So verändert sich der Arbeitsplatz in den nächsten zehn Jahren

Das mittlere Management verschwindet, Projektteams setzen sich flexibel aus allen möglichen Abteilungen und Unternehmen zusammen und smarte Maschinen werden zu Kollegen. Neue Technologie sorgen für gewaltige Umwälzungen in der Arbeitswelt, prophezeit Gartner Research.

In den nächsten Jahren wird sich das wo, wann, warum und mit wem der Arbeitswelt deutlich verändern. Der Gartner-Analyst Mark Coleman blickt in die Zukunft der Arbeit und macht insgesamt 6 Themenfelder aus, in denen sich diese aus seiner Sicht in der nächsten Dekade stark verändern wird. Nicht nur für Arbeitnehmer, sondern auch für die Arbeitgeberseite ziehen diese Trends Vorbereitungen und Anpassungen nach sich.

Management-Mittelbau wird von „We Working“ abgelöst

Teams werden heute vor allem durch organisatorische Notwendigkeiten wie etwa die Zugehörigkeit zu einer Abteilung zusammengebracht. Dadurch sind Teamstrukturen praktisch vorbestimmt und daher, so Coleman, werde Teamwork heute auch eher als gewohnheitsmäßige Notwendigkeit angesehen und nicht als Organisationsprinzip.

In zehn Jahren dagegen werde die Komplexität und auch der Umfang der Anforderungen so hoch liegen, dass Teams über Abteilungsgrenzen hinweg zusammenkommen und so die bestmögliche Expertise für ein Problem zusammenkommt. In einigen Unternehmen ist das bereits heute der Fall. Bei Otto etwa treten für die Lösung eines Problems häufig Experten und Verantwortliche aus verschiedenen Bereichen zusammen, um in der Diskussion ein Problem zu lösen.

Dieses Konzept werde sich verfestigen und in eine neue Philosophie münden, die Coleman als „We Working“ bezeichnet. Diese werde die Schaffung kleiner und flexibler Teams umfassen, die sehr schnell auf sich ständig ändernde Aufgaben reagieren können, indem sie schneller Informationen austauschen und sich auch effektiver koordinieren können. Diese hochperformanten und weitgehend autonom agierenden Teams formen sich und lösen ein Problem, je nachdem, wie sich die Anforderungen ändern.

Alghorithmenbasiertes Management

Das sogenannte „Algorithmic Management“ trägt ebenfalls dazu bei, das mittlere Management überflüssig zu machen, glaubt der Gartner Research Direktor. Manager, deren Job heute darin besteht, die Einhaltung von Richtlinien und die Rechtskonformität zu gewährleisten, Projekte zu überwachen oder Daten zu sammeln, werden von diesem neuen Konzept des We Working abgelöst.

Gartner prognostiziert zahlreiche Neuerungen rund um den digitalen Arbeitsplatz. (Bild: Gartner)
Gartner prognostiziert zahlreiche Neuerungen rund um den digitalen Arbeitsplatz. (Bild: Gartner)

Nachdem die Teams weitgehend autonom agieren und unter den Mitgliedern idealerweise ein hohes Maß an Vertrauen herrscht, werde der Manager-Mittelbau, der heute Teams zusammenstellt und die Leistung der Projekt-Teams überwacht, ebenfalls an Bedeutung verlieren.

Lebenslanges Lernen, permanente Fortbildung

Die Weiterbildung wird nicht nur für Manager, sondern auch für Angestellte zum ständigen Begleiter ihrer beruflichen Laufbahn werden. Coleman geht etwa davon aus, dass klassisches Programmieren in den nächsten zehn Jahren immer mehr von Künstlicher Intelligenz übernommen werden wird. Die Angestellten werden dann vielmehr kreativ arbeiten und sich kritisch mit Problemen auseinandersetzen. Dadurch werden sie aber auch gezwungen sein, ständig Schulungen und Trainings zu absolvieren, um komplexe Probleme lösen zu können.

Sogar Entwickler Künstlicher Intelligenz müssen sich langfristig nach neuen Wirkungsstätten umsehen, weil die smarten Lösungen von morgen sich voraussichtlich selbst entwickeln werden. Das bedeutet laut Coleman, dass immer mehr Jobs zusätzliche Trainings voraussetzen. Boot-Camps, auf die Bedürfnisse zugeschnittene Lernprogramme, Wettbewerbe und Hackathons wären für den Gartner-Analysten eine Alternative, so dass Angestellte ständig lernen und ihr Wissen auffrischen.

Grenzen und kulturelle Unterschiede verschwinden

Digitale Unternehmen, die auf großen Netzwerken und Ökosystemen basieren, werden die Arbeit über Gemeinschaften und auch über Unternehmen hinweg global verteilen. Die Grenzen zwischen Unternehmen und auch zwischen Freunden verwischen immer mehr. Es werde seiner Ansicht nach ganz selbstverständlich sein, zwischen Partnerunternehmen in China, Südafrika, Europa oder in den USA hin und her zu wechseln.

Sprachbarrieren dürften dann aber weitgehend ausgeräumt sein, prognostiziert der Analyst. Dafür sorgen Sprachprogramme, digitale Konversationsschnittstellen und Echtzeitübersetzer, die selbst mit starken Dialekten oder Akzenten zurechtkommen. Auf diese Weise würden in der Kommunikation keine Informationen mehr verloren gehen.

Coleman setzt zugleich ein menschliches Verhalten voraus, dass heute zumindest etwas ambitioniert klingt. „Jeder wird den anderen auf der Basis von Vertrauen, Kompetenz oder von ethischem Verhalten bewerten und auf der anderen Seite auch selbst auf diese Weise bewertet werden.“ Das Verfahren sei vergleichbar mit den Bewertungen, die ein Verkäufer auf einer E-Commerce-Plattform von den Nutzern bekommt.

Smarte Maschinen als Kollegen von smarten Menschen

Wie Studien zeigen, sind smarte Maschinen schon heute recht verbreitet. Die technische Entwicklung aber werde nicht stillstehen und so werden diese Maschinen auch immer mehr Dinge tun können, die man heute nicht für möglich hält. Spätestens in zehn Jahren werden Unternehmen immer mehr Aufgaben an Maschinen, Software, Apps oder Avatare delegieren können.

Auch werden die Angestellten immer häufiger Toolkits für virtuelle Doppelgänger entwickeln und auf diese Weise zusätzliche Aufgaben im Privat- oder Arbeitsleben erledigen. Auch hier würden smarte Devices und Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen. Der persönliche Arbeitsplatz aber wird laut Coleman immer und überall dabei sein. Dafür würden die Mitarbeiter der Zukunft Cloud Communities, Offene Anwendungen und auch Personal Virtual Assistants einsetzen.

Für all das ist eine hohe digitale Fertigkeit nötig, ohne die man in der Arbeitswelt von 2028 wohl ziemlich abgehängt sein wird, warnt Coleman. Von dieser hohen digitalen Fertigkeit aber werden dann wieder die Unternehmen profitieren. Denn somit steigt auch die digitale Expertise in den Unternehmen und so erleichtere sich auch der Einsatz von neuen Medien, Informationen, Geräten und digitalen Ressourcen, um komplexe Probleme zu lösen.

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