Die digitale Fitness steigern – das geht auch per App

Die Digital Fitness App von PwC soll Unternehmen helfen, die digitalen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter spielerisch und mit möglichst geringem zeitlichen Aufwand auf Vordermann zu bringen. Rein technische Themen sind dabei nur ein Teil der Trainings. 

Das „digitale Upskilling“, auf Deutsch das Ausstatten der heutigen Arbeitskräfte mit digitalen Kenntnissen und Fähigkeiten, dürfte die größte Herausforderung der vierten industriellen Revolution sein. Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, dass es diesmal schnell gehen muss. Der digitale Wandel geschieht so schnell, dass nicht nur viele Erwerbstätige Gefahr laufen, durch die Automatisierung ihrer Tätigkeit Opfer von Rationalisierungsmaßnahmen und abgehängt zu werden; auch Unternehmen sind gefährdet, weil ihnen die Fachkräfte fehlen und die eigene Belegschaft „nicht digital genug“ ist. 

Ergebnis des ersten Tests des Autors – da ist noch reichlich Luft nach oben!
Ergebnis des ersten Tests des Autors – da ist noch reichlich Luft nach oben!

Das Arbeitsministerium will diesen Sommer eine nationale Weiterbildungsstrategie vorstellen, eine Kostprobe davon lieferte der zuständige Staatssekretär bereits im März. Darüber hinaus sind aber die Unternehmen selbst und ihre MitarbeiterInnen in der Pflicht. Doch auch sie brauchen erst einmal einen Plan dafür, welche Kenntnisse und Fähigkeiten jedem einzelnen beizubringen sind und nach welchen Plan.

Ein erster Test – und los geht’s 

Genau das versucht die Digital Fitness App (im Apple App Store oder Google Play) der Wirtschaftsberatung PwC abzubilden. Nach einem ersten Test liefert die App dem jeweiligen Nutzer eine Beurteilung („Assessment“) seiner digitalen Kenntnisse in Form einer Punktezahl (Score) und stellt daraufhin einen Trainingsplan zusammen, der auf ihn oder sie persönlich abgestimmt ist. Basierend auf den Trainingsplan, der 20, 40 oder 60 Trainingsminuten pro Woche mit Lektionen und Übungen beinhaltet, kann der Nutzer mit dem Training loslegen.

„Die App wurde zunächst für den internen Gebrauch bei PwC entwickelt“, erzählt Rusbeh Hashemian, Partner und New Ventures Leader bei PwC Europe. In seiner Eigenschaft als Global Transformation Director in der Zentrale des Unternehmens in New York musste er beim Transformationsprozess von PwC feststellen, dass die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter digital auf ein höheres Niveau gebracht werden mussten. „Die neuen Technologien sollten das Unternehmen weg von Excel und hin zur Analytics-Welt führen. Die Mitarbeiter mussten darauf trainiert werden. Dabei kam die Anforderung seitens der Kollegen, sie nicht zu zeitaufwändigen Kursen zu verdonnern, sondern sie dort lernen zu lassen, wo sie arbeiten, und sie mit so wenig zeitlichem Aufwand zu belegen wie möglich.“

Den sportlichen Ehrgeiz wecken

Nutzer der App können weitgehend selbst entscheiden, welche Kompetenzen sie weiterentwickeln möchten und wie schnell. Über die Funktion „Fitness Plan“ wählen sie ihren persönlichen Lernplan aus, der der eigenen zeitlichen Verfügbarkeit entspricht und gezielt die technologischen Fähigkeiten fördert, die ihm/ihr fehlen. Die Lektionen stellen Wissen aus mehr als 60 digitalen Themen zusammen und bieten diese in Form von  Artikeln, Videos, Podcasts und Infografiken an.

„Das ist wie in der Bundesliga-Tabelle, nur anonym“

Die Ergebnisse, die der Nutzer selbst bei seinen wiederkehrenden Assessments sieht, repräsentieren seinen persönlichen Score im Verhältnis zu seiner Abteilung und/oder zum Gesamtunternehmen. Laut Hashemian lösen die Ergebnisse einen sportlichen Ehrgeiz aus: Liegt man unter dem Durchschnitt, hat man das Bedürfnis aufzuholen; liegt man drüber, möchte man seinen Vorsprung verteidigen. Verlangsamt man sein Lerntempo, fällt man zurück. „Das wie in der Bundesligatabelle, nur nicht namentlich aufgeführt und auch nicht Abteilung gegen Abteilung, sondern nur die eigene Leitung im Verhältnis zum Ganzen“, erklärt er. 

Diskretion Ehrensache

PwC unterhält ein eigenes Team, das für die Inhalte der App zuständig ist. Die Trainings können zudem auf die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens abgestimmt werden. „Viele Abteilungsleiter schreiben uns an und sagen: ‚Das ist schön, dass unsere Mitarbeiter an Thema X interessiert sind, aber ich möchte noch Thema Y.‘ Diesem Wunsch kommen wir natürlich nach. Auch mit dem Wunsch nach mehr branchenspezifischen Inhalten werden wir konfrontiert“, erzählt Hashemian. Bei deren Erstellung der Inhalte kann das jeweilige Unternehmen selbst mitwirken. Inzwischen sind über die App mehr als 300 Trainings verfügbar, die in ihrer Struktur sehr divers sind. Auch TED-Talks stehen beispielsweise über die App zum Abruf bereit. 

Diskretion und Datenschutz spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. „Die App soll auf keinen Fall ein Kontrollinstrument darstellen“, sagt Hashemian. Der persönliche Punktestand ist ausschließlich vom jeweiligen Mitarbeiter einsehbar. Abteilungsleitern bleibt der Score ihrer einzelnen Teammitglieder ebenso verborgen wie auch der aus anderen Abteilungen. Die Scores der verschiedenen Abteilungen einsehen und vergleichen kann lediglich die darüberliegende Instanz, also die Geschäftsleitung. Und auch die hat keinen Einblick auf einzelne Mitarbeiter. Darüber hinaus ist die Auswertung nach Abteilung nur dann möglich, wenn eine Abteilung mehr als 25 Mitglieder hat, damit Rückschlüsse auf einzelne Beschäftigte so schwierig wie möglich bleiben. 

Technik allein reicht nicht

Die App klassifiziert den Score nicht nur nach technischem Wissen, sondern auch im Sinne der Haltung des Nutzers gegenüber digitalen Themen.
Die App klassifiziert den Score nicht nur nach technischem Wissen, sondern auch im Sinne der Haltung des Nutzers gegenüber digitalen Themen.

Die Rolle der Digital Fitness App ist nicht nur auf die Vermittlung technischer Kenntnisse begrenzt. Sie geht auch auf das sogenannte Digital Mindset ein und die generelle Haltung zu digitalen Themen. „Das ist fast wichtiger als die technischen Fähigkeiten,“ erklärt Rusbeh Hashemian. „Wir sehen viele Transformationen scheitern, weil die Leute, die mit bestimmten Systemen arbeiten sollen, nicht dazu bereit sind. Die Gründe dafür liegen nicht nur bei den fehlenden technischen Fähigkeiten, sondern auch bei der Bereitschaft, die eigene Arbeitsweise zu ändern.“

Die App versucht sogar ein Stück weit ihre Nutzer nach Typen zu klassifizieren, je nach dem ob beispielsweise jemand experimentierfreudig ist oder sich als Multiplikator eignet. Das kann sich in bestimmten Szenarien als sehr sinnvoll erweisen. „Wenn Sie zum Beispiel neue Technologien nutzen möchten und eine ‚Early Adopter‘-Gruppe aufstellen, die mit der Technologie zu experimentieren soll, um den Nutzen dieser Technologie für das Unternehmen abzuschätzen“ erklärt Hashemian. „Dann schauen die Kollegen nach Leuten, die keine Berührungsängste mit neuen Technologien haben und gerne ihr Wissen weitergeben.“ 

Der Preis für die Digital Fitness App liegt nominell bei 15 Euro pro Nutzer und Monat, doch dieser Preis fällt schnell durch den Mengenrabatt. Letzterer sorgt dafür, dass der tatsächlich bezahlte Preis um einiges niedriger ausfällt. 

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