Ende von Trial & Error: Der hybride Arbeitsplatz bekommt eine Strategie

Die letzten drei Jahre waren im Bereich digitaler Arbeitsplatz von Kennenlernen und Ausprobieren neuer Arbeitsplatzkonzepte gekennzeichnet. Doch die Betaphase muss nun ein Ende finden.

In 2023 wird es spannend zu sehen, welche Lehren Unternehmen aus der unfreiwilligen Work Transformation der letzten Jahre ziehen werden. Die Belegschaft hat mit dem Homeoffice bereits eigene Tatsachen in der Arbeitskultur geschaffen, ebenso die IT-Teams mit pragmatischen Lösungen für Hybrid Work. Was nun folgt – folgen muss – ist ein strategisches Rahmenwerk dafür aus dem Management. Unternehmen hatten genügend Zeit, den für sie geeigneten Weg mit flexiblen Arbeitsplatzmodellen abzustecken. Hemdsärmeliges Trial & Error wird von einer klaren strategischen Ausrichtung abgelöst.

Überdeutlich ist geworden, wie erfolgreich flexible Arbeitsplatzmodelle funktionieren können, aber auch, wie sensibel Mitarbeitende reagieren, wenn sie durch die verfügbare Technik ausgebremst werden oder wenn auf ihre Anliegen nicht gehört wird. Überdeutlich hat sich auch gezeigt, wie wenig Einblick die Backend-IT in das Geschehen an den digitalen Arbeitsplätzen hat, und wieviel antiquierte manuelle und folglich unnötig teure Arbeit nach wie vor mit dem End User Experience Management (EUEM) verbunden ist. Digital Employee Experience (DEX) wird sich daher als IT-Disziplin und als integrierende Funktion etablieren. Ihr Einfluss wird vom IT Service Management über die Personalabteilung bis in die Organisationsentwicklung der Unternehmen reichen.

Die IT fordert Unterstützung 

Von Nexthink durchgeführte und beauftragte Studien zeigen: Unternehmen wissen um das Potenzial der Work Transformation, mehrheitlich setzen sie künftig auf hybride Arbeitsplatzmodelle. Doch das muss einfacher, automatisierter und weniger störungsanfällig realisiert werden. 

Vor allem drei Baustellen stehen noch auf der Agenda: Eine davon ist die Unternehmens-IT, die nicht nur Investitionen in zusätzliche Tools und Software fordert. Sie erwarten mehr Zeit, Unterstützung durch Führungskräfte und ein stärkeres Bewusstsein für ihre Rolle und Verantwortlichkeiten im Hinblick auf Work Transformation. 

Das Wohlbefinden und die Zufriedenheit von Mitarbeitern sind heute Themen, die verstärkt bei der IT angesiedelt werden: 20 Prozent sehen dafür die IT in der führenden Rolle, 38 Prozent IT und HR gemeinsam. Laut 92 Prozent befragter IT-Experten aus Deutschland hat die IT eine Schlüsselposition, um qualifizierte Mitarbeiter zu binden. So sind HR und IT bereits dabei, neue Wege zu finden, um eng zu kooperieren.

Die IT-Abteilung leistet einen erheblichen Beitrag zu allem, was den Arbeitsplatz betrifft, sogar in Bereichen, die früher klar in die Verantwortung der Personalabteilung fielen. (Quelle: Nexthink-Studie "Die IT im Wandel der Arbeitswelt", erhoben von Vanson Bourne)
Die IT-Abteilung leistet einen erheblichen Beitrag zu allem, was den Arbeitsplatz betrifft, sogar in Bereichen, die früher klar in die Verantwortung der Personalabteilung fielen. (Quelle: Nexthink-Studie „Die IT im Wandel der Arbeitswelt“, erhoben von Vanson Bourne)

Die Belegschaft fordert Gehör

Auch Mitarbeitende haben an mehreren Fronten zu kämpfen: Von den befragten 1.000 Arbeitnehmer*innen war nur die Hälfte der Meinung, dass Technologie ein wesentlicher Faktor für mehr Effizienz ist. Tauchen dann IT-Probleme auf, ist für die meisten der IT-Support nicht die erste Anlaufstelle, da dieser sich häufig als wenig hilfreich und zeitraubend erwiesen hat. 

Hinzu kommt: Unzuverlässige IT am Arbeitsplatz sowie eine mangelnde IT-Ausrüstung – ob im Büro oder für Remote Working – sind der drittwichtigste Faktor für Mitarbeiterfluktuation oder Burnout. Im Durchschnitt würden fast 20 Prozent aller Befragten ihren Arbeitsplatz wegen einer schlechten IT-Erfahrung aufgeben. Bei der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen liegt dieser Wert sogar bei 28 Prozent.

Das Management fordert Sicherheit und Kosteneffizienz

Da der typische Arbeitsplatz nun nicht mehr an einen physischen Standort gebunden ist, sondern als virtuelle Umgebung definiert wird, ist nun statt der Personalabteilung mehr und mehr die IT-Abteilung für die Arbeitsplatzverwaltung verantwortlich. (Quelle: Nexthink-Studie "Die IT im Wandel der Arbeitswelt", erhoben von Vanson Bourne)
Da der typische Arbeitsplatz nun nicht mehr an einen physischen Standort gebunden ist, sondern als virtuelle Umgebung definiert wird, ist nun statt der Personalabteilung mehr und mehr die IT-Abteilung für die Arbeitsplatzverwaltung verantwortlich. (Quelle: Nexthink-Studie „Die IT im Wandel der Arbeitswelt“, erhoben von Vanson Bourne)

Die dritte und kritische Baustelle der Work Transformation sind die Themen Compliance und Sicherheit. Hybride Arbeitsplatzmodelle werfen hier neue Anforderungen auf, weshalb Zero-Trust-Konzepte derzeit auf der Prioritätenliste nach ganz oben rücken. Dies erfordert allerdings eine neue Qualität an Einblick auf alle Endgeräte, die auf das Unternehmensnetz bzw. dessen Ressourcen zugreifen. Relevante Telemetriedaten müssen dafür automatisiert in Echtzeit erfasst werden, um Risiken proaktiv und vorausschauend zu begegnen.

Stichwort Automatisierung und proaktives Handeln: Hier liegen wirkungsvolle Hebel, um einen Sprung nach vorne sowohl in der Kosteneffizienz als auch in der Qualität des End User Managements zu erreichen. Die IT wird dieses Potenzial – längst überfällig – ausschöpfen, um die gestiegenen Anforderungen an Digital Employee Experience trotz knapper Budgets erfüllen zu können.

In den nächsten zwölf Monaten werden wir daher verstärkt Initiativen aus dem Unternehmensmanagement sehen, die für eine nachhaltige und gleichzeitig kosteneffiziente Work Transformation die strategischen und technologischen Rahmenbedingungen in Einklang bringen.


Über den Autor

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Holger Dörnemann ist Solution Consultant Director Central Europe beim Experience-Management-Spezialisten Nexthink.

 

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