Erfolgsfaktoren in der Mitarbeiterfortbildung
Angesichts der Corona-bedingten Beschleunigung der Digitalisierung investieren immer mehr Firmen in die Fortbildung ihrer Mitarbeiter. Doch im digitalen Zeitalter hat sich auch die Fortbildung zu einer völlig Disziplin entwickelt.
Die digitale Fortbildung der eigenen Mitarbeiter*innen gilt inzwischen als strategische Investition. Vor allem Großunternehmen haben das bereits vor langer Zeit erkannt und entsprechende Schritte unternommen. Volkswagen gründete eine eigene Akademie zur Ausbildung von Software-Entwicklern, Amazon investiert über 700 Millionen US-Dollar in eine Fortbildungsinitiative für die eigene Belegschaft. Laut Bitkom investierten letztes Jahr 70 Prozent der Unternehmen gezielt in die digitale Fort- und Weiterbildung ihres Personals.
Fortbildungsprogramme sollten auch in schwierigen Zeiten nicht gestoppt werden.
Auch DHL Express entwickelte ein eigenes Schulungsprogramm, das innerhalb von 18 Monaten die 100.000 Mitarbeiter in 220 Ländern und 42 Sprachen umgesetzt wurde. Es sollte in den darauffolgenden sieben Jahren eine Steigerung im Mitarbeiterengagement, der Kundenzufriedenheit und der Rentabilität beitragen. Die ersten positiven Ergebnisse veranlassten die Muttergesellschaft Deutsche Post DHL dazu, das Programm auf alle fünf Geschäftsbereiche auszuweiten.
Worauf kommt es an?
Die Art und Weise, wie DHL Express sein Programm aufgesetzt hat, liefert gute Hinweise auf die Faktoren, die berücksichtigt werden sollten. Zusammen mit dem Fortbildungsspezialisten Skillsoft wurden die Lerninhalte des Programms in interaktiven Videos, praxisnahen Simulationen, Mikro-Lerneinheiten, E-Books und vertiefenden Kursen für Zertifizierungen gepackt. Skillsofts digitale Lernplattform Percipio unterstützt das sogenannte Blended-Learning-Verfahren, das gleichermaßen aus Live-Formaten als auch aus virtuellen Formaten besteht. Über das Percipio-Portal können die Arbeitenden interessante Inhalte entdecken und ihr Programm selbst zusammenstellen.
Laut Meredith Taghi, Personal- und Fortbildungsverantwortliche bei der Deutschen Post DHL, waren zwei weitere Faktoren wichtig für den Erfolg des Programms. Der erste bestand in der Verpflichtung seitens der Unternehmensführung, das Programm auch in Krisenzeiten durchzuziehen. „Wenn Sie ein Programm starten, das erklärt ‚Menschen sind im Zentrum von dem, was wir tun‘, dann können Sie es nicht stoppen – auch nicht in schwierigen Zeiten“, sagt Meredith Taghi. „Wenn Sie das tun würden, würden Sie erklären: Unsere Mitarbeiter sind uns nur wichtig, wenn die Geschäfte gut laufen, wenn es schwierig wird, stellen wir das Programm einfach ein. Damit würde genau das Gegenteil der beabsichtigten Botschaft vermittelt.“
Der zweite Faktor bezieht sich auf die internen Fürsprecher des Fortbildungsprogramms. Jeder Schulungsbereich und jedes Land verfügt über einen sogenannten „Certified Champion“, der das Lernen fördert und koordiniert. Die Champions kommen oftmals aus den Bereichen Lernen und Entwicklung oder Personal, aber ebenso aus anderen Teilen des Geschäfts.
Den Lernerfolg messen
Um die Effizienz von Lernangeboten und Förderungsprogrammen sowie das Engagement der Mitarbeiter zu messen, empfiehlt Skillsoft eine Mischung aus quantitativen und qualitativen Daten. Bei ersteren wird hauptsächlich die Anzahl der absolvierten Kurse erfasst sowie die Zeit, die ein Mitarbeiter pro Monat in Lernangebote investiert. Die qualitativen Daten werden häufig aus dem Feedback der Mitarbeiter in Lernumfragen ermittelt.
Angesichts der fehlenden Standardisierung stellt sich vielen Verantwortlichen die Frage, wie sie eine aussagekräftige Metrik gestalten sollten, um die Lerneffizienz ihrer Mitarbeiter besser zu verstehen. Welche Werte für ein bestimmtes Unternehmen besonders wichtig sind, hängt stark von der individuellen Organisationsstruktur und der jeweiligen Branche ab. Allerdings kann es laut Skillsoft bei der Entwicklung einer Metrik helfen, folgende Bereiche zu beachten:
1 Lernziele an Geschäftsanforderungen und -strategie ausrichten
Für eine maximale Wirkung sollten Fortbildungsverantwortliche vor der Einführung neuer Schulungsprogramme die Lernziele wirklich verstehen. Durch die enge Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen können sie sowohl die besten Lerninhalte als auch die ideale Zielgruppe für diese Schulung entwickeln. Das Ergebnis ist die Erstellung einer umfassenden Liste von Zielen für ein neues Schulungsprogramm, sowohl aus lernorientierter als auch aus geschäftlicher Sicht.
2 Nachweis gesetzlicher Vorgaben durch Qualifikationen
Für Unternehmen, die in stark regulierten Märkten wie Finanz-, Pharma- oder Gesundheitswesen tätig sind, aber auch im Ingenieurwesen oder der IT-Sicherheit, ist ein Großteil des Lernangebots obligatorisch. Vor diesem Hintergrund spielen Parameter wie der Status von Kursabschlüssen, der Gesamtzeit, die Mitarbeiter für den Kurs aufgewendet haben, sowie ihre Kursergebnisse eine entscheidende Rolle, um die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften nachzuweisen. Hier empfiehlt es sich, Pflichtkurse mit Kurszertifizierungen zu entwerfen.
3 Moderne Standards für bessere Messbarkeit nutzen
Kurse, die an neueren E-Learning-Standards wie xAPI ausgerichtet sind, bieten einen breiteren und differenzierteren Satz von Metriken. Damit lassen sich die Erfahrungen in verschiedenen Lernumgebungen nachverfolgen. Dies umfasst zum Beispiel mobiles, kollaboratives oder simuliertes Lernen. Diese Messdaten können genau erfassen, wo ein einzelner Lernender innerhalb eines Schulungskurses angehalten und wie lange er ein bestimmtes Programm genutzt hat. Durch solche Daten können Unternehmen erkennen, wie effektiv ein bestimmter Kurs ist und ob die Mitarbeiter gut mit dem Angebot interagieren. Anhand dieser Details können Betriebe bessere Schulungsmaterialien erstellen, um das Engagement zu erhöhen.
4 Einsatz neuer Lernmethoden
Heute nutzen Unternehmen verschiedene Methoden, um ansprechendere Schulungsprogramme anzubieten. Neben Präsenzschulungen steigt die Nutzung von E-Learning und Micro-Learning über Laptops und mobile Geräte. Auch Lernen über Virtual Reality (VR), Augmented Reality und Mixed Reality sind neue Formen, mit denen Mitarbeiter ortsunabhängig über Simulationen lernen können. Das Training mithilfe von VR kann auch zeigen, wo bei einem Mitarbeiter Probleme auftreten und sich Lernerfolge innerhalb eines bestimmten Szenarios verzögern.
5 Unternehmensweite Zusammenarbeit zur Erfolgskontrolle
Damit Unternehmen ihre Schulungsprogramme optimal beurteilen können, müssen sie verstehen, wie sich deren Ergebnisse auf das Unternehmen auswirken. Das bedeutet, dass Personal- und Fortbildungsverantwortliche umfassendere Kennzahlen analysieren und eng mit ihren Kollegen im gesamten Unternehmen zusammenarbeiten müssen. Um beispielsweise nachweisen zu können, dass eine bestimmte Vertriebsschulung direkt dazu geführt hat, dass die Vertriebsteams mehr Geschäfte abgeschlossen haben, müssen die Zuständigen in der Lage sein, die Lernmetriken mit den im CRM-System des Unternehmens enthaltenen Verkaufsmetriken zu kombinieren.