Wie schlechtes Betriebsklima Unternehmen ausbremst
Gerade bei der digitalen Transformation in Unternehmen zeigt sich: Wenn das Betriebsklima schlecht ist, klappt auch der Wandel nicht. Denn manche Führungskräfte unterschätzen die Bedeutung der Mitarbeiter für den Erfolg der Firma.
Wenn’s schwierig wird, halten viele lieber die Klappe. Schon ist es da, das miese Betriebsklima.
Die moderne Arbeitswelt ist ja nicht nur geprägt von neuen Technologien und flexiblen Arbeitsweisen, sondern auch von der Notwendigkeit, das Verhältnis zwischen Unternehmensführung und Beschäftigten neu zu justieren. Statt dem Kommando-Ton aus der Chefetage, der bar jedes Lobes für geleistete Arbeit daherkommt, wünschen sich Beschäftigte heute vor allem mehr Wertschätzung und konstruktive Kommunikation mit den Vorgesetzten. Die digitale Transformation erfordert einen solchen neuen Umgang miteinander (Stichwort Unternehmenskultur!) – gerade weil so vieles neu ist, alle dazulernen müssen und dabei Fehler machen. Doch das Betriebsklima, Gradmesser für gute Kommunikation und Wertschätzung sowie Grundlage für die Motivation, ist nicht überall gut.
Unter Kollegen hört sich das noch ganz gut an: Man unterstützt sich gegenseitig, wie der DGB-Index „Gute-Arbeit“ des Deutschen Gewerkschaftsbundes gerade ermittelt hat. 85 Prozent der befragten Beschäftigten berichten danach von großer Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen – wichtig in Zeiten digitalen Wandels. Denn Kooperation und Kollaboration spielen eine bedeutende Rolle, etwa wenn Projekte in agilen Teams bearbeitet werden. Oder Wissen im sozialen Intranet zwischen den Beschäftigten geteilt und vermittelt wird.
Ganz anders sieht aber das Verhältnis zwischen Unternehmensleitung und Vorgesetzten gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. Aus den Zahlen des Index geht hervor, dass knapp die Hälfte (44 Prozent) sich nicht traut, Probleme im Betrieb gegenüber den Vorgesetzten anzusprechen. Und jeder Dritte (32 Prozent) sieht sich nicht ausreichend wertgeschätzt.
Das heißt zum einen, wenn es schwierig wird, halten viele Arbeitende lieber die Klappe, um Ärger zu vermeiden. Laut dem Index nehmen vor allem ältere Beschäftigte ein eher angstbesetztes Betriebsklima wahr. Gerade diejenigen mit der größten Erfahrung behalten ihre Meinung lieber für sich. Dabei ließe sich ihre Erfahrung mit dem digitalen Know-how vieler junger Kolleginnen und Kollegen wunderbar kombinieren und wäre eine gute Basis für die digitale Transformation. Vor allem weil der digitale Wandel auf Veränderung und Neuem basiert, das erst erlernt werden muss, und Schwierigkeiten sowie Fehler, die angesprochen werden müssen, nicht ausbleiben.
Die Folge schlechter Stimmung: Dienst nach Vorschrift oder Kündigung
Führungskräfte, die nicht zulassen, dass die Beschäftigten Dinge ausprobieren, scheitern und wieder von vorn anfangen, riskieren die Motivation und das gestalterische Engagement ihrer wichtigsten Ressource, der Belegschaft. Die Folge des miesen Betriebsklimas ist der Dienst nach Vorschrift. Niemand denkt mehr mit oder weiter und ist mehr oder weniger frustriert. Die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter geht im schlimmsten Fall und nimmt sein Wissen mit. Ende der Erfolgsgeschichte.
Zum anderen: Wer sich nicht traut, etwas zu sagen, kann auch nicht zeigen, was er oder sie zu leisten fähig ist – und kann dafür auch nicht gelobt oder wertgeschätzt werden. Die Anerkennung der eigenen Leistung ist aber ein wichtiger beruflicher Antrieb für immer mehr Menschen. Und sie ist die Grundlage dafür, dass sich Beschäftigte mehr zutrauen, keine Angst haben, Fehler zuzugeben, und Eigenverantwortung übernehmen wollen.
Denn genau das wird in diesen Zeiten, in denen sich aufgrund der Digitalisierung so viel verändert, von allen Seiten gefordert: weniger destruktive Hierarchien, mehr Eigeninitiative. Für das Betriebsklima und langfristig für das Gelingen der digitalen Transformation also unendlich wichtig ist ein neuer Führungsstil, der die Leistung der Mitarbeiter offen anerkennt und der Belegschaft Mut macht, auch offen zu sprechen.