Die wichtigsten Soft Skills für die digitale Arbeitswelt
Fachkompetenz allein ist für die heutige Arbeitswelt nicht genug. Digitale Arbeit ist eine Teamdisziplin, in der Eigenschaften wie Kreativität, Kritikfähigkeit und Einfühlungsvermögen gefragt sind.
Sozialkompetenzen gehören zu den wichtigsten Treibern des digitalen Wandels. Das bestätigt auch eine repräsentative Umfrage von Bitkom Research im Auftrag von Tata Consultancy Services (TCS) unter 953 Unternehmen mit 100 oder mehr Mitarbeitern in Deutschland. Ganz oben auf ihrer Wunschliste der Soft Skills, mit denen Mitarbeiter ausgestattet sein sollten, steht dabei Kreativität. Sie wird von 86 Prozent der Firmen genannt.
„Digitalisierung verändert die Arbeitswelt grundlegend und auch klassische Wissensarbeit wird zunehmend automatisiert, allen voran repetitive und administrative Tätigkeiten“, sagt Frank Karcher, Personalleiter bei TCS. „Kreativität hingegen wird auf absehbare Zeit nicht von einer Maschine ersetzt werden. Unternehmen haben erkannt, dass die kreativen Fähigkeiten der Mitarbeiter ausschlaggebend sind für eine ausgeprägte Innovationskultur und erfolgreiche Digitalisierung.“
Als fast ebenso wichtig sehen Unternehmen die Teamfähigkeit (85 Prozent). Auf den weiteren Plätzen folgen funktionsübergreifende Kompetenzen (79 Prozent) und Entscheidungsfähigkeit (77 Prozent). Für drei von vier Unternehmen (75 Prozent) ist Kritikfähigkeit wichtig, anschließend folgen Gesprächs- und Verhandlungsführung (73 Prozent) sowie interkulturelle Kompetenz (72 Prozent). Auch Networking-Fähigkeiten (68 Prozent) und Einfühlungsvermögen (60 Prozent) stehen bei den Firmen hoch im Kurs.
„Mit der Arbeit im Homeoffice in den vergangen Monaten hat sich die Art der Zusammenarbeit verändert“, sagt Karcher. „Teams arbeiten von verschiedenen Orten virtuell miteinander. Und gerade für Telefon- und Videokonferenzen sind Soft Skills entscheidend, wenn Projekte erfolgreich sein sollen.“
Crash-Kurs für Digitalkompetenzen
Kompetenz im Umgang mit digitalen Arbeitsmitteln entwickelt sich langsam zur Selbstverständlichkeit – zumindest als Anforderung. Mehr als acht von zehn Unternehmen (84 Prozent) sagen, die Mitarbeiter sollten über allgemeine Digitalkompetenz verfügen. Das ist ein Anstieg von zehn Prozentpunkten verglichen mit 2018 (74 Prozent). Allerdings sind aktuell nur 65 Prozent der Unternehmen mit der Kompetenz ihrer Mitarbeiter im Umgang mit digitalen Technologien und Anwendungen zufrieden. Jedes zweite Unternehmen (50 Prozent) gibt an, dass Mitarbeiter neue Technologien schnell annehmen. Ähnlich viele (44 Prozent) beklagen allerdings auch den großen Aufwand, die Mitarbeiter vom Einsatz neuer Technologien zu überzeugen.
Diese Resultate beschreiben wohlgemerkt die Stimmung vor dem Lockdown, denn die Umfrage wurde noch vor der Corona-Krise durchgeführt. „Der abrupte Wechsel ins Homeoffice dürfte wie ein Crash-Kurs für Digitalkompetenzen gewirkt haben“, sagt Frank Karcher. „Millionen Beschäftigte haben sich innerhalb kürzester Zeit mit Videokonferenzen und Collaboration-Tools vertraut gemacht.“
Inzwischen kehrt zwar nach und nach ein Teil der Beschäftigten in die Büros zurück, das Beratungsunternehmen sieht aber keine vollständige Rückkehr zur alten Arbeitsweise. „Das mobile Arbeiten wird vielen Arbeitnehmern zumindest teilweise erhalten bleiben – und damit auch der Umgang mit digitalen Tools“, sagt Karcher. Die Veränderungsgeschwindigkeit werde sogar weiter zunehmen. Karcher rät Unternehmen deshalb, nicht nur in neue Technologien zu investieren, sondern auch in die Weiterbildung der sozialen und digitalen Kompetenzen ihrer Belegschaft.
Fachkompetenzen: Erwartungen häufig höher als Realität
Als wichtigste Fachkompetenz aus Sicht der Unternehmen geht Datenanalyse und -interpretation hervor (91 Prozent). Diese würden jedoch Mitarbeiter in nur 66 Prozent der Unternehmen in zufriedenstellendem Maße mitbringen. Und auch bei anderen Fähigkeiten klaffen Erwartung und Realität auseinander: So ist Projektmanagement für 87 Prozent der Firmen eine relevante Kompetenz, allerdings verfügen lediglich 69 Prozent der Mitarbeiter über entsprechende Fähigkeiten.
Programmierkenntnisse sind für sechs von zehn Unternehmen (62 Prozent) relevant, 55 Prozent sind mit den Kompetenzen ihrer Mitarbeiter zufrieden. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) sieht im Beherrschen agiler Methoden eine wichtige Kompetenz für die digitale Transformation – hier zeigt sich keine Lücke zu den vorhandenen Fähigkeiten.