New Pay: Wie Vergütung nach Kennzahlen funktionieren könnte
Wie lässt sich Lohngerechtigkeit herstellen, wenn man nicht mehr nur nach Arbeitszeit und Leistungsvorgaben bezahlt wird? Das ifaa-Institut hat einen Leitfaden entworfen, der die Parameter einer kennzeichenbasierten Vergütung benennt und praxisnahe Ansätze liefert.
Nicht nur bei den sogenannten „Wissensarbeitern“ ändern sich durch die Digitalisierung die Leistungskriterien, die ihr Gehalt definieren. Auch die Arbeitenden in der produzierenden Industrie werden sich, bedingt durch die vernetzte Produktion (Stichwort Industrie 4.0), kürzere Innovationszyklen, kleinere Losgrößen und die Umstellung vieler Geschäftsmodelle, auf Veränderungen einstellen müssen – nicht nur was ihre Tätigkeit betrifft. Denn immer mehr werden auch die Parameter, nach welchen ihre Leistung gemessen wird, in Frage gestellt. Arbeitgeber ebenso wie Gewerkschaften suchen nach neuen Lösungen.
Das arbeitgebernahe ifaa Institut für angewandte Arbeitswissenschaft setzt mit einem neuen Leitfaden über „Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt“ (PDF) einen ersten Aufschlag in dieses neu zu definierende Feld. Die Broschüre soll vor allem Geschäftsführern, Personalleitern, Betriebsräten und allen am Thema Interessierten helfen, sich mit diesem Themenkomplex vertraut zu machen und über die Renovierung der eigenen Vergütungskonzepte nachzudenken.
Fragen, die sich Arbeitgeber stellen
„Unternehmen, die ihr Entgeltsystem neu gestalten wollen, stehen häufig vor der Herausforderung, wie sie veränderte Leistungen bewerten sollen“, sagt Amelia Koczy, wissenschaftliche Expertin des ifaa. Das Dokument zeigt deswegen neben den methodischen Grundlagen für den Entwurf neuer Modelle auch Gestaltungspotenziale und mögliche Stolperfallen im Betrieb auf. Konkret geht es um Fragen wie:
→ Wie richte ich die tägliche Arbeit meiner Mitarbeiter auf die Unternehmensziele aus?
→ Wie schaffe ich es, durch das Vergütungssystem den Unternehmenserfolg zu unterstützen?
→ Wie messe ich die Leistung meiner Mitarbeiter?
→ Welche Rolle spielen Kennzahlen in der heutigen Arbeitswelt?
Wie aus den oben gestellten Fragen deutlich erkennbar, wird in der Broschüre das Thema ganz klar aus der Arbeitgeberperspektive betrachtet. Dennoch ist im Dokument für alle hilfreich, die verstehen wollen, wie sich Parameter zur Leistungsbeurteilung und Entlohnung von Arbeitenden durch die Digitalisierung verschieben. Dass dabei auf möglichst konkrete Kennzahlen gesetzt wird, macht die Praxisbeispiele anschaulicher. Doch nicht nur aus diesem Grund setzt das ifaa auf Kennzahlen.
Kennzahlen haben Tradition
Das ifaa wurde 1962 vom Gesamtverband der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie e. V., kurz Gesamtmetall, gegründet. Variable Vergütung auf Basis von Kennzahlen hat in dieser Industrie eine lange Tradition. „Die Idee, Kennzahlen zu definieren, die das Leistungsergebnis der Beschäftigten widerspiegeln und diese Beschäftigten danach zu vergüten, hat auch in der heutigen Zeit nicht an Attraktivität eingebüßt – auch wenn neben individuellen, arbeitsplatzbezogenen Mengenkennzahlen zunehmend auch alternative, zum Beispiel team- oder unternehmensbezogene Größen in den Fokus rücken“ sagt Amelia Koczy.
Zwischen den beiden Polen, der individuellen Leistung einerseits und dem Unternehmenserfolg andererseits, existiert ein breites Gestaltungsfeld, das der Leitfaden zu erkunden versucht. Neben einer grundsätzlichen Erläuterung der Rahmenbedingungen für den richtigen Einsatz von Kennzahlen beschäftigt sich das Dokument mit einzelnen wesentlichen Parametern wie z.B. Bereichs- und personenbezogenen Kennzahlen, mit Methoden zur Gestaltung der Kennzahlenstruktur sowie mit der Definition von Zielen. Auch Wechselwirkungen bei der Kombination mehrerer Arten von Kennzahlen werden unter die Lupe genommen. Abgerundet wird das Ganze durch eine Reihe von nachvollziehbaren Praxis- und Kalkulationsbeispielen.