Digitale Transformation 2019: Unternehmen müssen jetzt liefern
Das Jahr 2018 hat den Druck auf Unternehmen erhöht, ihren Weg ins digitale Zeitalter zu finden. Für 2019 sind konkrete Aktionen gefragt. Neben Investitionen in digitale Technologien erkennen immer mehr, dass Menschen und Firmenkultur wichtige Erfolgsfaktoren sind.
Die Digitalisierung ist nicht mehr nur Sache der IT, die Management-Ebene übernimmt mehr Verantwortung für die digitale Transformation und die Bedeutung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als aktive Teilnehmer des Wandels setzt sich zunehmend in den Köpfen der Verantwortlichen fest – das ist der Status der digitalen Transformation laut einer neuen Studie der Consulting-Firma Altimeter. Die Voraussetzungen, dass 2019 tatsächlich etwas vorwärts geht, stehen nicht schlecht, wenngleich die Studienautoren auch sagen: Da ist noch Luft nach oben.
Digitalisierung ist nicht nur ein Thema in der IT – es geht alle an
Die digitale Transformation passiert laut der Erhebung nicht mehr nur in IT-Abteilungen. 85 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, ihre digitalen Bemühungen erstreckten sich mittlerweile auf das gesamte Unternehmen. Dennoch ist die IT bei mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen nach wie vor der wichtigste Bereich. Am ehesten dehnen Unternehmen ihre Digital-Initiativen derzeit auf Bereiche wie Kundenservice und -erlebnis oder der Modernisierung ihres Geschäftsmodells aus. Dass auch diese anderen Bereiche mit einbezogen werden, hat Auswirkungen auf die Art und Weise, wie innerhalb des Betriebs mit der Disruption umgegangen wird.
Denn jetzt braucht es jemanden, der den Überblick über die Herausforderungen und Projekte behält. Hat zuvor jede Abteilung ihre eigenen Mikroprojekte beim Management durchgeboxt, nehmen inzwischen CIOs und CTOs (Chief Information Officer und Chief Technology Officer) öfter das Heft in die Hand und sind auch nach außen Ansprechpartner für Investitionen in digitale Projekte.
„Digital“ wird Teil des Arbeitsalltags
Etwas überraschend: Die Anzahl der Chief Digital Officer (CDO), also Führungspersonen, die sich allein um die Digitalisierung kümmern, stagniert. Allerdings formieren sich immer mehr Fachgruppen in den Unternehmen, die die digitale Entwicklung mit dem Segen des Managements vorantreiben (51 Prozent und damit 27 Prozent mehr als 2017). Mit Know-how aus allen Geschäftsbereichen bauen sie die digitale Strategie aus und sorgen dafür, dass „digital“ Teil des Alltagsgeschäft wird, heißt es in der Studie. Wie ernst es Unternehmen mit den Arbeitskreisen ist, zeigt auch die wachsende Zahl der dort arbeitenden Vollzeitkräfte. In fast der Hälfte der Teams sind acht oder mehr Kollegen tätig, mehr als doppelt so viele im Vergleich zu 2017. „Luft nach oben“ heißt hier übrigens: Rund Dreiviertel aus der Mitglieder von Digital-Teams entstammen der IT-Abteilung.
Immerhin nimmt die Zahl der Beteiligten aus anderen Sparten zu. Besonders die Personalabteilung entsendete 2018 dreimal mehr Kollegen in die Ressort-übergreifenden Gremien. Dort ziehen jetzt etwa ein Drittel Personaler mit die Strippen. Das hat wohl auch damit zu tun, dass die Aufmerksamkeit nicht mehr nur digitalen Technologien gilt. Eine Vielzahl von Umfragen sowie Beispielen aus der Praxis – unter anderem von Porsche, Siemens oder Axel Springer – belegen, wie wichtig es ist, auch die Belegschaft mitzunehmen. Das spiegelt sich in der aktuellen Studie ebenfalls.
Mitarbeiter sollen die Digitalisierung erleben
Zwar stehen die Entwicklung der digitalen Infrastruktur sowie ein verbessertes Kundenerlebnis ganz oben auf der Prioritätenliste. Ein Viertel der Unternehmen nehmen die digitale Transformation aber zum Anlass, die Mitarbeiterstruktur zu reorganisieren. In Zukunft sollen Abteilungen enger zusammenarbeiten und so kreativer und effizienter werden. Damit sich Beschäftigte auf moderne Arbeitsweisen einstellen und digitale Kompetenzen erwerben können wollen Unternehmen in diesem Jahr vor allem in Trainingsprogramme investieren. Und fast die Hälfte der Verantwortlichen sucht intensiv nach Wegen, um eine Kultur aus Engagement und Innovation zu kreieren. In den Jahren davor, die Studie wird alljährlich erhoben, spielte Unternehmenskultur keine Rolle.
Digitalisierung in Unternehmen als individueller Dauerbrenner
Für die Zukunft empfiehlt Altimeter, die digitale Bewegung im Unternehmen nicht einfach laufen zu lassen. Der Status quo müsse kontinuierlich und an allen Stellen überprüft werden, sei es an den Customer Touchspoints, also den Stellen, an denen Kunden und Unternehmen aufeinandertreffen wie Support, Kaufabwicklung oder Marketing, oder bei der Belegschaft. Darüber hinaus sollten sich Investitionen nicht an hippen Technologien oder Trends orientieren, sondern am zu erwartenden Vorteil fürs Geschäft. Und schließlich: Der Wandel der Unternehmenskultur hin zu einer innovativen und inspirierenden Atmosphäre sollte unbedingt beibehalten werden.