Ergebnisse der Umfrage flossen in die Studie „The Distributed Work Dilemma: When Innovation and Job Satisfaction Compete” ein. Wer nicht die ganze Studie durchlesen möchte, für den stehen hier die wichtigsten Erkenntnisse: 

1Es ist wichtig, die richtige Balance zwischen Innovation und Mitarbeiterzufriedenheit zu finden. Der Ausweg: Unternehmen mit hybriden Arbeitsmodellen werden am ehesten eine positive Auswirkung auf die Innovationsentwicklung feststellen.Organisationen, die sinnvolle Arbeitserfahrungen für ihre Mitarbeiter schaffen wollen, könnten eine hybride Politik einführen, bei der die Tage im Büro speziell der „Innovation“ oder „Zusammenarbeit“ gewidmet sind – mit dedizierten Programmen zu diesen Themen, um sicherzustellen, dass sich die Zeit im Büro auch wirklich lohnt.

Deutlich mehr Führungskräfte als Angestellte sind davon überzeugt sind, dass Unternehmen innovativer sind, wenn die Mitarbeiter im Büro sind. (Quelle: VMware)
Deutlich mehr Führungskräfte als Angestellte sind davon überzeugt sind, dass Unternehmen innovativer sind, wenn die Mitarbeiter im Büro sind. (Quelle: VMware)

Innovationen gedeihen am besten, wenn die Mitarbeiter im Büro sind. Andererseits steigt die Zufriedenheit des Einzelnen, wenn Mitarbeiter von überall arbeiten können. Dieses zentrale Ergebnis der Umfrage veranlasste VMware dazu, seine Studie mit dem Begriff „Dilemma“ zu betiteln. Denn ein solches ist es in der Tat – insbesondere für Arbeitgeber, die darauf bedacht sind, einerseits ein angenehmes Arbeitsklima zu schaffen, andererseits ihre Mitarbeiter am liebsten im Büro haben, damit sich Innovationen besser entwickeln lassen.

2Es kommt zu weiteren Machtverschiebungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern
Während Fachkräftemangel und hohe Fluktuation die Arbeitnehmer in den letzten Monaten in den Mittelpunkt des Interesses gerückt haben, sorgt das aktuelle Wirtschaftsklima für Turbulenzen in der Machtdynamik zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Sollte die Sorge um den Arbeitsplatz zunehmen, würden die Arbeitgeber wieder die Oberhand gewinnen. Wobei dies für Deutschland aktuell nicht zu erkennen ist: Die konjunkturellen Aussichten hierzulande haben sich in den vergangenen Wochen wieder deutlich aufgehellt. Solange der Fachkräftemangel anhält, haben die Arbeitnehmer ein gewisses Verhandlungspotenzial.

Führungskräfte haben eine deutlich positivere Wahrnehmung der Entwicklung am Arbeitsplatz in den letzten drei Jahren als ihre Angestellten. (Quelle: VMware)

3Fachkräftemangel und steigende Fluktuation stellt Unternehmen vor erhebliche Probleme
Obwohl Mitarbeiter immer zufriedener mit ihrer beruflichen Situation sind, ist die Fluktuation extrem hoch. In allen Branchen und Regionen herrscht Fachkräftemangel, Mitarbeiter können sich nahezu jederzeit für einen anderen Arbeitgeber entscheiden. 

Erwerbstätige sehen das hybride Arbeitsumfeld als die beste Möglichkeit, um Konflikte zwischen Führungskräften und Mitarbeitern zu vermeiden. (Quelle: VMware)
Erwerbstätige sehen das hybride Arbeitsumfeld als die beste Möglichkeit, um Konflikte zwischen Führungskräften und Mitarbeitern zu vermeiden. (Quelle: VMware)

Interessanterweise zeigt die Studie, dass Unternehmen mit reiner ortsunabhängigen Arbeit die höchste Fluktuation verzeichneten, während Unternehmen mit einem hybriden Arbeitsmodell die geringste Fluktuation verzeichneten. Ganz ohne Teambuidling geht es also auch nicht! Dies zeigt, wie wichtig ein ausgewogenes Verhältnis im heutigen Unternehmensklima ist.

4Automatisierung erleichtert ortsunabhängiges und hybrides Arbeiten
Investitionen in Technologie – und insbesondere in Automatisierung – sind entscheidend für die Verringerung von Burnout und die Erleichterung der Zusammenarbeit, die für die Aufrechterhaltung von Innovationen erforderlich ist, selbst bei hybriden Arbeitsmodellen. In der Befragung haben 82% der Personal- und IT-Verantwortlichen angegeben, dass ihre Unternehmen in den nächsten 12 Monaten erhebliche Investitionen in die digitale Kultur tätigen wollen, vor allem in den Bereichen, wo ortsunabhängige und hybride Arbeitsformen praktiziert werden.

Vorbereitung auf die Anywhere-Zukunft

Doch selbst wenn Unternehmen mit Strategien für ortsunabhängige und hybride Arbeit stark in ihre digitale Kultur investieren, geben nur 11% von ihnen an, dass ihre Politik dauerhaft ist. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen das oxymoronische Konzept der „permanenten Flexibilität“ annehmen – und in Tools für die Zusammenarbeit, Automatisierung und Teambildung investieren, um auch in diesem neuen Paradigma der verteilten Arbeit die Innovation zu optimieren. Hilfreich sind dabei auch formale Messgrößen, damit die qualitative Wahrnehmung mit konkreten, quantifizierbaren Werten untermauert werden kann. 

Es ist nicht davon auszugehen, dass es eine große Trendwende geben wird und die Mehrzahl der Mitarbeiter wieder komplett im Büro arbeiten muss. Unternehmen sollten weiterhin das richtige Gleichgewicht zwischen der Förderung von Innovationen und der Motivation und Produktivität der Mitarbeiter finden. Durch Investitionen in Tools für die digitale Zusammenarbeit, Automatisierung und teambildende Maßnahmen können Organisationen ihre Effizienz und ihren Erfolg steigern, und gleichzeitig die Flexibilität bieten, im Büro, von zuhause oder mobil zu arbeiten.


Über den Autor

Über den Autor

Ralf Gegg ist Vice President End-User Computing für die Region EMEA bei VMware.

 

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