Erreichbarkeit im Urlaub: Die meisten können’s einfach nicht lassen
Da wirft man den jüngeren Generationen gerne vor, vor lauter Grenzenlosigkeit durch digitale Medien und Technologien am Arbeitsplatz das wahre Leben zu vergessen – und dann sind sie es, die im Urlaub eher offline gehen als ihre älteren Kollegen.
„Digitale Technologien ermöglichen ein flexibles, selbstbestimmtes Arbeiten und können Berufstätigen mehr Freiheit geben“, so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder bei der Vorstellung einer aktuellen Umfrage zum Thema ‚Erreichbarkeit in den Ferien‘. Es stimmt schon: Mobile Geräte, Cloud-Dienste und eine Unternehmenskultur, die Arbeiten überall und zu jeder Zeit erlaubt, befreien Arbeitnehmer von starren Arbeitsweisen. Besonders jüngere Menschen nutzen diese neuen Möglichkeiten. Wenn diese Flexibilität aber dazu führt, sich vor traumhafter Urlaubskulisse zu einem Web-Meeting hinreißen zu lassen, dann ist die Erholung dahin, bevor sie begonnen hat.
Insgesamt sind laut der Umfrage 64 Prozent der Berufstätigen im Sommerurlaub erreichbar – sieben Prozentpunkte weniger im Vergleich zum Vorjahr. Obwohl Smartphone und Laptop gerade bei den Jüngeren als Digital Natives zum Alltag gehören, sind es die älteren Beruftätigen, die öfter im Urlaub online sind. Unterteilt in Altersgruppen, schaltet nur etwa ein Drittel der über 50-Jährigen und nur 30 Prozent der 30- bis 49-Jährigen im Urlaub ganz ab. Bei den 14- bis 29-Jährigen klinken sich immerhin 39 Prozent während der Urlaubszeit aus.
Wann ist es Arbeit und wann nicht?
Viele sehen es scheinbar nicht als wirkliche Arbeit, wenn sie hin und wieder einer WhatsApp-Nachricht vom Kollegen beantworten müssen. 61 Prozent lassen derartige Kontakte in ihrer Freizeit zu. Mehr als die Hälfte bleibt auch telefonisch für den Chef, Kollegen und Kunden erreichbar. Noch 27 Prozent lesen geschäftliche E-Mails.
Laut Arbeitszeitgesetz sind leitende Angestellte von der Regelung ausgenommen, sich im Urlaub und an Feiertagen eine Offline-Zeit zu gönnen. Das ist auch nicht das Problem. „Besonders problematisch sind Situationen, in denen die permanente Erreichbarkeit ohne Ausgleichsmöglichkeit stillschweigend vorausgesetzt wird“, so Rohleder. „Man sollte sich gut funktionierende Vertretungsmöglichkeiten suchen“.