Die Vor- und Nachteile der 4-Tage-Arbeitswoche
„Arbeitszeitverkürzung bringt Produktivitätssteigerung“ – an Schlagzeilen wie diese haben wir uns fast gewöhnt. Doch es wird langsam ernst mit der 4-Tage-Arbeitswoche. Grund genug, uns die Vor und Nachteile anzusehen.
Es sieht sehr danach aus, als würden im Zuge der Digitalisierung klassische Arbeitszeitmodelle wie die 5-Tage-Arbeitswoche immer mehr in Frage gestellt. Das trifft vor allem für Berufe zu, bei denen die Arbeit digital verrichtet wird. Hier wird die 4-Tage-Arbeitswoche schon seit geraumer Zeit intensiv diskutiert – und nicht nur das. Bereits vor einigen Jahren wurde weltweit Pilotversuche gefahren. Microsofts Testlauf in Japan 2019 war ebenfalls ein voller Erfolg weil er bewies, dass man durch kluge begleitende Maßnahmen bezüglich Arbeitsweise die Produktivität sogar steigern kann.
Neuseeland, Japan, Island, Spanien – die 4-Tage-Arbeitswoche rückt immer näher.
Durch die Corona-Krise bekam die Diskussion um das Thema neuen Auftrieb. So wurde die 4-Tage-Arbeitswoche neulich in Island erfolgreich getestet und sie wird in Spanien ab Herbst 2021 eingeführt. Was vorher als Zukunftsmusik klang, wird heute Realität.
Was genau ist die 4-Tage-Arbeitswoche?
Ein Blick auf die Geschichte der Arbeitswelt bestätigt den eindeutigen Trend, dass die Anzahl der Arbeitstage pro Woche nach und nach reduziert wurde. Während im 19. Jahrhundert die 7-Tage-Arbeitswoche ganz normal war, wurde im 20. Jahrhundert zuerst sechs Tage gearbeitet und Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die 5-Tage-Arbeitswoche eingeführt. Nun also die 4-Tage-Arbeitswoche.
Der Name ist beim Wort zu nehmen: 4-Tage-Arbeitswoche bedeutet, dass tatsächlich nur nur vier Tage pro Woche gearbeitet wird, z.B. von Montag bis Donnerstag oder von Dienstag bis Freitag. Ob die gesamte Anzahl der Arbeitsstunden reduziert wird, steht noch nicht eindeutig fest. Es sieht aber so aus, als könnten dies Arbeitgeber und Arbeitnehmer untereinander abstimmen. Hauptsache ist, dass das volle Gehalt bezogen werden soll. Darüber hinaus gibt es auch den gesetzlichen Urlaubsanspruch von mindestens vier Wochen pro Jahr, der geregelt bzw. verhandelt werden müsste.
Was können wir schon heute über die Vor-und Nachteiler der 4-Tage-Arbeitswoche sagen? Wir bei Jooble haben uns dieser Frage angenommen, hier sind unsere Erkenntnisse:
Die 4 Vorteile der 4-Tage-Arbeitswoche
- Bessere Work-Life-Balance
Arbeitende, bei denen Privatleben und Arbeit im Gleichgewicht sind, stehen weniger unter Strom, sind insgesamt glücklicher und können sich nicht nur besser auf die Arbeit konzentrieren, sondern sie auch genießen. Sie haben mehr Zeit für Hobbys, Sport und auch fürs Ausschlafen. Drei Tage zur Entspannung sind zudem gut für die Gesundheit und schützen besser vor Stress und Burnout.
Dieser Vorteil wird indirekt auch durch das Pareto-Prinzip bestätigt. Die 80/20-Regel besagt: 80 Prozent der Ergebnisse können mit 20 Prozent des Gesamtaufwandes erreicht werden. Lieber weniger, aber besser. - Mehr Zeit für Familie und Freunde
Ein freier Werktag mehr bedeutet natürlich mehr Zeit für das soziale und das Familienleben, inklusive mehr Kontakt zur Natur bei Aktivitäten wie Wandern oder Spazierengehen. Untersuchen zeigen, dass Menschen ohne soziale Kontakte nicht glücklich sein können. Je mehr soziale Kontakte also, desto zufriedener sind die Kolleginnen und Kollegen. Und das hat einen direkten Einfluss auf das ganze Arbeitsklima und die Unternehmenskultur. - Mehr Arbeitsplätze, Produktivitätssteigerung und Jobattraktivität
Selbst wenn die Produktivität trotz Arbeitszeitverkürzung in den Unternehmen gehalten werden kann und es keinen unmittelbaren Bedarf für mehr Personal gibt, bietet die 4-Tage-Arbeitswoche das Potenzial, zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Mehr Freizeit für mehr Menschen hat mehr Freizeitaktivitäten zur Folge, und davon könnten viele Branchen profitieren.
Für die Arbeitgeber bedeutet die 4-Tage-Arbeitswoche, dass ihre Mitarbeitenden weniger krank werden, was zu einem zusätzlichen Produktivitätsgewinn führen könnte.
Außerdem gewinnen Firmen, die die 4-Tage-Arbeitswoche einführen, als Arbeitgeber an Attraktivität und können leichter hochqualifizierte Fachkräfte anlocken. - Umweltfreundlicher und sicherer
Laut Statistik gibt es heute trotz Corona und Homeoffice immer noch relativ viele Pendlerinnen und Pendler, die mit dem Auto zur Arbeit fahren. Durch die 4-Tage-Arbeitswoche würde die Anzahl der Autos auf den Straßen reduziert, was einerseits Energie einspart und Abgase reduziert, andererseits für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgt.
Die 4 Nachteile einer 4-Tage-Arbeitswoche
- Gefahr von Gehaltskürzungen
Dank Corona leben wir in wirtschaftlich unsicheren Zeiten, die in den letzten 18 Monaten für viele Erwerbstätige mit einer Einkommensminderung durch Kurzarbeit einherging. Der Staat hat durch Zuschüsse einen Ausgleich geschaffen, auch wenn er nicht vollwertig war. Welche Auswirkungen eine Arbeitszeitverkürzung auf die 4-Tage-Arbeitswoche in einigen Branchen auf die Arbeitswelt an Ganzes konkret hätte und ob angesichts einer drohenden weltweiten Wirtschaftskrise die 4-Tage-Woche in anderen Branchen nur gegen Einkommenseinbußen angeboten würde, kann heute noch niemand absehen. Gesetzlich geregelt ist in dieser Hinsicht zumindest noch nichts. - Gefahr der Zwei-Klassen-Arbeitswelt
Natürlich kann das Arbeitsmodel mit vier Arbeitstagen nicht komplett für alle Berufe übernommen werden. Es gibt Berufe wie Rettungsdienste, Ärzte oder Polizei, die rund um die Uhr verfügbar sein müssen. Eine Verkürzung der Arbeitszeit würde eine Kapazitätslücke zur Folge haben. Und ob die 4-Tage-Woche auf freiberuflich tätige übertragbar ist, wo das Einkommen direkt von den geleisteten Arbeitsstunden abhängt, ist zu bezweifeln. All das hätte eine Zwei-Klassen-Arbeitswelt zur Folge. - Dienstleistungsbranche und Startups sind außen vor
Die Dienstleistungsbranche und Startups können sich die 4-Tage-Woche schlicht nicht leisten. In der Dienstleistungsbranche spielt der rechtzeitige Service eine wichtige Rolle. Weniger Service bedeutet weniger zufriedene Kunden. Und dass bei Startups der Erfolg vom überdurchschnittlichen Engagement und viel, viel Mehrarbeit abhängt, ist hinlänglich bekannt. Die 4-Tage-Arbeitswoche würde diese Brachen ins Straucheln bringen. - Probleme bei der Umsetzung und Übergang zur 4-Tage-Arbeitswoche
In den Zeiten der Lockdowns haben wir hautnah erlebt, wie schwierig der Übergang zu einem neuen Arbeitsmodell sein kann. Inzwischen sind die Arbeitszeiten individuell so unterschiedlich wie noch nie. Wird die Arbeitszeit weiter gekürzt, könnte es mit den Zeitfenstern für die Zusammenarbeit und die Abstimmung mit den Kollegen eng werden. Es braucht mehr Möglichkeiten, um die Zusammenarbeit noch besser asynchron zu gestalten. Dank intelligenter Collaboration-Plattformen ist das nicht unmöglich, aber auch nicht trivial.
Die Arbeitswelt wird auf jeden Fall flexibler
Wie viele Tage mit jeweils wie vielen Stunden würden Sie selbst arbeiten wollen? Soll Ihrer Ansicht nach die 4-Tage-Arbeitswoche flächendeckend eingesetzt werden? Es gibt zurzeit keine eindeutigen Antworten auf diese Fragen. Doch wir befinden uns in einer Zeit globaler Transformationen. Wie schnell ein Übergang zur 4-Tage-Arbeitswoche gelingen kann, wird wohl am besten anhand der Auswertung der Stellenanzeigen auf Jobbörsen wie Jooble herauszulesen sein. Nur eines steht fest: Künftiges Arbeitszeitmodelle werden mit Sicherheit flexibler gestaltet sein, ein Zurück zu 9-to-5 wird es nicht geben.
Die vier Tage Woche hätte sehr viele Vorteile für die Umwelt, für die Arbeitsteilung und für unsere Gesundheit. Neben den Vorteilen die im Artikel genannt wurden ist auch sehr wichtig, dass durch diese Reduktion der Arbeitszeiten die Arbeit gerechter verteilt wird, mehr Menschen eingestellt werden können und wir hoffentlich aus diesem Konsumwahn in dem wir leben herauskommen. Das wäre sehr wichtig für die Umwelt und den Klimawandel, da wir auch jetzt schon sehr spät dran sind mit einem Umdenken. Diese Anderung ist für alle positiv, wie auch im Text beschrieben wird das Konzept bereits mit großen Erfolgen in Ländern wie Spanien und Island umgesetzt. Jetzt müssten Deutschland und Österreich auch handeln, oder am besten die ganze EU und die USA. Wahrscheinlich wird es nicht von heute auf morgen passieren aber die erste SChritte sind bereits getan.