Investitionen in die Digitalisierung zahlen sich aus
Unternehmen in allen Wirtschaftsbereichen müssen sich heute mit der digitalen Transformation beschäftigen. Aber lohnen sich eigentlich die Investitionen in neue Technologien betriebswirtschaftlich? Eine Studie des Handelsblatt Research Instituts im Auftrag der Telekom ist dieser Frage nachgegangen.
Die wichtigste Antwort vorweg: Ja, mit einer breit angelegten Digitalstrategie können betriebswirtschaftliche Erfolge erzielt werden. Die so genannte „digitale Dividende“ – das Ergebnis, dass der Nutzen die Kosten der digitalen Transformation übersteigt – zeigt sich schon heute bei 38 Prozent der rund 1000 befragten Unternehmen.
Und das, obwohl sie erst mit der Umsetzung begonnen haben. Denn in der Regel ist die Digitalstrategie mittel- und langfristig angelegt und in diesem frühen Stadium werden eher strategische als praktische Themen besprochen. Bei rund 30 Prozent sind Kosten und Nutzen ausgeglichen. Rund 5 Prozent sagen, dass die Kosten im Vergleich zum Nutzen deutlich höher sind.
Personalabbau ist kein Digitalisierungstreiber
Für ein Drittel der Unternehmen ist es mit Blick auf die Zukunft in Ordnung, wenn sie erst einmal investieren müssen, ohne direkt einen Nutzen daraus zu ziehen. Ebenso viele möchten das gerade nicht. Besonders kleinere Unternehmen scheuen Investitionen, wenn nicht schnell etwas dabei herumkommt. Einerseits sei diese Denkweise verständlich, da sie in der Regel über weniger Reserven verfügten, so die Marktforscher. Andererseits könnten sie im Wettbewerb zurückfallen, wenn größere, kurzfristig kostenintensive Investitionen im Zweifel nicht getätigt werden können.
Für gut die Hälfte der Unternehmen liegt die Motivation zur digitalen Transformation darin, den Umsatz zu steigern. Nur 45 Prozent zielen darauf, Kosten zu senken. Interessant ist, dass Personaleinsparungen bei den meisten Branchen eine geringere Rolle spielen als andere abgefragten potenziellen Treiber. Das relativiert zumindest die weitläufige Meinung, Digitalisierung sei der Jobkiller Nummer eins.
Knapp 47 Prozent sehen die Digitalisierung als Chance, die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Angst vor einer Verschlechterung der Wettbewerbsposition haben weit weniger. Dafür investieren sie (40 Prozent) hauptsächlich in neue Kommunikationskanäle für die Kundenansprache. Geringere Summen geben sie jedoch für personalbezogene Kosten wie die Fort- und Weiterbildung (38 Prozent) oder die Suche und Einarbeitung neuer Mitarbeiter aus (30 Prozent), obwohl lebenslanges Lernen als einer der wichtigsten Aspekte für das Gelingen der digitalen Transformation gilt.
Deutschland transformiert die Tradition
Bei konkreten Projekten liegt der Ausbau digitaler Geschäftsprozesse mit 52 Prozent vorn. Die Produkt- und Servicequalität wird ebenfalls von mehr als der Hälfte der Unternehmen genannt. Es fällt allerdings auf, dass Betriebe in Deutschland lieber bestehende Prozesse optimieren statt disruptiv neue Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.
Die Verantwortlichen der Studie bewerten diese Entwicklung kritisch. Zwar sei dies aufgrund der Struktur der deutschen Volkswirtschaft nachvollziehbar. Doch genau hier könnte auch die potenzielle Schwäche der Digitalisierung in Deutschland liegen. Denn die vollen Potenziale im digitalen Zeitalter würden erst mit neuen Produkten, Services und Geschäftsmodellen ausgeschöpft und nicht mit der Digitalisierung der bestehenden Prozesse und Angebote.
Haben Unternehmen erste Erfolge mit der digitalen Transformation erzielt, verändert sich ihre Sichtweise: Je stärker digitalisiert ein Unternehmen ist und je höher die bereits erzielte digitale Dividende, desto stärker ist die Strategie auf Nutzensteigerung als auf Kostensenkung ausgerichtet. Wenn Investitionen dann kurzfristig den Nutzen übersteigen, wird dies eher akzeptiert.
Bundesweite Digital-Initiativen unterstützen den Mittelstand
Damit vor allem mittelständischen Unternehmen der Einstieg in die Digitalisierung gelingt, erhalten sie zunehmend Unterstützung von öffentlichen Stellen. Anfang Juli eröffnete beispielsweise das „Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum“ in Kiel. Geleitet wird die bundesweit 23. Einrichtung dieser Art von der Forschungs- und Entwicklungszentrum Fachhochschule Kiel GmbH. Ziel des Kompetenzzentrums ist es laut Björn Lehmann-Matthaei, Chef des Kieler FuE-Zentrums, mit kleinen und mittleren Unternehmen, die im Tagesgeschäft nur wenig Ressourcen und Zeit für Digitalisierungsprozesse aufbringen können, individuelle Lösungen zu entwickeln.
Andere Initiativen wie die Effizienz-Agentur NRW springen Unternehmen, auch branchenspezifisch, zur Seite, um sie bei ihren Digitalisierungsprojekten zu beraten.
Die Kurzstudie zu Kosten und Nutzen der Digitalisierung ist eine Befragung im Nachgang zum Digitalisierungsindex 2017, in dem rund 1000 mittelständische Unternehmen zu ihrem digitalen Reifegrad befragt wurden.