Agility Bubbles – Wie sich Innovationskultur systematisch aufbauen lässt

„Agility Bubbles” zählen zu den spannendsten Management-Trends im Jahr 2023. Was genau verbirgt sich dahinter? Wie lassen sich damit Kreativität, Produktivität und sogar Effizienz von Teams auf eine neue Ebene heben? Und wie können Unternehmen die Methodik in ihre Geschäftsprozesse einbinden, um optimal davon zu profitieren?

Der Begriff „Agility Bubble“ beschreibt ein Szenario, in dem ein Team in einen geschützten Zustand versetzt wird. Es erhält die Erlaubnis, Dinge anders zu machen als der Rest der Organisation. Dies schafft ein Umfeld geprägt von Stabilität und psychologischer Sicherheit, sodass das Team experimentieren, scheitern, neu probieren und Erfolg haben kann. 

Agility Bubbles haben sich als sehr effektiv erwiesen, um Denkweisen und die Firmenkultur zu verändern.

Das Konzept basiert auf der Idee, dass Top-Down-Transformationen meist scheitern – insbesondere, wenn sie traditionell aufgesetzt sind. Denn sie lösen in den meisten Fällen unerwünschte „Flucht- oder Kampf“-Reaktionen aus. Der Grund hierfür: Veränderungen und Unbekanntes bringen immer Risiken mit sich, welche die meisten Menschen scheuen. Dies kann Vermeidungsstrategien, reduziertes Engagement oder sogar Rebellion hervorrufen. Im Gegensatz dazu hat sich der Bubble-up-Ansatz als sehr effektiv erwiesen, um die Denkweise und schliesslich die Kultur zu verändern. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für ein Plus an Flexibilität und Agilität im Unternehmen.

Innovationskultur befeuert Unternehmenswachstum

Um in einem sich stark verändernden Umfeld weiterhin erfolgreich zu agieren, müssen Unternehmen den Mut für Innovationen und neue Führungsansätze aufbringen. Führungskräfte sollten daher ihren Managementansatz überdenken und eruieren, wie sie die Unternehmens-Performance auf eine neue Stufe heben können. Eine Agility Bubble kann diesen Prozess beschleunigen, indem sie ein sicheres Umfeld für Experimente ermöglicht. Währenddessen agieren andere, traditionell aufgestellte Teams im Modus „Business-as-usual“ und sichern bestehende Einkommensströme. 

Die meisten Unternehmen stehen heute unter einem hohen Innovationsdruck, um im digitalen Zeitalter erfolgreich zu bleiben. Laut einer Studie von Accenture schneiden Firmen mit einer starken Innovationskultur („Pacesetter“ → Vorreiter) branchenübergreifend durchweg besser ab als solche ohne entsprechende Kultur („Straggler“ → Nachzügler). Demnach verzeichnen erstere einen 6,5-fach höheren Umsatz und eine 4,2-fach höhere Kosteneffizienz. 62 Prozent der befragten Führungskräfte stimmten zu, dass der Aufbau einer starken Innovationskultur ein entscheidender Faktor für das Wachstum ihres Unternehmens sei. 82 Prozent räumten jedoch ein, dass es ihren Mitarbeitern insgesamt an der erforderlichen Einstellung und den Fähigkeiten für den Aufbau einer Innovationskultur mangele.

Sogenannte „Digital-first-Unternehmen“ fungieren als überzeugendes Beispiel dafür, wie gesamte Organisationen durch eine Kultur des Experimentierens in ihrem stetig wandelnden Umfeld erfolgreich sein können. 

Ein plakatives Beispiel hierfür: Die Mitarbeiter von Booking.com haben die Erlaubnis, ein Experiment mit Millionen von Kunden ohne Genehmigung der Geschäftsleitung zu starten. Auch Google ist weithin für seine Innovationskultur bekannt. Demnach stuft das Unternehmen Misserfolge als unvermeidliche Kosten der Innovation ein. Zudem belohnt Google seine Mitarbeiter für ihre Risikobereitschaft. Entscheidend ist hierbei, potenzielle Misserfolge schnellstmöglich zu identifizieren, anzupassen und allenfalls auch zu beenden.

Agility Bubbles in der Praxis: Fokus ausrichten, Fallstricke vermeiden

Wie können nun Unternehmen, die (noch) keine digitalen Vorreiter sind, dank Agility Bubbles erfolgreich sein? Hier hat sich aus Erfahrungswerten eine bewährte Vorgehensweise herauskristallisiert: Der Fokus sollte sich auf diejenigen richten, die offen für neue Arbeitsmodelle und agile Grundsätze sind. Natürlich bringt dieser Prozess auch einige Fallstricke mit sich, die Führungskräfte kennen sollten. 

Im Laufe der Zeit erhöht sich die Innovationsgeschwindigkeit und die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigt.

Eine dieser Fallen besteht darin, die Mitarbeiter durch unrealistische Erwartungen zu desillusionieren. Dabei sollten Führungsverantwortliche die Ergebnisse für sich selbst sprechen lassen, um echte Akzeptanz bei den Mitarbeitern zu fördern. So lässt sich im Laufe der Zeit meist ein Dominoeffekt beobachten: Kollegen sind bestrebt, die Arbeitsweisen in ihre eigenen Verantwortungsbereiche zu übertragen und den Ansatz schlussendlich auf das gesamte Unternehmen auszuweiten.

Verantwortliche sehen sich hierbei mit einigen Herausforderungen konfrontiert: Möglicherweise möchten Teile der Agility Bubble bestimmte traditionelle Prozesse nicht befolgen oder Mitglieder nicht respektieren, die nach den herkömmlichen Grundsätzen arbeiten. In diesem Fall sollten sogenannte „Adaptoren“ in den nicht-agilen Teil der Organisation integriert werden. Auf diese Weise lassen sich gesunde Beziehungen zum Rest des Teams aufbauen, anstatt veränderte Arbeitsweisen einzufordern.

Beim Design von Agility Bubbles zeigt sich häufig der Ripple-Effekt: Zunächst wird mit einem Team begonnen und durch Stabilität, gleichberechtigte Mitsprache und psychologische Sicherheit ein Umfeld geschaffen, in dem die Team-Mitglieder erfolgreich sein können. Das Modell wird dann auf weitere Teams ausgeweitet. Im Laufe der Zeit erhöht dies die Geschwindigkeit, verbessert die Zufriedenheit der Mitarbeiter und führt letztendlich zu einer höheren Leistung aller. Die ausbleibende oder zumindest massiv verminderte Ablehnung begründet den entscheidenden Vorteil dieses einladenden Pull-Ansatzes.

Wegbereiter für weitreichende Transformation

Synpulse8 nutzt bereits Elemente einer Agility Bubble. Ziel ist es, diese auszuweiten und andere Teile des Unternehmens zur Nachahmung zu inspirieren. Hierbei wird nicht nach einem vordefinierten Push-Prozess von oben nach unten gearbeitet, sondern mit dem beschriebenen Pull-Ansatz. Synpulse8 ist zwar noch ein junges Unternehmen, aber in Bezug auf Innovationskraft und Organisationskultur bereits weit fortgeschritten. Der Ansatz besteht darin, mit kleinen Schritten neue Arbeitsweisen zu implementieren. Diese führen mit der Zeit zu deutlich höherem und nachhaltigerem Mehrwert für sämtliche Stakeholder. 

Um den Fortschritt dabei auf relevante Kennzahlen abzustützen, werden unter anderem Durchsatz, Durchlaufzeit und -effizienz gemessen. Hierdurch lässt sich die Wertschöpfung visualisieren. Zusätzlich sollte die Zufriedenheit der Mitarbeiter und Kunden als Schlüsselindikator für nachhaltigen Erfolg genau im Auge behalten werden. 

Fazit

Unternehmen sehen sich aktuell mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert – von aussen ebenso wie von innen. Die wirtschaftliche Ungewissheit wird auch im kommenden Jahr anhalten. Dies bietet die ideale Gelegenheit, um neugierig in die Zukunft zu blicken: Wie können alternative Führungsstile und Arbeitsweisen Teams dazu inspirieren, neue Chancen zu nutzen? Als Antwort darauf sollten Unternehmen das Konzept der Agility Bubbles ganz oben auf ihre Prioritätenliste setzen. Führungskräfte müssen ihren Teams Freiraum geben, damit diese Höchstleistungen abrufen, unkonventionelle Ideale verfolgen und unabhängig handeln können.


Über den Autor

Über den Autor

Matthias Hasler ist der COO von Synpulse8, eines Herstellers von innovativen Tech-Lösungen für die Finanzdienstleistungsbranche unter dem Schirm der Managementberatung Synpulse. Er hat 29 Jahre Erfahrung im Bereich der Finanzdienstleistungen und langjährige Expertise in agilen Arbeitsmethoden.

 

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