Digitalisierung der Arbeit lässt Ansprüche der Arbeitenden wachsen

New Work lässt grüßen: Eine sinnstiftende Tätigkeit, mehr Freiheiten bei der Gestaltung des Arbeitsalltags, regelmäßige Job-Rotation und Beteiligung am wirtschaftlichen Erfolg ihres Unternehmen sind nur einige der Arbeitnehmerforderungen, die aus der Digitalisierung hervorgehen.

Von der Digitalisierung der Arbeit scheinen die Arbeitenden momentan eher Vorteile für sich zu erwarten als Nachteile. In einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom 1.002 Berufstätigen in Deutschland zwischen 16 und 65 Jahren zeigte sich eine überwältigende Mehrheit von 92 Prozent deutlich aufgeschlossen gegenüber neuen Arbeitskonzepten. Orts- und zeitunabhängiges Arbeiten, Homeoffice, Vertrauensarbeitszeit und flache Hierarchien werden von den meisten als Resultat neuer Technologien am Arbeitsplatz gesehen. Da verwundert es wenig, dass zwei Drittel die Digitalisierung als Chance für ihre persönliche berufliche Situation verstehen und nur ein Drittel als Gefahr.

„Die Digitalisierung ist der Treiber von New Work.“ Bitkom-Präsident Achim Berg

Der Zugewinn an persönlichen Freiheiten bei der Gestaltung des Jobs und die Befreiung von Routineaufgaben durch die zunehmende Automatisierung von Geschäftsprozessen verändert sowohl den Charakter der Arbeit als auch die Beziehung der Menschen dazu. New Work, Fritjof Bergmanns bereits Anfang der siebziger Jahre formulierte Vision vom selbstbestimmten Erwerbstätigen, scheint langsam Wirklichkeit zu werden. 

Hohe Erwartungen an Unternehmen und Staat 

„Die Digitalisierung ist der Treiber von New Work“, bestätigt Bitkom-Präsident Achim Berg und betont die breite Zuversicht, die zugleich mit der Digitalisierung des Arbeitslebens einhergeht. „Viele Erwerbstätige stellen heutzutage nicht allein die Karriere in den Mittelpunkt, sondern wollen Erfolg im Beruf mit Zeit für Familie und Privatleben verbinden.“ Selbst die meisten derer, die in der Digitalisierung eher als Gefahr sehen, würden optimistisch in die Zukunft blicken und ihren Arbeitsplatz auch langfristig für sicher halten.

New Work ist allerdings ein Trend, auf den sich Arbeitgeber und der Staat erst werden einstellen müssen. Die Ansprüche sind größtenteils nicht einfach zu erfüllen und ob sie überhaupt im Einklang mit dem immer härter werdenden wirtschaftlichen Umfeld, in dem Unternehmen heute agieren, in Einklang zu bringen sind, steht auf einem ganz anderen Blatt. 

Denn die Ansprüche der Arbeitenden an ihre Arbeitgeber haben es in sich: Laut Bitkom-Umfrage wird von 96 Prozent der Befragten eine freie Einteilung ihrer Arbeitszeit gewünscht, fast ebenso vielen ist eine  sinnstiftende Tätigkeit“ wichtig – wie auch immer diese definiert sein mag. 93 Prozent wünschen sich flache Hierarchien, 82 Prozent eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Für ein regelmäßig wechselndes Tätigkeitsfeld, also Job-Rotation, plädieren 71 Prozent. 

Ohne Digitalkompetenz geht gar nichts

Auch auf gesellschaftlicher Ebene haben Berufstätige hohe Ansprüche an Arbeitgeber.
→ 96 Prozent bekräftigen, ihr Arbeitgeber sollte Werte vertreten, mit denen sie sich identifizieren können,
→ 92 Prozent erwarten von ihm mehr gesellschaftliche Verantwortung und
→ 72 Prozent sind der Ansicht, dass auch Führungskräfte in Teilzeit arbeiten können sollten.
Die Gleichstellung der Geschlechter ist ebenfalls ein wichtiges Anliegen, zumindest in der Umfrage. Praktisch alle Befragten, Männer wie Frauen, fordern, dass Frauen und Männer für gleiche Arbeit auch gleich bezahlt werden sollten. Acht von zehn meinen, dass divers zusammengesetzte Teams, etwa mit Unterschieden in Geschlecht, Alter oder Herkunft, bessere Arbeitsergebnisse liefern. 

Hohe Erwartungen auch an die Adresse der Politik:
→ Neun von zehn fordern, dass sich auch Selbstständige verpflichtend fürs Alter absichern sollten,
→ drei von vier wollen gesetzliche Regelungen, die die Beteiligung von Mitarbeitern am finanziellen Erfolg von Unternehmen vereinfachen,
→ knapp zwei Drittel befürworten außerdem eine Lockerung der Arbeitsschutzregelungen, um Homeoffice zu erleichtern,
→ sechs von zehn wünschen sich die Umstellung von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit und
→ fast die Hälfte regt an, dass alle Beschäftigten sich eine Auszeit nehmen können, um ein eigenes Unternehmen zu gründen, mit dem Recht auf Rückkehr in den alten Job.

Zugleich ist den Arbeitenden bewusst, dass auch von ihnen einiges erwartet wird, allem voran digitale Kompetenz. Schon drei von zehn Berufstätigen meinen, Digitalkompetenz werde künftig die wichtigste Fähigkeit überhaupt für ihren Arbeitsplatz sein (2017 waren es erst 8 Prozent), und 68 Prozent der Befragten geht davon aus, dass Digitalkompetenz demnächst mindestens genauso wichtig sein wird wie fachliche oder soziale Kompetenz.

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