6 Strategien für unternehmensweite Agilität

Schnell und flexibel auf Marktveränderungen reagieren zu können, ist wettbewerbsentscheidend. Eine Untersuchung von Longitude im Auftrag von Workday hat sechs Erfolgsfaktoren für die agile Transformation von Unternehmen identifiziert. 

Agilität liegt nicht allein in den Händen von Digitalisierungsverantwortlichen. Denn neben geeigneten Technologien braucht es vor allem einen kulturellen und strukturellen Wandel in sämtlichen Unternehmensbereichen. Dass gerade Finanz- und HR-Abteilungen einen wichtigen Beitrag dazu leisten, zeigt eine Untersuchung von Longitude, die im Auftrag von Workday durchgeführt wurde. Im Rahmen von zwei weltweiten Umfragen unter mehr als 2.000 Führungskräften fand Longitude heraus, wie Vordenker in Sachen Agilität agieren. Das Ergebnis ist eine Roadmap für die agile Transformation von Unternehmen. 

1„Digital-First“-Mentalität entwickeln

Längst müssen sich auch traditionelle Unternehmen Gedanken über digitale Geschäftsmodelle machen. Die Untersuchungen zeigen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen einem strategischen Fokus auf digitale Erlösquellen und unternehmerischer Agilität besteht. 58 Prozent der Organisationen, die als besonders reaktionsstark eingestuft wurden, sind sich der Relevanz digitaler Service-Konzepte bewusst. In der Vergleichsgruppe, den Nachzüglern in Sachen Agilität, war das gerade einmal bei 14 Prozent der Fall. Das macht deutlich: Organisationen, die konsequent in ihre digitale Transformation investieren, legen gleichzeitig den Grundstein für mehr Agilität. Denn digitale Initiativen ermöglichen es, schnell auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren und innovative Alternativen anzubieten.

2Smarte Technologien implementieren

Um Agilität und die digitale Beschleunigung von Unternehmen zu fördern, sind geeignete technologische Infrastrukturen unerlässlich. Wie sich herausstellt, können Digitalisierungsverantwortliche mit Hilfe smarter Tools den agilen Wandel auf allen weiteren Ebenen unterstützen.

42 Prozent der Befragten etwa geben an, dass Technologien wie Machine Learning, Predicitive Analytics und robotergesteuerte Prozessautomatisierung (RPA) maßgeblich zur Entwicklung agiler Kompetenzen innerhalb der Belegschaft beitragen. Jeweils etwa die Hälfte ist darüber hinaus der Auffassung, dass integrierte Systemsoftware und cloudbasierte Technologien grundlegende Abläufe wie Analysen und Reportings flexibler gestalten.

3Eine anpassungsfähige Unternehmenskultur schaffen

Auffällig ist, dass nur in den seltensten Fällen technologische Mängel Unternehmen daran hindern, ihre Reaktionsfähigkeit zu verbessern. Stattdessen gibt die Mehrheit der Befragten an, dass der Faktor Unternehmenskultur, ein klassischer Aufgabenbereich von HR-Verantwortlichen, die größte Fortschrittsbremse darstellt. Lediglich 16 Prozent sind der Meinung, dass ihre Unternehmenskultur optimal auf ihre Transformationsziele abgestimmt ist. HR-Abteilungen sind demnach gefordert, eine Veränderung der Mindsets zu fördern und die Bereitschaft zu Anpassung und kontinuierlicher Optimierung in den Grundwerten ihrer Organisation zu verankern. Denn moderne IT-Systeme etwa können nur dann ihre volle Wirkung entfalten, wenn sie nicht veralteten Strukturen und Prozessen zum Opfer fallen.

4Funktionsübergreifende Teams fördern

Ein weiteres wesentliches Merkmal agiler Vordenker sind fluide Abteilungsgrenzen und die Arbeit in projektbasierten, interdisziplinären Teams. Über die Hälfte gibt dabei an, ihre Personaleinsatzplanung aktuellen Marktdynamiken anpassen zu können. Mitarbeitende werden basierend auf ihren individuellen Kompetenzprofilen dort eingesetzt, wo ihre Fähigkeiten am dringendsten benötigt werden. 

Überhaupt spielt das Thema Personalkomptenz für agile Organisationen eine tragende Rolle. Denn digitale Technologien und flexible Strukturen erfordern sowohl neue Hard- als auch Softskills. Im heutigen Talentmarkt lässt sich dies nicht allein durch Rekrutierungsmaßnahmen bewältigen. So planen mehr als drei Viertel der Befragten, innerhalb der nächsten fünf Jahre einem Großteil ihrer Belegschaft kontinuierliche Weiterbildungsprogramme anzubieten. Als wichtigste Faktoren beim Kompetenzaufbau und der Förderung interner Mobilität zählen laut Untersuchung smarte Technologien (42 Prozent), Employee-Engagement-Initiativen (42 Prozent) sowie geeignete Lernressourcen (41 Prozent). 

5Umfassender Datenzugriff im gesamten Unternehmen

Agiles Handeln basiert auf der Fähigkeit, schnell und gleichzeitig informierte Entscheidungen treffen zu können. In Zeiten von Remote Work sollten Teams und auch Einzelne in der Lage sein, selbstständig und außerhalb hierarchischer Strukturen zu agieren. Entscheidend dabei ist für rund 80 Prozent der Vordenker der einfache Zugriff auf relevante Echtzeitdaten in sämtlichen Unternehmensbereichen. 

Organisationen, die Datensilos aufbrechen und Self-Service-Konzepte bieten, gaben an, von höherer Produktivität (51 Prozent), größerer Transparenz (43 Prozent) und Kosteneinsparungen (41 Prozent) zu profitieren. IT-Abteilungen werden entlastet und können sich vermehrt strategischen Themen widmen. Aber auch für Finanzverantwortliche und die Umstellung auf kontinuierliche Planungsmodelle erweisen sich zuverlässige und Echtzeitdaten als maßgeblich. 50 Prozent sehen darin die wichtigste Voraussetzung, um statische Umsatzprognosen durch rollierende Modelle zu ersetzen und so unverzüglich auf Marktverschiebungen reagieren zu können. 

6Analytische und technische Kenntnisse schulen

Besonders im Bereich der Geschäftsplanung und -analyse muss zum Zwecke unternehmensweiter Agilität ein Umdenken stattfinden. Finanzfunktionen reaktionsstarker Organisationen setzen auf zeitgemäße Kennzahlen und Evaluierungsmethoden. Doch selbst in der Gruppe der Vordenker besteht noch Optimierungsbedarf: Nur 25 Prozent sind der Auffassung, dass ihr Unternehmen ein vollständig agiles Analysemodell aufweist. 

Als wichtigste Treiber für die erfolgreiche Einführung agiler Messmethoden gelten hochintegrierte Systemsoftware (53 Prozent), Technologien für echtzeitbasierte Evaluierungen (52 Prozent) sowie entsprechende Analysekompetenzen (48 Prozent). Gelingt der Umstieg, können Finanzverantwortliche einen bedeutenden Beitrag zur Innovationsfähigkeit ihres Unternehmens leisten. So sind 94 Prozent davon überzeugt, dass agile Kennzahlen und Analysemodelle einen sofortigen Kurswechsel ermöglichen, wenn die Erfolgsaussichten von Projekten schwinden. 

Agilität als Investition in Resilienz und Zukunftsfähigkeit

Die COVID-19-Pandemie hat Unternehmen teils schmerzlich verdeutlicht, was längst bekannt ist: Unternehmensweite Agilität zählt zu den Schlüsselfaktoren, um unter wechselhaften Marktbedingungen zu bestehen. Dass der Weg dorthin nur durch ganzheitliche Transformation auf technologischer wie kultureller Ebene gelingt, verdeutlicht die Roadmap. 

Digitalisierungsverantwortliche sollten sich fragen, auf welchen der sechs Strategieebenen die größten Optimierungspotenziale bestehen und entsprechend handeln. Entscheidend dabei ist eine enge, strategische Kollaboration mit HR- und Finanzverantwortlichen. Denn für einen erfolgreichen Change müssen sich Mindset, Strukturen und Prozesse der einzelnen Unternehmensfunktionen den technologischen Innovationen anpassen – nicht umgekehrt.


Über den Autor:

Über den Autor:

Dr. Jens Krüger ist Chief Product Architect bei Workday. Seine Schwerpunkte sind Produktentwicklung wie auch Strategieberatung. Vor seiner Zeit bei Workday arbeitete Krüger bei McKinsey Digital als Associate Partner. Er begann seine Karriere am Hasso-Plattner-Institut, wo er Teil des HANA-Gründungsteams war. Danach ging er zu SAP, wo er zum Senior Vice President aufstieg. Jens Krüger hat am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam in Informatik promoviert und erwarb ein Diplom in Betriebswirtschaft an der Freien Universität Berlin.

 

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