KI und Sprachassistenten: Die Skepsis bröckelt

Deutsche halten wenig von Alexa, Siri, Cortana oder Google – einerseits. Als digitale Entscheidungshelfer, zum Beispiel bei der Jobsuche, werden Algorithmen und Künstliche Intelligenz hingegen gerne genutzt. Gleich zwei Studien greifen die aktuelle Stimmung unter Bundesbürgern auf. 

Gerade in Deutschland sind die Vorbehalte groß: Digitalen Assistenten und KI-Anwendungen persönliche Daten zur Verfügung zu stellen, wollen Bundesbürger oft nicht. Die Angst vor Datenverlust oder Einschränkungen in der Privatsphäre ist so groß, dass sich bislang beispielsweise lediglich 14 Prozent zum Kauf eines digitalen Sprachassistenten durchringen konnten. Und obwohl sich mit 58 Prozent mehr als die Hälfte der Nutzer die Kommunikation mit diesen Geräten und Robotern vorstellen kann, glaubt jeder Siebte, dass Amazon Alexa und vergleichbare Angebote zumindest hierzulande sich niemals flächendeckend etablieren werden.

Reizvolle Nutzung: Weiterbildungsangebote und Job-Empfehlungen vorn

Für die Besitzer eines digitalen Sprachassistenten liegt ein wesentliches Potenzial von Sprachassistenten in den Weiterbildungsangeboten, so eine repräsentative Studie von Statista im Auftrag von nextMedia.Hamburg. 49 Prozent der Deutschen können sich vorstellen, die digitalen Helfer etwa zum Lernen von Fremdsprachen zu verwenden.

Digitale Sprachassistenten halten derzeit viele Nutzer bei der Weiterbildung und beim Erlernen von Fremdsprachen für sinnvoll. (Quelle: nextmedia.Hamburg)

Weiterbildungsangebote im Allgemeinen könnten aufgrund der wachsenden Akzeptanz dieser Anwendungsvariante aber auch beruflich in Zukunft deutlicher ins Gewicht fallen. Denn was die Job-Ebene angeht, so scheinen die Bundesbürger zumindest an manchen Stellen aufgeschlossen zu sein. Vier von zehn Deutsche können sich nämlich vorstellen, bei der Auswahl eines potenziellen Arbeitgebers KI-Empfehlungen zu nutzen. Das ist das Ergebnis einer weiteren repräsentativen Umfrage, die der Digitalverband Bitkom unter 1.008 Bundesbürgern ab 14 Jahren durchgeführt hat.

„Bei der Jobsuche könnte die KI auf Grundlage persönlicher Vorlieben, Ausschlusskriterien und den Entscheidungen von ähnlichen Bewerbern passende Arbeitgeber empfehlen“, sagt Christian Kulick, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. Dabei sind eher Männer (45 Prozent) bereit, sich bei der Arbeitgebersuche durch KI unterstützen zu lassen. Demgegenüber kann sich nur gut ein Drittel der Frauen (35 Prozent) vorstellen, KI-Hilfe bei der Jobsuche in Anspruch zu nehmen. Im Vergleich der Altersklassen zeigen sich kaum Unterschiede.

Ein neuer KI-Trend? Das wäre wohl noch zu optimistisch

„Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, überall dort Entscheidungshelfer zu sein, wo große Datenmengen verfügbar sind“, lautet ein weiteres Fazit der Bitkom-Umfrage. Der Ausblick bestätigt damit im übertragenen Sinn die anderen Ergebnisse der oben erwähnten Statista-Studie. Danach nutzen 70 Prozent der Eigentümer digitaler Assistenten datenintensive Service- und Nachrichtenangebote wie Wetter- und Verkehrsmeldungen über das Assistenzsystem. Beim Hören von Musik lassen sich 58 Prozent und für organisatorische Fragen 41 Prozent von dem Hausroboter unter die Arme greifen. Immerhin 53 Prozent sehen in dem Sprachassistenten eine Entlastung.

Sicherheit und Datenschutz sind mit dafür verantwortlich, dass digitaler Helfer kritisch beäugt werden. (Quelle: nextmedia.Hamburg)

Generell jedoch scheinen im Privatbereich die Vorbehalte noch zu dominieren. Smart-Home-Anwendungen liegen immer noch nicht so richtig im Trend. 47 Prozent der Bundesbürger können der Technologie nichts abgewinnen. Mehr praktischen Einsatz dürfen sich die Assistenten aber langfristig erhoffen. 44 Prozent der Befragten denken darüber nach, in Zukunft Sprachassistenten für Smart-Home-Anwendungen zu nutzen. Vor allem jüngere Nutzer (18 bis 39 Jahre) sehen darin eine sinnvolle Verwendung.

Man gewöhnt sich langsam daran

Schon jetzt beurteilen 24 Prozent derjenigen Deutschen, die einen Sprachassistenten besitzen, die Kommunikation als normal, ähnlich wie mit einem Menschen. Das spricht zunächst vor allem für die Reife der Produkte. 70 Prozent der Nutzer empfinden die Kommunikation noch als ungewohnt, sind aber überzeugt, dass sich das künftig ändern werde. Dann könnten auch Anwendungen wie Shopping oder Hotelbuchungen häufiger genutzt werden. Aktuell kaufen lediglich 15 Prozent der Befragten über Alexa, Siri und Co. Produkte und Waren. Nur neun Prozent hält die Buchung von Reisen und Hotels über Voice-Assistant-Anwendungen für sinnvoll.

Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass Emotionen im Spiel sind. Die erwähnte Bitkom-Umfrage wollte zudem herausfinden, ob sich Bundesbürger beim Online-Dating von KI-Systemen Unterstützung holen würden. Soweit geht die Liebe aber wohl noch nicht – nur sieben Prozent beantworteten diese Frage mit Ja. Bei den Jüngeren zwischen 14 bis 29 Jahren ist diese Bereitschaft mit zwölf Prozent noch am weitesten verbreitet. „Die Vorstellung, dass eine hochemotionale Entscheidung wie die Partner-Wahl im Internet durch KI unterstützt werden kann, ist offenkundig noch zu abstrakt für viele Verbraucher“, so Kulick.

Die repräsentative Statista-Studie wurde zwischen dem 31. Januar und 6. Februar 2018 im Auftrag der Initative nextMedia.Hamburg durchgeführt. Letztere wird von der Stadt Hamburg, der Hamburg Kreativ Gesellschaft, dem Verein Hamburg@work sowie engagierten Unternehmen und Einzelpersonen getragen.

Grundlage der Bitkom-Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.008 Bundesbürger ab 14 Jahren telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ. Die Fragestellung lautete: „In welcher der folgenden Entscheidungssituationen können Sie sich vorstellen, auf Empfehlungen basierend auf Künstlicher Intelligenz zurückzugreifen?“

Titelfoto: Andres Urena via Unsplash

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