
Führung in Graustufen – Warum Leadership ein System braucht
Es gibt heute kein Patentrezept für gute Führung mehr, kein Schwarz und Weiß. Führung findet zunehmend in Graustufen statt. Doch welche Regeln und Orientierungspunkte gelten hier und wie sieht gute Führung in der praktischen Umsetzung aus?
Führung war schon mal einfacher. Heute soll sie zugleich Orientierung geben und Freiräume lassen, Wandel ermöglichen und Stabilität sichern, präsent sein – auch auf Distanz. Kein Wunder, dass sich Führung zunehmend in Spannungsfeldern bewegt, in denen Erwartungen kollidieren. Das zeigt auch der aktuelle Gallup Engagement Index: Nur neun Prozent der Beschäftigten in Deutschland fühlen sich emotional an ihr Unternehmen gebunden. Weitere 13 Prozent haben bereits innerlich gekündigt. Einer der Gründe: unzureichende Führung. Rund 70 Prozent der Mitarbeiterbindung hängen vom Verhalten des direkten Vorgesetzten ab.
Der Mythos vom geborenen Leader
Damit Führungskräfte in einer agilen und teils disruptiven Welt sicher navigieren und agieren können, braucht es ein Umdenken. Denn obwohl die Anforderungen an Führung in den vergangenen Jahren deutlich komplexer geworden sind, hält sich ein Bild hartnäckig: das der naturgegebenen Führungspersönlichkeit. Doch Führung ist keine Frage des Naturells. Sie ist eine Aufgabe, die sich stetig wandelt. In volatilen Märkten, hybriden Teams und internationalen Kontexten reichen Fachwissen und natürliche Autorität längst nicht mehr aus. Selbst wer über Führungspotenzial verfügt, wird scheitern, wenn er sich nicht kontinuierlich weiterentwickelt. Führung sollte als erlernbare Kompetenz verstanden werden, die man gezielt fördern und strategisch verankern muss.
Warum klassische Programme nicht mehr greifen
Viele Unternehmen versuchen, dieser Herausforderung mit Trainings zu begegnen. Doch die gängigen One-Size-Fits-All-Formate greifen oft zu kurz: zu generisch, zu isoliert, zu wenig kompatibel mit dem Arbeitsalltag und den reellen Herausforderungen. Gefragt sind Lernformate, die an reale Problemstellungen andocken, individuelle Entwicklungsräume schaffen und im Unternehmen verankert sind. Digitale Lernsysteme mit modularen, personalisierte Lernpfaden können hier neue Wege eröffnen.
Führung mit System
Die All for One Group, ein IT-, Consulting- und Service-Provider mit starkem SAP-Fokus und rund 3.000 internationalen Mitarbeitenden, stand vor genau dieser Herausforderung. Eine unternehmensweite Befragung zeigte: Führung ist ein zentrales Handlungsfeld, wird aber uneinheitlich interpretiert und intuitiv gelebt. Vor allem im globalen Kontext fehlte eine gemeinsame Grundlage, an der sich Führungskräfte orientieren können.
Anstatt isolierte Trainings anzubieten, entschied sich das Unternehmen bewusst für einen systemischen und langfristig angelegten Weg. Ziel war es, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern individuelles Wachstum zu fördern und zugleich einen verbindlichen Rahmen für Führungsarbeit im ganzen Unternehmen zu schaffen. Das Ergebnis: ein digitales Leadership Ecosystem, das vielfältige Formate bündelt, Prinzipien klar benennt und Führung auf allen Ebenen erlebbar und entwickelbar macht.
Vier Prinzipien als Kompass
Im Zentrum des Leadership Ecosystems stehen vier Führungsprinzipien. Sie definieren, was gute Führung bei der All for One bedeutet, und geben Orientierung im täglichen Handeln:
- Embrace Change
Veränderung ist kein Ausnahmezustand, sondern der Normalfall. Gute Führung bedeutet, den Wandel aktiv zu gestalten und als Chance zu begreifen.
- Communicate and Collaborate
Wirksame Führung lebt vom Dialog. Wer gut führt, kommuniziert transparent, hört zu und schafft Räume für Zusammenarbeit – teamübergreifend und auf Augenhöhe.
- Encourage and Develop
Verantwortung übernehmen heißt, Potenziale zu erkennen und zu fördern – bei anderen wie bei sich selbst. Entwicklung ist kein Bonus, sondern Kern der Aufgabe.
- Take Ownership and Drive Meaningful Outcomes
Gute Führung bedeutet, Verantwortung zu tragen – für Entscheidungen, Ergebnisse und das gemeinsame Ziel. Mit Klarheit, Verbindlichkeit und Wirkung.
Jedes dieser Prinzipien ist im Ecosystem mit konkreten Erwartungshaltungen und Kompetenzfeldern hinterlegt. So wissen Führungskräfte, was wichtig ist und wie sie sich gezielt weiterentwickeln können.
Lernen als interaktive Reise
Technologisch umgesetzt wird das System über eine Plattform. Nutzer:innen bewegen sich durch eine virtuelle Welt mit vier Themenkontinenten, die jeweils einem der vier Führungsprinzipien gewidmet sind. Die Umgebung ist wie eine interaktive Lernreise spielerisch gestaltet, vergleichbar mit einem Videospiel: Dort lassen sich Lerninhalte entdecken, Peer-Sessions durchführen oder persönliche Reflexionstools nutzen.
Gute Führung zahlt sich aus – und macht sich auch in der Bilanz bemerkbar.
Ergänzt wird das System durch zusätzliche Module wie die „One Academy“ mit strukturierten Weiterbildung-Trainings sowie dem „Campfire“ als digitalen Dialograum für kollegialen Austausch. Ein Coaching-Avatar unterstützt bei individuellen Fragen und perspektivisch soll ein 360°-Feedback-Modul helfen, Entwicklungspotenziale noch gezielter sichtbar zu machen. Was hier entstanden ist, ist mehr als ein E-Learning-Tool. Es ist eine dynamische Lernumgebung, die Wissen vermittelt und Führung erlebbar macht.
Ein flexibler Rahmen statt One-Size-Fits-All
Viele Unternehmen tun sich schwer, Führung zu definieren, ohne sie zu normieren. All for One gelingt hier ein Spagat: Das Leadership Ecosystem liefert klare Leitplanken, ohne Individualität zu beschneiden. Es baut auf bestehenden Kompetenzen auf, macht diese sichtbarer und fördert gezielt neue – über Standorte, Teams und Kulturen hinweg.
Ob Menschen sich einbringen oder innerlich kündigen, hängt wesentlich vom Führungsverhalten ab. Laut Gallup-Index verursacht Quiet Quitting jedes Jahr volkswirtschaftliche Schäden von über 130 Milliarden Euro. Wer in Leadership investiert, stärkt demnach nicht nur Kompetenzen, sondern die wirtschaftliche Resilienz seines Unternehmens. Die All for One Group hat gezeigt, wie eine systemisch gedachte Führungsentwicklung, die Haltung, Entwicklung und Wirkung verbindet, aussehen kann. Wer Leadership als strategische Aufgabe versteht, schafft nicht nur Klarheit in Graustufen, sondern Zukunftsfähigkeit.