
Hybrides Arbeiten: Warum wollen Unternehmen Mitarbeitende zurück ins Büro holen?
Zahlreiche namhafte Unternehmen sind seit geraumer Zeit mit ihren Mitarbeitern im Clinch, weil sie Remote-Arbeit zurückfahren wollen. Was versprechen sie sich davon und was spricht für bzw. gegen Hybridarbeit?
Steht es um die Produktivität wirklich so schlecht, wie viele Manager vermuten?
Lord Rose, ehemals Vorstandsvorsitzender der britischen Einzelhandelsunternehmen Asda und Marks & Spencer, machte kürzlich die Homeoffice-Kultur dafür verantwortlich, das Arbeitsprozesse schlechter laufen, die Produktivität zurückgeht und das Wohlbefinden abnimmt. Doch stimmt das wirklich? Immerhin geben in einer kürzlich veröffentlichten Studie von Lucid 73 % der Befragten an, dass sie von den Regeln für hybrides Arbeiten ihres Unternehmens profitieren. Warum fordern dennoch immer mehr Unternehmen – darunter Amazon, JP Morgan und Boots – ihr Personal auf, wieder voll ins Unternehmen zurückzukehren?
Entwicklung von Remote- und Hybridarbeit
Im Dezember 2024 stellte das britische Office for National Statistics fest, dass 39 % der Erwachsenen im Vereinigten Königreich entweder ganz remote arbeiten oder hybride Arbeit leisten, für die sie abwechselnd im Homeoffice und im Unternehmen sind. Noch vor fünf Jahren, kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie, wäre dieser Anteil ungewöhnlich hoch erschienen. Dies ist bezeichnend für den Wandel der Arbeitskultur in aller Welt, den COVID-19 und seine Folgen ausgelöst haben.
Als Bürokräfte auf der ganzen Welt während der Pandemie auf Anordnung der Regierungen von zu Hause aus arbeiteten, erlebten viele Menschen deutlich, welche Vorteile dies für ihre Work-Life-Balance, ihre psychische Gesundheit und ihre Produktivität hatte. Die oft hohen Kosten des Pendelns sanken. Zudem fanden Unternehmen und Beschäftigte neue Wege, um erfolgreich zu arbeiten.
Als die Beschränkungen aufgehoben wurden und die Auswirkungen der Pandemie nachließen, behielten viele Unternehmen zumindest einen Teil der Remote-Arbeit bei. Viele entwickelten neue hybride Strategien, die es ihrem Personal ermöglichten, ihre Arbeitszeit zwischen Unternehmen und Homeoffice aufzuteilen.
In jüngster Zeit haben sich jedoch Persönlichkeiten wie Lord Rose und große Unternehmen für die Präsenz im Büro ausgesprochen. Doch welche Gründe sprechen für eine Rückkehr ins Unternehmen?
Herausforderungen für Arbeitskräfte und Unternehmen mit Hybridarbeit
Die wichtigsten Argumente für die Rückkehr ins Unternehmen oder zumindest für eine höhere Anzahl von Bürotagen sind Produktivität, Motivation und Zusammenarbeit. Die Studie von Lucid zu hybridem Arbeiten ergab, dass mehr als die Hälfte der Befragten Probleme damit haben, Hybridarbeit und Produktivität in Einklang zu bringen. Mehr als ein Drittel findet es schwierig, motiviert zu bleiben, und 44 % sind mit den unternehmenseigenen Tools für die Zusammenarbeit nicht zufrieden.
Sehen wir uns jeden dieser Punkte genauer an – insbesondere warum einige Arbeitgeber glauben, dass die Rückkehr ins Büro die Lösung ist.
1Produktivität
Die Produktivität bei Remote-Arbeit, hybridem Arbeiten oder bei Präsenzarbeit im Unternehmen ist individuell sehr unterschiedlich. Alle Menschen haben ihre Vorlieben und wissen, was für sie am besten funktioniert.
Einige bevorzugen die Ruhe und Stille im Homeoffice. Andere blühen in einer Büroumgebung auf und genießen das damit verbundene direkte, sichtbare Gefühl der Verantwortung. Für viele bedeutet die Umstellung auf hybrides Arbeiten in den letzten fünf Jahren ein perfektes Gleichgewicht zwischen Homeoffice und Präsenz im Unternehmen. Meistens brauchen sie nicht so oft zu pendeln, haben dadurch längere Erholungsphasen und sind deshalb ausgeruhter, sodass sie produktiver sind.
Gerade bei virtueller Arbeit kann es jedoch schwer sein, die Produktivität zu sehen oder zu steuern. Deshalb haben manche Unternehmen – und Menschen wie Lord Rose – den Eindruck, dass die Produktivität sinkt.
2Motivation
Motivation ist ein weiterer Grund, warum einige Unternehmen auf eine verstärkte Rückkehr ins Büro drängen. Die besten Unternehmen investieren viel Zeit und Mühe, um eine förderliche, freundliche Büro- und Unternehmenskultur zu stärken. Dies lässt sich jedoch nur schwer auf die Online-Arbeit übertragen.
Neuere Mitarbeitende und Freelancer haben mehr Interesse daran, persönlichen Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen zu pflegen.
Für die führenden Unternehmen ist die Kultur ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal, durch das sie sich von Wettbewerbern abheben, um die besten Talente anzulocken und langfristig zu binden. Solche Unternehmen sind stolz auf das Arbeitsumfeld, das sie bieten. Ein Teil davon geht unweigerlich verloren, wenn die Mitarbeitenden nur remote arbeiten oder aufgrund ihrer Hybridarbeit oft im Homeoffice sind. Der Verlust der Bürokultur und der Möglichkeit, sich persönlich mit Kollegen auszutauschen, kann die Motivation beeinträchtigen.
Laut der Studie von Lucid sahen Berufseinsteiger und externe Auftragnehmer weniger Vorteile hybrider Arbeitsweisen für ihr Privatleben als der Durchschnitt. Anscheinend haben neuere Mitarbeitende oder externe Auftragnehmer ein Interesse daran, mehr persönlichen Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen zu pflegen. Allerdings gilt das nicht für alle: Viele Menschen, die remote arbeiten, bevorzugen ein solches Umfeld und empfinden es als motivierender. Das ist wirklich sehr individuell.
3Zusammenarbeit
Nur die Hälfte der von Lucid Befragten ist der Ansicht, dass ihre Unternehmen digitale Tools für die Zusammenarbeit effektiv einsetzen. Dagegen gaben drei Viertel der Befragten an, dass in ihrem Unternehmen ineffektive Kommunikation und Zusammenarbeit ein Hindernis sind.
Von allen Kritikpunkten an Remote- oder Hybridarbeit ist dieser Aspekt wahrscheinlich am wenigsten umstritten. Mitarbeitende sind ganz klar der Meinung, dass die Unternehmen nicht genug tun, um eine reibungslose Hybridarbeit und Zusammenarbeit zu fördern.
Lösungen
In Anbetracht all dessen und trotz der Bemühungen großer Unternehmen wie Amazon scheint es eindeutig zu sein: Hybridarbeit wird bleiben. Zwar gibt es große Herausforderungen, aber die Vorteile für Mitarbeitende und ihr Leben sind zu groß, um sie ignorieren zu können.
Zudem gibt es Lösungen, um die Zusammenarbeit und die Umstellung auf voll integrierte Kollaboration zwischen Menschen im Unternehmen und im Homeoffice zu fördern und zu erleichtern. Dies dürfte die Bedenken in Bezug auf Produktivität und Motivation um einiges reduzieren.
Mit der richtigen Technologie können Unternehmen diese Integration beschleunigen. Tools wie virtuelle Whiteboards ermöglichen den Teams, unabhängig vom geografischen Standort direkt zusammenzuarbeiten. Da nur wenige der von Lucid Befragten mit den Tools für die digitale Zusammenarbeit in ihrem Unternehmen zufrieden sind, sollten Technologien für Besprechungsräume, Schulungen für hybride Meetings und virtuelle Whiteboards genutzt werden, um die Zusammenarbeit zu verbessern und Kritikern wie Lord Rose etwas entgegenzusetzen.