Wie Generation Y die Arbeitswelt verändert

Wenig Beachtung fand in der deutschen Presse die diesjährige Präsentation von Mary Meeker zum Stand der Dinge im Internet. Zu Unrecht, denn der Teil über die Entwicklung der Arbeitswelt in den letzten Jahren birgt einigen Sprengstoff.

Zwar beziehen sich die Zahlen ausschließlich auf USA und fallen deswegen im Vergleich zu Deutschland teilweise ziemlich krass aus, doch sie beschreiben Trends, die längst auch hierzulande nachvollziehbar sind. Die renommierte Analystin der Venture-Capital-Firma KPCB sieht in der Globalisierung, den strukturellen Veränderungen im Arbeitsmarkt, den Kommunikationsmöglichkeiten über mobile Geräte und den laufenden Generationswechsel die ausschlaggebenden Faktoren für gravierende Veränderungen.

Unterschiede
Millennials sind nach Ansicht der Personalverwalter im Charakter sehr anders als die Vorgängergeneration.

Die Generation der Baby Boomer (geboren zwischen 1946 und 1964) geht langsam in Rente, die Generation X (1965 – 1976) kommt in die Jahre und die Generation Y (1977 – 1998, auch „Millennials“ genannt), die von den Arbeitgebern derzeit eindeutig präferierte Spezies, setzt immer mehr die Akzente der Arbeitswelt von morgen. Und die scheint ziemlich anders zu ticken als die Generationen zuvor.

Zunächst zu den strukturellen Veränderungen: Die Zahl der Jobs in produzierenden Betrieben ist in den letzten 60 Jahren kontinuierlich gesunken von 40 Prozent auf jetzt 15 Prozent, so dass der Anteil der Jobs im Bereich Dienstleistung bereits bei 85 Prozent liegt. Zudem ist der Anteil der Jobs, die eine Tätigkeit am Computer voraussetzen, in den letzten 30 Jahren dreimal stärker gestiegen als alle anderen.

Ob es der sich verändernde Arbeitsmarkt ist oder die Vorlieben der Millennials, Selbständigkeit ist auf dem Vormarsch. In den USA machen Millennials bereits 44 Prozent aller Selbständigen aus. Angesichts der Tatsache, dass in den USA bereits 34 Prozent aller Jobs von Freelancern bestritten werden, Tendenz steigend, bleibt ihnen wohl sowieso nichts anderes übrig. Mehr als 10 Prozent der 54 Millionen US-Freelancern haben auch einen Vollzeit-Job und verdienen sich über die Selbständigkeit ein Zubrot.

Zum Vergleich: In Deutschland gibt es 1,27 Millionen selbständig beschäftigte in sogenannten freien Berufen, deren Zahl hat sich in den letzten 15 Jahren verdoppelt. Bei insgesamt 42 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland ist dieser Anteil längst nicht so hoch wie in den USA; allerdings arbeiten 8,5 Prozent aller angestellten Arbeitnehmer hierzulande mit einem befristeten Vertrag, was sehr häufig eine Vorstufe zur Selbständigkeit bedeutet, und inzwischen werden 42 Prozent aller neuen Arbeitsverhältnisse nur mit einem Zeitvertrag angeboten.

Fest steht jedoch, dass sich die Millennials in den USA auf die Situation eingestellt haben und damit ganz gut zurecht kommen. Laut KPCB-Studie gaben 65 Prozent der befragten Selbständigen dieser Altersgruppe an, dass das Internet es ihnen leicht macht, Jobs zu finden. 31 Prozent von ihnen gab sogar an, in der Regel innerhalb von 24 Stunden über diverse einschlägige Portale einen Auftrag für sich akquirieren zu können, 42 Prozent haben schon mal ein reines Online-Projekt durchgeführt.

BenefitsBesonders deutlich werden die Mentalitätsunterschiede zu den älteren Generationen bei festangestellten Millennials. Auffällig ist vor allem die pragmatische Haltung gegenüber dem Arbeitgeber und die Gewissheit, dass auch eine Festanstellung nur ein Gastspiel auf Zeit ist und nichts für die Ewigkeit. Waren bei der älteren Generation noch Jobsicherheit oder eine Firmenrente wichtig, stehen bei den Jüngeren die Fortbildungsmöglichkeiten, flexible Arbeitsstunden und eine gute Bonusregelung ganz oben auf der Prioritätenliste.

Managers vs. MillennialsDas sind alles Dinge, die ihre meist älteren Vorgesetzten nicht ohne weiteres nachvollziehen können. Laut KPCB-Studie geht das Management eher davon aus, dass den Millennials vor allem ein hohes Gehalt und verantwortungsvolle Positionen wichtig sind. Weit gefehlt, denn bei den Jüngeren steht ganz oben bei den Merkmalen eines guten Jobs „eine sinnvolle Tätigkeit“ und erst danach die anständige Bezahlung, gefolgt von einem weiteren ideellen Wert, nämlich an der Vollendung eines guten Projekts/Produkts beteiligt gewesen zu sein.

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