Digitalpakt Schule: „Ticket für den Eintritt ins digitale Zeitalter“

Nachdem sich Bund und Länder beim Digitalpakt einig sind, machen der Digitalverband Bitkom und der eco-Verband der Internetwirtschaft Druck auf die Politik. Der Erwerb digitaler Kompetenzen sei Grundvoraussetzung für das Bestehen in der Arbeitswelt von Morgen.

„Die Einigung (…) definiert den wohl wichtigsten Meilenstein in der deutschen Bildungspolitik“, sagte der eco-Vorstandsvorsitzende Oliver Süme nach der Einigung von Bund und Ländern im Vermittlungsausschuss. Jetzt müssten zügig Konzepte vorgelegt und umgesetzt werden, damit Lehrerinnen und Lehrer digitale Kompetenzen erwerben und diese an ihre Schülerinnen und Schüler weitergeben können. „Wir brauchen jetzt dringend einen Digitalisierungsschub an deutschen Schulen, um nicht den Anschluss zu verlieren!“, so Süme.

Bitkom-Präsident Achim Berg sagte nach der Einigung: „Der Digitalpakt ist (…) das Eintrittsticket unserer Schulen für das digitale Zeitalter.“ Jetzt müsse es darum gehen, dass das Geld so schnell wie möglich zu den Schulen zu bringen. „Was wir heute anstoßen, wird sich erst in Jahren, vielleicht auch Jahrzehnten auszahlen. Umso wichtiger ist, dass wir aufs Tempo drücken. Bildung ist unsere wichtigste Ressource. Das gilt umso mehr im digitalen Zeitalter.“

Der Digitalpakt Schule ist Teil der Digitalstrategie der Bundesregierung.

Der Bitkom, Vertreter von rund 2.600 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, sowie der eco-Verband, ein Branchennetzwerk für mehr als 1100 Mitgliedsunternehmen, fordern seit langem mehr Konsequenz bei der digitalen Bildung und Weiterbildung. Mit Blick auf die Arbeitswelt scheint das dringend nötig. Denn in Zukunft dürfte es immer schwieriger werden, fehlende digitale Kompetenzen beim Eintritt in die digitalisierte Arbeitswelt nachzuholen, die dann wie selbstverständlich erwartet werden.

„Wir haben schon so viel Zeit verloren“

So setzt sich der Bitkom dafür ein, die Vermittlung digitaler Fertigkeiten und von Medienkompetenz in Schule, Aus- und Weiterbildung stärker zu verankern. Darüber hinaus soll Informatik ab der fünften Klasse zum Pflichtfach werden, Englisch als Lingua franca der Digitalwirtschaft ab der ersten Klasse Standard sein. „Die Mittel und Methoden, mit denen an Schulen gelehrt und gelernt wird, sind heute nahezu dieselben wie vor fünfzig Jahren“, stellte Bitkom-Präsident Berg fest.

eco-Chef Süme hatte, nachdem die Verhandlungen zwischen Bund und Länder im Dezember 2018 zunächst gescheitert waren, gesagt: „Wir verlieren viel zu viel wichtige Zeit, gerade in der Bildungspolitik gilt es aber, die deutsche Kleinstaaterei endlich zu überwinden. Das Thema digitale Bildung ist zu wichtig und darf nicht zum politischen Spielball werden, Schülerinnen und Schüler in Deutschland haben schon jetzt den Anschluss im internationalen Vergleich in Sachen Digitalkompetenz verloren und lernen überwiegend in einer analogen Bildungsumgebung.“

Die Mehrheit der Deutschen will einen schnellen Start des Digitalpaktes

So sehen es viele Deutsche. Zwei von drei Bundesbürgern (67 Prozent) sind der Ansicht, das Milliardenpaket müsse so schnell wie möglich bei den Schulen ankommen, lautete das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Umfrage im Auftrag des Bitkom. Nahezu alle Befragten (96 Prozent) meinten, Lehrer sollten verpflichtet werden, sich zu digitalen Themen und Methoden regelmäßig fortzubilden. Knapp neun von zehn (87 Prozent) waren der Ansicht, dass die Digitalisierung ein wichtiger Bestandteil in den Lehrplänen werden sollte. Und drei Viertel (75 Prozent) sagten, die technische Ausstattung der Schulen müsse verbessert werden. Die Waage halten sich die Deutschen, wenn es um die Frage geht, ob zuerst Schulgebäude saniert werden sollten, bevor in die Digitalisierung investiert wird. 48 Prozent sagen ja – und 50 Prozent nein.

Old School: Digitale Arbeitswelt leidet unter rückständigen Schulen
Old School: Die Digitalisierung der Arbeitswelt leidet unter rückständigen Schulen.

Mit dem Digitalpakt sollen 40.000 Schulen in Deutschland unter anderem eine bessere digitale Ausstattung bekommen. Insgesamt stehen dafür in den nächsten fünf Jahren 5,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Rein rechnerisch bedeutet dies für jede Schule im Durchschnitt einen Betrag von 137.000 Euro oder umgerechnet auf die derzeit ca. 11 Millionen Schülerinnen und Schüler eine Summe von 500 Euro pro Schüler. Neben einer besseren Infrastruktur wie WLAN und Whiteboards sollen auch die Lehrer digitale Kompetenzen erwerben und diese an Schülerinnen und Schüler weitergeben.

Nach der Einigung im Vermittlungsausschuss hat nun auch der Bundestag der Grundgesetzänderung zugestimmt. Jetzt fehlt noch die Zustimmung des Bundesrates sowie die Unterschrift von Bund und Ländern unter eine entsprechende Verwaltungsvereinbarung. Erst dann kann mit der Umsetzung begonnen werden.

Kritik am Digitalpakt: Zu wenig Geld und überhaupt Ländersache

Die Kritiker des Digitalpaktes argumentieren aus unterschiedlichen Ecken: Die einen zweifeln den Sinn digitaler Lernmethoden an, andere, wie die AfD, wollen am Föderalismusprinzip festhalten und beharren darauf, Bildung sei Ländersache. Wieder andere sagen, das Geld reiche nicht aus. „Berechnungen der Bertelsmann Stiftung (2016) ergaben, dass allein rund 2,8 Milliarden Euro aufgebracht werden müssen, um alle Grundschulen und weiterführende Schulen mit der notwendigen Computer­technik auszustatten“, heißt es im Bildungsmonitor 2018, den das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erstellt.

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