Daten-Analysten händeringend gesucht!

Viele Unternehmen wollen aus verfügbaren Daten die entscheidenden Informationen herausfiltern. Doch solche Experten sind dünn gesät und kommen heute notgedrungen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen.

Die Nadel im Heuhaufen finden, das ist häufig die Aufgabe von Daten-Spezialisten – und diese Aufgabe ist immer stärker gefragt. Schon 2012 titelte der Harvard Business Review: „Data Scientist: the sexiest job of the 21 Century„. Trotz der offensichtlich hohen Attraktivität dieses Berufsstandes gibt es derzeit definitiv zu wenig Datenexperten. Bis vor wenigen Jahren galten verwandte Berufe wie Statistik oder Mathematik schon als etwas angestaubt, heute suchen Unternehmen händeringend nach solchen Kräften.

Studiengänge, die speziell auf die massenhafte Datenauswertung mit Hilfe von neuronalen Netzen, Deep Learning oder anderen Methoden vorbereiten, sind derzeit gerade im Entstehen. Daher sind es heute vor allem Quereinsteiger aus artverwandten Disziplinen wie etwa naturwissenschaftlichen oder mathematischen Studiengängen, die Unternehmen helfen, datengetriebene Projekte umzusetzen.

Ziel der Unternehmen ist, mit der Analyse von Daten Mehrwerte zu generieren, und das kann in ganz unterschiedlichen Bereichen der Fall sein. Die Daten sind meist vorhanden, auch wird von den meisten Unternehmen das Potential erkannt, das darin schlummern könnte. Allein es fehlt häufig an Experten, die nach dem „neuen Öl“ bohren können.

Fehlendes Wissen

Das belegt auch eine Studie des Business-Intelligence-Anbieters Tableau, die von IDG Research durchgeführt wurde. Unternehmen halten die Fähigkeit, entsprechende Analysen durchzuführen für sehr wichtig oder sogar geschäftsentscheidend. Besonderen Bedarf sehen die Befragten vor allem im Vertrieb und im Marketing, in der IT-Abteilung, im Bereich Finanzen/Controlling und in der Geschäftsleitung.

Selbst für grundlegende Analytics-Aufgaben ist in vielen Unternehmen keine Expertise vorhanden. Laut Tableau-Studie ziehen bei lediglich 14 Prozent der Unternehmen Mitarbeiter die relevanten Informationen selbst aus der vorhandenen Datenmenge. Bei etwa 20 Prozent kann aber immerhin ein größerer Teil der Mitarbeiter Daten analysieren.

Jobs, bei denen es vorrangig um den Umgang mit Daten geht, wollen 54 Prozent der deutschen Unternehmen wohl auch wegen des hohen Konkurrenzkampfes am Arbeitsmarkt intern besetzen. Rund 25 Prozent der befragten Unternehmen bieten jedoch keine entsprechenden Schulungen an.

Wettbewerbsnachteile

Der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft hat für den Hochschulbildungsreport 2017/18 den Bedarf ermittelt. Eine Hochrechnung, für die Job-Ausschreibungen aus der Online-Jobbörse Stepstone herangezogen wurden, hat ergeben, dass derzeit in Deutschland 10.000 Data Scientists gesucht werden. Rechnet man nun noch den Bedarf für Betriebswirte, Mediziner oder Akademiker mit Schwerpunkt Statistik dazu, dann liegt der Bedarf laut Stiftverband bei etwa 95.000 Spezialisten, die der deutschen Wirtschaft fehlen.

„Die Anzahl der Studienanfänger in den MINT-Fächern ist außer in den Lehramtsstudiengängen zwar gestiegen, es mangelt aber weiter an Informatik-Studierenden und MINT-Studentinnen“, stellt Studien-Autor und McKinsey-Seniorpartner Jürgen Schröder fest und warnt, dass für Unternehmen dieser Mangel an Fachkräften ein erheblicher Wettbewerbsnachteil sei.

Stifterverband und McKinsey empfehlen deshalb die Einrichtung von Data-Science-Education-Programmen für Bachelorstudiengänge an Hochschulen, die grundlegende Datenanalysefähigkeiten vermitteln, und zwar für Studenten aller Fachrichtungen. Derzeit existieren in Deutschland jedoch erst 23 Studiengänge, die auf die Analyse von großen Datenmengen vorbereiten. Darüber hinaus fehle es an geeigneten Lehrkräften für das Schulfach Informatik. Lediglich 1,6 Prozent aller Lehramtsanwärter wählen Informatik als Studienfach.

Foto: Carlos Muza via Unsplash, public.tableau.com, stifterverband.org

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