Fachkräfte: Wie digitale Kompetenz im Unternehmen aufgebaut wird
Digitalisierungsprojekte lassen sich auf verschiedene Arten anpacken. Eine Möglichkeit ist, digitale Kompetenz mit externen Agenturen und Freiberuflern einzukaufen, eine andere, durch Neueinstellung und Weiterbildung Inhouse-Know-how aufzubauen. Für alle Konzepte gibt es gute Gründe, eine Menge Hindernisse, doch vor allem: sie schließen sich nicht aus.
Dass es mit der Digitalisierung in deutschen Unternehmen nur zäh vorangeht, liegt nicht zuletzt am Fachkräftemangel. Expertise bei der Daten-Analyse und Cyber-Security sowie Know-how in den Bereichen Cloud-Dienste oder agile Methoden wird händeringend gesucht. Darüber hinaus fehlt vielerorts die Kompetenz, sich überhaupt mit der digitalen Transformation auseinanderzusetzen und den nicht nur rein technischen Wandel von der Chefetage über die Firmenkultur bis zu den Mitarbeitern durchzudeklinieren.
Unternehmen stellen sich immer häufiger die Frage, woher die digitale Kompetenz kommen soll. Selbst wenn Fachkräfte auf dem hart umkämpften Markt zur Verfügung stünden: sie sind rar, sie sind teuer und man muss als Firma schon sehr attraktiv sein, damit die Fachkraft tatsächlich anheuert. Diese Attraktivität zeichnet sich durch mehr aus als ein sehr gutes Gehalt. Flexible Arbeitszeiten und eine ansprechende Work-Life-Balance sind nur zwei Kriterien, die zunehmend wichtiger werden.
Wer ein solches Angebot nicht machen kann, kann auf externe Agenturen zurückgreifen. Diese vermitteln IT-Freelancer und Berater, die Digitalisierungsprojekte im Unternehmen anschieben und begleiten können. Aber auch hier spielt Geld eine Rolle und niemand weiß vorher, ob die Zusammenarbeit klappt. Schlimmstenfalls müssen es mehrere Anläufe sein, bis man den passenden Partner gefunden hat. Drittes Szenario: Die Kompetenz im eigenen Haus aufzubauen. „Doch bis interne Mitarbeiter in den neuen Themen fit sind, vergeht Zeit. In dieser Zeit können externe Partner den Wandel vorantreiben“, sagt Hartmut Lüerßen, Partner der Lünendonk & Hossenfelder GmbH, die gerade eine Studie zum Thema gemacht hat. Wie also soll ein Unternehmen die digitale Transformation anpacken?
Jedem seine Digitalisierungsstrategie
Alles deutet darauf hin, dass es kein Entweder-Oder-Szenario gibt. Die Strategien können sich ergänzen oder aufeinander aufbauen. Verschiedene Faktoren wie Unternehmensgröße, Flexibilität und die Art der Arbeit, die gemacht wird, spielen eine zusätzliche Rolle.
Beispiel Großkonzern: Zwar gibt der Automobilhersteller Porsche ein Beispiel dafür, wie die digitale Transformation von innen heraus gestemmt werden kann. In der Regel bewegten sich große Firmen aber eher träge, so Lüerßen, und man dürfe nicht den Fehler machen zu glauben, die kleinen und mittelständischen Betriebe würde am ehesten auf externe Unterstützung zurückgreifen. „Die Großen kaufen sich die Flexibilität, die sie selbst nicht haben“, so der Berater.
Kleinere Betriebe, die beispielsweise als Antwort auf sich verändernde Kundenwünsche gezwungen sind, digitale Technologien zu etablieren, agieren eher nach dem Prinzip „Trial&Error“, statt zuerst ein seitenlanges Pflichtenheft zu erstellen, um die Umsetzung dann mit Partnern anzugehen. Doch auch hier ist Pauschalität fehl am Platz. Denn mit dieser Start-up-Mentalität können nicht alle etwas anfangen.
Langfristig braucht man Personal „in den eigene Reihen“
Neue Studien belegen, dass es bei diesem Thema nicht die einen Weg zum Erfolg gibt. Der aktuellen Marktstudie „Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland“ des Beratungshauses Lünendonk & Hossenfelder zufolge packen viele Unternehmen die digitale Transformation mit der Unterstützung externer IT-Freelancer oder IT-Experten an, meist auf Basis von Arbeitnehmerüberlassung.
Da die Umsätze der führenden Vermittlungsagenturen seit Jahren zweistellig steigen, könnte man schließen, dass immer mehr Firmen auf externe Berater zugreifen. Doch im Vergleich zu den Vorjahren steigen sie nicht mehr so stark an. 15 Prozent waren es im Jahr 2016, für 2018 werden „nur“ knapp über 11 Prozent vorhergesagt. Und das, obwohl immer mehr Firmen die digitale Transformation angehen. Lünendonk-Partner Lüerßen sieht die nachlassende Dynamik beim „Aufwand komplexer Projekte, der daraus folgenden hohen Auslastung im Freelancer-Markt und der Tatsache, dass IT-Experten händeringend gesucht werden.“
Eine zusätzliche Erklärung liefert die Linux Foundation. Beim Thema ‚Open Source Jobs‘ 2018 kommt sie zum Ergebnis, dass nur noch 38 Prozent externe Berater engagieren. 2017 waren es noch 47 Prozent. Unernehmen bevorzugten es stattdessen, Mitarbeiter intern auszubilden, um die Expertise im Haus zu haben – in diesem Fall im Hinblick auf Open-Source- und Linux-Technologien. Das würde bedeuten, Unternehmen möchten unabhängig sein und Mitarbeiter weiterbilden, die sich im Firmengefüge auskennen.
Langfristig dürften derlei Erkenntnisse dazu führen, digitale Kompetenzen im Haus zu etablieren. Thorsten Wegner vom IT-Service-Dienstleister Cognizant, weist der Förderung interner Datenkompetenz höchste Priorität zu. In einem Blogbeitrag schreibt der Vice President und Head of Digital Business, an „geeignetem Personal in den eigenen Reihen kommen Unternehmen mittelfristig nicht herum.“ Bis dahin werden Unternehmen wohl alle verfügbaren Szenarien durchspielen und anwenden.