Formel 1 und IT – wie Motorsport zum Datensport wird
„Every business is an IT business“ – das gilt auch für die Formel 1. Die Königsklasse des Rennsports ist nicht nur Hochleistungssport, sondern auch Pionier in Sachen Digitalisierung. Kaum eine andere Sportart nutzt stellt so hohe Anforderungen an ihre IT und die flexible Nutzung von Daten.
Zwei weißblaue Autos, zwei angespannte Fahrer, ein halbes Dutzend geschäftige Ingenieure in der Box – das ist es, was man von einem Formel 1-Team wie ROKiT Williams im TV sieht. Was man höchstens erahnen kann: Gleichzeitig zu den Testfahrten und den Rennen läuft im Hintergrund eine gut geölte IT-Maschinerie genauso sehr auf Hochtouren wie die Motoren, die die windschnittigen Boliden antreiben, nur um einiges leiser.
Geschwindigkeit, Effizienz, Minimalismus – was für die IT gilt, gilt auch für die Formel 1.
Mehrere Hundert Gigabyte an Daten werden an jedem Rennwochenende von den weit über 100 Sensoren generiert, die in einem Formel 1-Wagen verbaut sind. Per Funk werden sie an die Box übermittelt, gespeichert und zugleich per Hochleistungsnetz ans Werk im englischen Silverstone übertragen. Dort sitzt ein Team aus 15 bis 20 Konstrukteuren, Ingenieuren, Motor- und Datenexperten, das die Datenströme in Echtzeit analysiert und mit den Ingenieuren in der Box kontinuierlich berät, was als nächstes zu tun ist – Änderungen am Fahrwerk oder der Karosserie, Finetuning des Motors, Anweisungen an den Fahrer, wie er sich an bestimmten Stellen der Strecke verhalten soll.
Werkzeug, Reifen, Server
Die Formel 1 ist längst ein datengetriebener Sport geworden. Wenn ein Team auf einer Rennstrecke seine Box bezieht, sieht man außer den Autos, den Karosserieteilen und den Reifenstapeln auch etliche Server-Schränke und viele, viele Monitore, an denen Ingenieure Sensordaten begutachten. Die Erkenntnisse aus deren Analyse bestimmen Rennen für Rennen, wie genau ein Wagen für den jeweiligen Kurs vorbereitet werden muss. Einige der Maßnahmen sind von außen an der Karosserie zu erkennen, die meisten betreffen die Abstimmung von Fahrwerk und Motor.
Rund 200 physische und virtuelle Server, 650 Engineering-Workstations und mehr als 1.000 Microsoft Office 365-Postfächer umfasst die IT-Infrastruktur des etwa 700 Mitarbeiter*innen starken Williams-Rennstalls. Der Datenbestand beträgt jetzt schon etliche Hundert Terabyte, bald soll die Petabyte-Marke erreicht werden. Der Hersteller für Backup- und Security-Software Acronis ist Sponsor des ROKiT Williams-Teams und zugleich der Technologiepartner, dem ein guter Teil des Umgangs mit diesen Daten, anvertraut wurde, deren Sicherung und Schutz. Neben der schieren Datenmenge lag eine der Herausforderungen darin, den Datenbestand leichter und dynamischer verfügbar zu machen sowie Cloud-Speicher mit einzubinden.
Alle Daten müssen immer verfügbar sein
Durch die immer größer werdenden Datenvolumina dauerten in der Vergangenheit die Backups immer länger, zum Schluss konnten die Zeitpläne für die Datensicherung nicht eingehalten werden, weil die Zeitfenster dafür zu kurz wurden – geplante Backups konnten nicht beginnen, weil das Backup davor noch nicht fertig war. Das IT-Team bei Williams war auch dazu gezwungen, viele Daten zu löschen oder einfach zu ignorieren, weil deren Speicherung zu viel Platz und deren Analyse einfach zu viel Zeit in Anspruch nahm. Die Anforderung war, eine Möglichkeit zu schaffen, um so viele Daten so schnell wie möglich speichern zu können, damit diese möglichst schnell zur Analyse bereitgestellt werden können.
Durch die Partnerschaft mit Acronis konnte das Williams-Team seine Backup-Zeiten von Tagen auf Minuten verkürzen. Erreicht wurde das durch Backups, die sowohl das eigene Rechenzentrum als auch die Acronis Cloud als Speicherort hatten. Durch das neue Setup konnte Williams auch die Bandspeicherung schrittweise außer Dienst stellen und parallel dazu die Daten in die Cloud übertragen, damit sie einfacher abrufbar sind. Auf diese Weise war es dem Team möglich, flexibel auf beliebige historische Dateien zuzugreifen und sie schnell für die Analyse bereitzustellen. Das Aufrufen von historischen Daten aus Telemetrie, Windkanal-Tests und Konstruktion ist immer wieder notwendig wenn Ingenieure versuchen, die Autos weiter zu verbessern.
Drang zur Innovation
Um das IT-Team zu entlasten und die Datenverwaltung zu optimieren, wurden die routinemäßigen Backups an den Helpdesk ausgelagert. „Das Kern-IT-Team eines Formel 1-Teams ist in der Regel sehr klein“, sagt Gaidar Magdanurov, Chief Cyber Security Strategist bei Acronis. „Sie reduzieren deswegen gerne die Zahl der Tools, die sie verwenden müssen, und ziehen Tools vor, die ihnen möglichst wenig Zeit und Arbeit kosten. Vor allem für das IT-Team vor Ort gilt an einem Rennwochenende für sie dieselbe Regel wie für alle anderen Ingenieure in der Box: Alles muss mit wenigen Handgriffen sitzen.“
Der Reiz, Partnerschaften mit Formel 1-Teams wie Williams oder Racing Point einzugehen, lag für Acronis nicht nur in den Möglichkeiten für Marketing und Promotion. „Das tolle an Formel 1-Teams ist deren Drang zur Innovation“, sagt Magdanurov. „Sie versuchen sich ständig zu verbessern und an die Grenzen zu gehen. Alles muss permanent besser, schneller, einfacher werden. Es sind dieselben Kriterien, die in der Formel 1 wie auch im Technologiesektor gelten: Geschwindigkeit, Effizienz und Minimalismus. Also versuchen wir mit deren Anforderungen Schritt zu halten und letztendlich kommt dieser Prozess allen unseren Kunden zugute.“
Datenverwaltung wird immer innovativer, wenn es um ihre Digitalisierung geht. Das könnte super effizient für Motorsport sein, der so zahlreiche Datenvolumen verfügt. Danke für die Information!