Abgeschnitten im Homeoffice – Wie wäre es mit einer virtuellen Kaffeepause?
Mit der Arbeit im Homeoffice lässt der Kontakt zu den Kollegen nach und das Gefühl, von der Firma abgeschnitten zu sein, kriecht in die Glieder. Schon ein paar Routinen helfen, Kontakte fast wie „in echt“ zu pflegen. Die gelten übrigens auch für die Mitstreiter im Büro.
Wenn Menschen abseits klassischer Büroräume arbeiten, dann tun sie es aus verschiedenen Gründen: der Anfahrtsweg ist lang und vermeidbar, Kinder müssen betreut werden, Handwerker haben sich angekündigt oder die anstehenden Aufgaben lassen sich besser in Ruhe bewältigen. Sie verlassen das Büro für einen Tag in der Woche oder waren noch nie da (außer zum Vorstellungsgespräch). Die wenigsten begründen ihren Homeoffice-Alltag mit lästigen Kollegen oder zu viel überflüssigem Schnack in der Kaffeepause.
Die Negativliste der Homeoffice-Arbeitsweise sieht eher so aus, dass der Austausch mit den Mit-Arbeitenden fehlt, das Netzwerk brüchig wird und kreative Pausen in der Kaffeeküche fehlen. Die vergisst man zu Hause gern und versucht, die gesamte Arbeitszeit produktiv zu sein – was Experten dann nicht ganz zu Unrecht Selbstausbeutung nennen. Faktisch ist es eben etwas anderes, ob sich Menschen „in echt“ treffen oder nur miteinander chatten, mailen oder videokonferieren. Trotzdem sind moderne Kommunikationsmittel die einzige Chance gegen die Einsamkeit in den eigenen vier Wänden. Sie streamen Nähe, Persönlichkeit, Wertschätzung und das Interesse an den virtuellen Kollegen:
Verabreden Sie sich zum virtuellen Kaffee
Warum immer nur die Video-Funktion starten, wenn es etwas Wichtiges zu besprechen gibt (was Nichtsdestotrotz sehr sinnvoll ist)? Facetime und Co. lässt sich auch für den Kaffee zwischendurch nutzen. Da passiert das gleiche wie in der Büroküche: der Smalltalk über das vergangene Wochenende oder die Familie. Auf diese Weise halten remote Arbeitende und Vor-Ort-Kollegen persönlichen Kontakt, weil nicht nur über die Arbeit gesprochen wird. Und wenn doch, können das genau die fünf Minuten sein, die nötig sind, um eine Aufgabe in einem anderen Licht zu sehen. Zuhause bleibt man doch oft einfach sitzen und grübelt ergebnislos vor sich hin. Täglich, wöchentlich oder monatlich – die Zeiten sollten feststehen, sonst werden die vermeintlich „unwichtigen“ Kaffee- oder auch Mittagspausen zu oft verschoben.
Finden Sie Gemeinsamkeiten, die Sie mit Kollegen verbinden
Freundschaften im Unternehmen sind keine Seltenheit, schließlich verbringt man viel Zeit dort und redet miteinander. Fehlt das persönliche Aufeinandertreffen, ist es aufwändiger Freundschaften zu schließen, aber nicht unmöglich. Helfen kann auch hier die Technik. Zum Beispiel können Interessengruppen und Foren im Intranet Kollegen mit dem gleichen Hobby zusammenbringen, die sich dann in ihrer Freizeit treffen oder eine virtuelle Freundschaft aufbauen und pflegen. Überhaupt ist Social Media in diesem Punkt hilfreich. Instagram, Facebook, Twitter, was auch immer, funktioniert wie ein „Themenladen“, der Gesprächsstoff liefert.
Werden Sie selbst aktiv
„Die melden sich ja auch nicht“ – remote arbeitende Kollegen machen es sich manchmal zu einfach. Nicht diejenigen im Büro brauchen dringend den persönlichen Kontakt zu den „Homeofficlern“, sondern umgekehrt. Umso wichtiger ist es, selbst die Initiative zu ergreifen. „Brauchst Du Hilfe?“ darf man auch aus dem Homeoffice fragen. An Geburtstage denken und zu erkennen geben, dass man die Arbeit der anderen schätzt, dafür sollte man sich auch von zuhause aus Zeit nehmen. Nicht im Sinne von einschmeichelnder Lobhudelei, versteht sich. Wie im echten Leben tut es einfach gut, wahrgenommen und wertgeschätzt zu werden. Das funktioniert auch per Mail oder Anruf.
Nicht immer ist das Homeoffice Luxus, sondern schlicht eine Notwendigkeit.
An die Kollegen im Büro: Vergesst die Co-Worker zu Hause nicht!
Für Mitarbeiter im Homeoffice gibt es viele Ratschläge, wie sie wahrgenommener Teil des Unternehmens bleiben, ohne vor Ort zu sein (siehe oben). Die Kollegen in der Firma tragen aber auch eine Verantwortung, ihre Teammitglieder zu integrieren. Für sie gelten die gleichen Aufforderungen: Das Angebot virtueller Kaffeepausen, Interesse am virtuellen Berufs-Gegenüber und die Integration dezentraler Mitstreiter. Denn der Satz: „Die können ja reinkommen“, trifft es nicht immer. Vorgesetzten aus dem Weg zu gehen oder langweilige Meetings zu schwänzen, sind nur selten die Beweggründe.
In manchen Fällen ist es kein Luxus, morgens von der heimischen Küche ins heimische Büro zu schlendern, sondern: es geht nicht anders und hat wenig mit Work-Life-Balance zu tun. Wenn etwa kinderbetreuende Elternteile, die sich ohnehin zerreißen, um sich selbst zu verwirklichen und gleichzeitig die Kinder auf eigene Füße zu stellen, Homeoffice machen, dann fehlen ihnen die Kollegen oft mehr als umgekehrt.
Wie schön, wenn sie dann angefunkt werden, um ihnen beispielsweise zu sagen, dass man doch jetzt eine gemeinsame Pause einlegen könnte. Eine Studie des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) hat zudem ergeben, dass Menschen ihre Arbeit, die sie im Homeoffice erledigen, als weniger bedeutend empfinden als jene, die im Büro getätigt wird. Wertschätzung aus der Firmenzentrale ist dringend geboten, um Mitarbeiter daheim zu motivieren und sie an das Unternehmen zu binden – eine durch flexible Arbeitsmodelle und Digitalisierung wachsende Aufgabe, auch für Führungskräfte.