Arbeitnehmer würden Anweisungen von Robotern befolgen

Künstliche Intelligenz ist trotz allgemein hoher Akzeptanz noch lange nicht bei den Mitarbeitern angekommen. Das liegt auch daran, dass das Thema KI für Unternehmen noch nicht zugänglich genug ist und sie deswegen zu wenig dafür tun. Ihre Mitarbeiter wären dennoch dafür bereit.

Im privaten Umfeld ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz heute schon recht weit fortgeschritten. Zu Hause eine Playliste mit einem smarten Assistenten zu starten ist aber etwas völlig anderes, als einen Algorithmus in den Unternehmensalltag zu integrieren. Nur ein sehr kleiner Bruchteil der Unternehmen setzten heute bereits KI-basierte Lösungen ein, und das obwohl die Mitarbeiter dieser Technologie sehr aufgeschlossen gegenüber stehen, wie eine gemeinsame Studie von Oracle und dem Dienstleister Future Workplace zeigt.

Überraschung! Mitarbeiter haben keine Angst um ihren Job wegen Künstlicher Intelligenz.

Demnach verwenden heute knapp zwei Drittel der Angestellten Künstliche Intelligenz im privaten Umfeld. Dagegen setzen aktuell nur 6 Prozent der Personalverantwortlichen auf KI im Unternehmen und nur 24 Prozent der Unternehmen verwenden – Stand heute – irgendeine Form von KI bei der Arbeit.

Laut Studie stehen Mitarbeiter dem Thema Künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz sehr positiv gegenüber. In Anbetracht der Diskussion, dass Roboter Arbeitsplätze vernichten könnten, ist das ein relativ überraschendes Ergebnis. Auch scheint den Angestellten allgemein klar zu sein, dass die Auswirkungen der smarten Algorithmen deutlich über die Automatisierung von repetitiven manuellen Prozessen hinausgehen werden.

Die Autoren der Studie stellen die Annahme, dass Mitarbeiter aus Angst um ihren Job der Künstlichen Intelligenz negativ gegenüber stehen würden, sozusagen auf den Kopf. Ihnen zufolge tun Unternehmen zu wenig, um die Vorteile der Automatisierung im eigenen Unternehmen zu realisieren und gefährden damit die Produktivität der eigenen Organisation und der Arbeitsplätze. So erwarten die rund 1300 Befragten, dass Künstliche Intelligenz positive Auswirkungen auf das eigene Unternehmen haben wird. Als größten Nutzen sehen Personalverantwortliche und Angestellte die Steigerung der Produktivität. Das Vertrauen der Angestellten geht sogar so weit, dass 93 Prozent auch Anweisungen von Robotern Folge leisten würden. Deswegen sollte aber die Diskussion darüber, wer künftig am Arbeitsplatz das Sagen hat, noch nicht als abgeschlossen betrachtet werden.

„Der Mensch muss der KI vertrauen“

Wie die Technikphilosophin Catrin Misselhorn in einem Interview mit der Zeit erklärt, willigt der Mensch bereits mit dem Einsatz smarter Maschinen darin ein, dass man dem Urteil der Maschine Vertrauen schenkt. Denn entweder ist die Maschine so konstruiert, dass sie in einer besseren Situation ist, eine Entscheidung zu fällen, oder die Maschine ist nutzlos. „Der Mensch muss ihr eigentlich vertrauen“, folgert Misselhorn.

Das sei auch dann der Fall, wenn der Mensch letztlich noch die Kontrolle über die Aktionen der Maschine ausübt. Das begründet die Philosophin damit, dass in einer solchen Situation letztlich der Mensch von den Informationen abhängig ist, die der Maschine vorliegen. Mit anderen Worten, wer einen Roboter, wie auch immer dieser aussehen mag, einsetzt, vertraut von vornherein darauf, dass er die gestellte Aufgabe besser löst als ein menschliche Kollege.

Laut Oracle-Studie glauben 59 Prozent der Befragten, dass Künstliche Intelligenz die Effektivität verbessern kann, und jeder zweite verspricht sich eine schnellere Entscheidungsfindung. Kostenreduktion (45 Prozent), ein besseres Kundenerlebnis (40 Prozent) und auch ein verbessertes Erlebnis für die Mitarbeiter (37 Prozent) verbuchen die Mitarbeiter ebenfalls auf der Haben-Seite. Personalverantwortliche hoffen, durch KI die Bereiche Entwicklung und Training verbessern zu können.

Bedenken über die eigenen Fähigkeiten

Bei aller KI-Euphorie haben allerdings Mitarbeiter wie Personalverantwortliche trotzt der zu erwartenden Vorteile auch einige Vorbehalte gegen die Einführung von Lösungen auf Basis von Künstlicher Intelligenz. So fürchten 90 Prozent der Personaler und 50 Prozent der Angestellten, dass sie sich nicht schnell genug an die neuen Job-Anforderungen, die mit der Einführung solcher Lösungen einhergehen, anpassen können.

Einfache KI-Innovationen in bestehende Prozesse einzubetten könnte ein Anfang sein

Auch sehen sie sich nicht die Lage, die derzeit vorhandenen Erfahrungslücken im Umgang mit KI im Unternehmen schnell und effektiv zu schließen. Kein Wunder, denn knapp zwei Drittel aller Unternehmen bieten keinerlei Training für diesen Bereich an, so die Studie. Kosten, technische Lücken und Sicherheitsrisiken stehen einer Einführung von Künstlicher Intelligenz im Unternehmen ebenfalls entgegen.

Gleichzeitig gehen Angestellte wie auch Personalverantwortliche davon aus, dass eine schleppende Einführung von KI an der eigenen Wirkungsstätte negative Auswirkung auf die eigene Karriere haben könnte. „Um Angestellte bei der Einführung von KI zu unterstützen, sollten Unternehmen sich mit Personalleitern zusammensetzen und versuchen, die mangelnden Kenntnisse zu adressieren und ihre IT-Strategie darauf zu konzentrieren, einfache und leistungsfähige KI-Innovationen in bestehende Unternehmensprozesse einzubetten“, rät Emily He, SVP of Human Capital Management Cloud Business Group bei Oracle.

Für Oracle ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz laut Studie ein Weg für Unternehmen, um auch künftig im Markt relevant zu bleiben. Außer Zweifel scheint aber dabei zu stehen, dass Mensch und Maschine künftig Seite an Seite agieren werden. Für den Technologieanbieter scheint es derzeit für Unternehmen, die weiterhin erfolgreich agieren wollen, keine Alternative als den Einsatz von KI zu geben.

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Ein Kommentar

  1. Im Artikel „Digitaler Führungsstil: Es gibt keine Transformation auf Kommando“ steht, dass 94 Prozent aller Fachkräfte sich einen sinnstiftenden Führungsstil wünschen. Im o.g. Artikel wird dagegen postuliert, dass 93% aller Mitarbeiter auch die Anweisungen eines Roboters befolgen würden.
    Wie geht das zusammen? Wo ist die Grundlage solcher Studien? Wer wurde da befragt?

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