Reskilling: Umschulung als Investition in die Zukunftsfähigkeit

Umschulungen sind notwendig, um flexibel auf zukünftige Herausforderungen und Veränderungen der Arbeitswelt reagieren zu können. Neue Technologien wie künstliche Intelligenz treiben diese Veränderungen einerseits an, andererseits bieten sie Lösungen.

Für Unternehmen und die Menschen, die in den Unternehmen arbeiten, ändert sich die Arbeitswelt in den letzten Jahren so rapide und grundlegend wie kaum jemals zuvor. Die neuen technologischen Errungenschaften sind ein Treiber für diese Veränderungen. Auch Marktveränderungen und gesellschaftliche Umbrüche wirken auf die Arbeitswelt und Arbeitskultur – und nicht zuletzt zeigt uns die COVID-Pandemie, wie Unvorhergesehenes nachhaltig verändern kann, wie wir leben und arbeiten.

Bis 2022 werden sich 42 Prozent der Kompetenzen für bestehende Arbeitsplätze ändern.

Diese Treiber wirken auf die Art und Weise wie Unternehmen arbeiten, und verändern Abläufe, Jobs, Aufgaben und Prozesse – und folglich auch die Anforderungen an Kenntnisse und Fähigkeiten der Mitarbeiter. Wie wir in Zukunft arbeiten werden, ist in einem Ausmaß nicht vorhersehbar, das uns zwingt, von der Idee der Planbarkeit und von eindimensionalen Vorbereitungen Abschied zu nehmen. Was bedeutet das für Unternehmen, und was für die Mitarbeiter?

Neue Kompetenzen für eine Milliarde Menschen

Mehr als eine Milliarde Arbeitsplätze, fast ein Drittel aller Arbeitsplätze weltweit, werden nach Schätzungen der OECD im nächsten Jahrzehnt durch digitale Technologien verändert werden. Das World Economic Forum schätzt, dass Unternehmen bis 2030 mehr als mehr als eine Milliarde Menschen umqualifizieren müssen, weil Technologien wie künstliche Intelligenz massiven Einfluss auf die bisher bestehenden Arbeitsweisen nehmen. 

Allein bis 2022 werden sich voraussichtlich 42 Prozent der erforderlichen Kompetenzen für bestehende Arbeitsplätze ändern. Demnach brauchen Mitarbeiter, auch in bisher technologie-fernen Berufen, in Zukunft einerseits verstärkt Technologiekenntnisse, andererseits  Kernkompetenzen, die ihnen helfen, sich in Zeiten ständiger Veränderung anzupassen. Es geht nicht mehr darum, sich einzelne Qualifikationen anzueignen oder ein einzelnes Training zu absolvieren. 

Bei Reskilling geht es darum, dass Unternehmen und Mitarbeiter eine Haltung entwickeln, ihre Fertigkeiten und Kompetenzen langfristig anpassbar zu trainieren, damit sie dauerhaft wandelbar bleiben. Das gilt sowohl für das Unternehmen selbst, als auch für den Einzelnen: Es geht darum, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die dauerhafte Anpassbarkeit erlaubt, Transparenz über vorhandene und benötigte Fähigkeiten (Skills) schafft, sowie Mitarbeiter dabei unterstützt, neues Wissen zu erwerben und einzubringen, wo es gebraucht wird.

Distance Economy als Veränderungstreiber

Trends, die schon vor der Krise sichtbar waren, verdichten und beschleunigen sich nun – wir erleben mit der globalen Pandemie einen Schlüsselmoment. Die Auswirkungen von Corona sind ein erster Vorgeschmack darauf, was in Zukunft von Unternehmen, aber in größerem Maße von den einzelnen Mitarbeitern gefordert wird: Die Pandemie hat Millionen von Menschen über Nacht gezwungen, völlig anders zu arbeiten als zuvor, weil ihre Arbeitsweisen in diesem „New Normal“, in dem wir alle nun leben, nicht mehr ausführbar sind. 

Vom Kundengespräch bis zum Go-Live großer Software-Projekte: Alles muss aus der Entfernung klappen.

Beispielsweise musste sich die Belegschaft innerhalb kürzester Zeit auf das Arbeiten im Home Office einstellen – Trainings, Meetings, Arbeitsabläufe und die Koordination innerhalb der Teams mussten digital umgesetzt werden. Führungskräfte managen digital und auf Distanz, und die interne Kommunikation muss ohne Flurgespräche oder gemeinsamen Kaffeepausen auskommen. Und auf Kundenseite? Vom Kundengespräch bis zum Go-Live komplexer Software-Projekte – Unternehmen haben ihre Services der neuen Realität angepasst.

Das ist keine Momentaufnahme. Befragungen zeigen, dass viele Mitarbeiter sich auch nach der Krise Flexibilität in Bezug auf Home Office Regelungen wünschen, und dass sich das Kundenverhalten langfristig verändert. Für jede unternehmerische Planung, die sich mit der „Genesung“ nach der Krise beschäftigt, muss klar sein: Wir werden auf Dauer mehr Anpassungsfähigkeit brauchen, als wir es ahnten. 

Mit neuen Technologien Reskilling ermöglichen

Wir müssen lernen, mit dem Unplanbaren zu leben, und auf Dauer so schnell wie in der Krise neue Lösungen zu finden und umzusetzen. Es muss Ziel eines agilen Unternehmens sein, Geschäftsmodelle schnell anzupassen, benötigte Skills dafür zu identifizieren und schnell bereitzustellen. Künstliche Intelligenz (KI), Automatisierung, maschinelles Lernen und vorausschauende Analysen helfen, Skill-Lücken zu erkennen und zu schließen, mit dem richtigen Mix von „Build, Buy, or Bot“: durch Personalentwicklung und Lernen, durch externe Talente, oder durch Einsatz von Technologie.

Echtzeitanalysen und Augmented Analytics unterstützen heute schon das Personalwesen.

Der erste Schritt ist der Überblick über benötigte und vorhandene Fähigkeiten – jederzeit, akkurat, in Echtzeit. Der zweite: Personalprozesse so zu flexibilisieren und moderne HR-Tools zur Verfügung zu stellen, die flexibel genug sind, Mitarbeiter schnell da einzusetzen, wo sie gebraucht werden. Ihnen zu ermöglichen, Karrierewege mitzubestimmen, und sich die Fähigkeiten anzueignen und zu erweitern, die fehlen – als lebenslanger Lernprozess. Dazu gehören Schlüsselfähigkeiten wie Selbstmanagement, Anpassungsfähigkeit, Kommunikationskompetenzen, genauso wie Skills im Umgang mit neuen Technologien.

Genau die Technologien, die die ökonomischen Umbrüche und den Wandel der Arbeitswelt vorantreiben, helfen eben auch beim Umgang mit den sich daraus ergebenden Herausforderungen: Erstens braucht es technologische Unterstützung für die Analyse, ein Verständnis der Zusammenhänge und eine Datenauswertung: Echtzeitanalysen und Augmented Analytics unterstützen heute schon zahlreiche Schlüsselaufgaben innerhalb des Personalwesens. Angefangen bei der Personalentwicklung über Diversität, Personalbeschaffung, Talent- sowie Performance-Management – Ziel ist es, bessere und schnellere Erkenntnisse in all diesen Bereichen zu schaffen und die strategische Personalarbeit zu unterstützen. 

Angebot und Nachfrage an Fähigkeiten miteinander verknüpfen

Augmented Analytics automatisieren die Datenanalyse und unterstützen dabei, wichtige Erkenntnisse und Zusammenhänge in verlässliche Handlungsempfehlungen zu übertragen. Unternehmen werden so schneller in die Lage versetzt, wichtige Trends zu erkennen und darauf zu reagieren.

Reskilling wird durch Krisenfestigkeit belohnt.

Zweitens braucht es Tool-Unterstützung für das Reskilling: Machine-Learning-getriebene Systeme – wie die Skills Cloud von Workday – helfen, in Echtzeit zu verstehen, welche Fähigkeiten es im Unternehmen gibt und wo sie gebraucht werden. Sie verbinden Mitarbeiter, Rollen, Karrieremöglichkeiten und Lerninhalte in einem Framework, das geeignet ist, durch unvorhersehbare Veränderungen zu navigieren.

Und drittens brauchen Mitarbeiter personalisierte Lern- und Weiterentwicklungsumgebungen: Werden Skill-Angebot und -Nachfrage, Informationen zu jetzigen und zukünftigen Rollen, zu möglichen Karriereschritten und Lernangeboten verknüpft, können Mitarbeiter sich gut und zielgerichtet weiterentwickeln. Auch durch die Analyse von Lerninhalten, die Mitarbeiter mit ähnlich gelagerten Fähigkeiten hoch bewertet haben, können Empfehlungen für ein auf den Mitarbeiter zugeschnittenes Trainingsprogramm gestaltet werden. Das bietet eine stark personalisierte Lernerfahrung.

Reskilling als Weg aus der Krise

Während immer klarer wird, dass die Corona-Krise die Umbrüche in Wirtschaft und Arbeitswelt beschleunigt und verstärkt, müssen wir schnell handeln, um erfolgreich aus dieser Krise hervorzugehen und uns auf kommende, noch unvorhersehbare Umbrüche vorzubereiten: Personalstrategien anpassen, flexible Rahmenbedingungen schaffen und letztlich Reskilling betreiben, das Kernkompetenzen wie Anpassungsfähigkeit und Selbstmanagement genauso einschließt wie technologische Skills. Wer Reskilling versteht und in seine Mitarbeiter und in flexible Personalprozesse investiert, wird mit Krisenfestigkeit und Zukunftsfähigkeit belohnt.


Über die Autorin

Über die Autorin

Daniela Porr ist Senior Product Marketing Manager beim US-Anbieter von HR-Software Workday.

 

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