Technologie am Arbeitsplatz: Was halten die Arbeitenden davon?
Das richtige Gleichgewicht wischen Mensch und Maschine zu finden und gleichzeitig all das intakt zu halten, was uns menschlich macht und von Maschinen unterscheidet – das ist die große Herausforderung der digitalen Arbeitswelt.
Die Pandemie war ein Beschleuniger für Technologien am Arbeitsplatz. Doch es überrascht nicht, dass die Gedanken und Gefühle der Arbeitnehmenden diesbezüglich unterschiedlich sind. Dies geht aus der Worker Identity Research Collaboration (WIRC) hervor, einer qualitativen Feldforschungsstudie von ADP. Vor allem die Rolle als Arbeitskraft inmitten des technologischen Wandels und greifbare vs. abstrakte Arbeitserfahrungen, die durch Technologie vermittelt werden, waren wiederkehrende Themen.
Auch heute bauen Menschen greifbare, dauerhafte Beziehungen zu anderen auf, die Formen des Austauschs haben sich jedoch verändert.
Für viele gehört die Nutzung digitaler Plattformen zum Lebensunterhalt dazu. Der Studie zufolge kann die Frage, wie man sich digital präsentiert, einen Vorstoß in neue Technologien und Beziehungen bedeuten. Vor allem für diejenigen, die mit digitalen Technologien als Teil ihres täglichen Lebens aufgewachsen sind, ist die Vorstellung online, digital vernetzt und technologieverbunden zu arbeiten, nicht gerade fremd. Außerdem sind Digital Natives an den One-to-many-Charakter sozialer Plattformen gewöhnt und haben praktische Erfahrung mit Selbstdarstellung und digitaler Kompetenz.
Auch viele Mitarbeitende, die nicht zu den Digital Natives zählen, fühlen sich versiert im Umgang mit neuen Technologien und erkennen ihr gewinnbringendes Potenzial. Allerdings fühlen sich manche noch nicht wohl mit dem Umgang von IT.
Fortschrittliche Technologien übernehmen einen Großteil der Arbeit, so dass Menschen weniger „ihre Hände“ bei der Arbeit einsetzen. In der Vergangenheit war die Art und Weise, wie wir arbeiteten und was wir produzierten, oft näher am „Markt“. Doch auch heute bauen Menschen greifbare, dauerhafte Beziehungen zu anderen auf, die Formen des Austauschs haben sich jedoch verändert. Daher gilt es, Mitarbeitende dabei zu unterstützen, wie sie das grundlegende menschliche Verlangen nach einer sinnvollen Verbindung mit den Mitteln des Hier und Jetzt erfüllen können.
Anpassungen fördern
Viele Teammitglieder wissen es zu schätzen, dass zeitaufwendige, repetitive und manuelle Aufgaben durch Automatisierungstools reduziert werden können. Servicemitarbeitende in der Entgeltabrechnung können sich dank RPA beispielsweise anderen, strategischeren und den Kunden zugewandten Aufgaben widmen. Durch guten Kundenservice heben sich Firmen ab und Mitarbeitende tragen so zum direkten Unternehmenserfolg bei, auch wenn sich ihr Aufgabenfeld verschieben mag.
Der Studie zufolge fühlen sich einige Arbeitnehmende unter Druck gesetzt, angesichts der digitalen Übernahme von Arbeitsbereichen relevant zu bleiben. Andere können sich nur schwer vorstellen, etwas anderes zu tun als das, was sie schon immer getan haben. Es ist wichtig, dass Personal- und Unternehmensleiter*innen ihre Teammitglieder dabei unterstützen, Wege zu finden, die auf ihren einzigartigen Fähigkeiten basieren. Unternehmen, die sich der Weiterbildung und der kompetenzbasierten Arbeit im Allgemeinen verschrieben haben, sind am besten in der Lage, Optionen für die berufliche Entwicklung aufzuzeigen, die auf die strategische Vision des Unternehmens und die beruflichen Ziele der Mitarbeitenden abgestimmt sind.
Ergänzung statt Entfremdung
Maschinen haben die Fähigkeit, Gutes zu bewirken und Entlastung zu schaffen. Viele blühen in dieser Umgebung regelrecht auf. Die Befragung zeigt jedoch auch, dass die Gefahr besteht, dass Technologien die Arbeitnehmenden von ihrer Arbeit entfremden. Diese Entfremdung kann wiederum ihre Handlungsfähigkeit in Frage stellen. Dadurch fühlen sie sich möglicherweise minimiert und mechanisiert, was es ihnen schwer macht, sich zu motivieren, ihr Bestes bei der Arbeit zu geben.
Es ist wichtig, mit denjenigen im Dialog zu bleiben, die die Technologie nutzen.
Die Herausforderung am Arbeitsplatz besteht darin, das richtige Gleichgewicht zwischen Maschinen und Menschen zu finden und gleichzeitig all das zu schätzen, was uns menschlich macht. Im Wettlauf um mehr Effizienz, Produktivität und Geschwindigkeit können Entscheidungsträger Gefahr laufen, die potenziellen Herausforderungen der Arbeitnehmenden zu übersehen. Beim Einsatz von Arbeitsplatztechnologien sollten Führungskräfte daher folgende Fragen berücksichtigen:
- Was wird optimiert, und was sind die persönlichen und sozialen Auswirkungen?
- Wie oft ändert sich die Technologie, und wie werden ihre Nutzer*innen und die Arbeit davon beeinflusst?
- Wer hat die Kontrolle darüber, wie sich die Technologie auf die Arbeit auswirkt?
- Welche Aspekte unserer Produkte und Dienstleistungen werden ausschließlich von der Technik erledigt?
Es ist wichtig, mit denjenigen zu sprechen, die die Technologie nutzen werden, ihre Vorfreude, aber auch ihre Vorbehalte zu verstehen. Die Einbeziehung der Arbeitnehmenden als „Expert*innen vor Ort“ kann dazu beitragen, das Gefühl der Handlungsfähigkeit wiederherzustellen und die ergänzenden Eigenschaften von Menschen und Maschinen hervorzuheben.