Smarte Brillen – Unternehmen entdecken neue Anwendungen

Smart Glasses waren bislang auf einige wenige Nischen beschränkt. Selbst Branchengrößen wie Google schafften es bislang nicht, ein größeres Publikum zu begeistern, weder bei Verbrauchern noch bei Unternehmen. Das scheint sich langsam zu ändern.

Intel hat eine Datenbrille vorgestellt, die sich auf den ersten Blick kaum von einem normalen Brillengestell unterscheidet. Statt klobiger Bildschirme projiziert das Smart Glass Vaunt die Inhalte direkt auf die Netzhaut. Ein entscheidender Schritt. Hier ein Video von The Verge mit ihren Eindrücken von Vaunt.

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Auf dem Mobile World Congress in Barcelona hat auch die Lufthansa ein Pilotprojekt vorgestellt, bei dem eine Datenbrille der Telekom für den Einsatz im Flugverkehr getestet wird. Eben diese Brille soll sich wie auch beim Ansatz von Intel nicht wesentlich von einer herkömmlichen Sehhilfe unterscheiden.

Die Lufthansa will das Kabinenpersonal mit diesen Augmented-Reality-Brillen (AR) ausrüsten. Die FlugbegleiterInnen sollen dank der Brillen Informationen über die Fluggäste eingeblendet bekommen, etwa welche Menüs diese bevorzugen oder Informationen zu Anschlussflügen. Dabei ist aber die Lufthansa nur einer der vielen Partner des Joint Ventures Tooz Technologies der Deutschen Telekom und des Optikspezialisten Zeiss. Auch andere Unternehmen sollen zusammen mit diesem jungen Unternehmen neue Anwendungen entwickeln und erproben.

5G macht den Unterschied

Die neuen Smart Glasses nutzen einen anderen Ansatz als etwa Google mit dem gescheiterten Projekt Google Glass. Die Rechenleistung wird nicht von der Brille selbst erbracht, sondern wird über 4G oder künftig über 5G in die Cloud ausgelagert. Dadurch bleibt die Elektronik im Gestell schlank und zudem können für Unternehmensanwendungen schnell Kontextinformationen eingeblendet werden. Größter Vorteil aber ist, dass die Geräte ohne „soziale Kosten“ getragen werden können. Sprich die Gestelle können vergleichsweise modisch sein. Für die Lufthansa wären wohl anders solche Technologien im Kundenkontakt kaum denkbar.

Noch ist der Markt für solche Anwendungen relativ klein. Bislang aber waren die Technologien nicht so ausgereift, dass sie eine größere Breitenwirkung erzielen konnten. Intel Vaunt und die Brille von Zeiss und Telekom könnten das aber mittelfristig ändern.

„Es wird für Smart Glasses einen Markt geben, sowohl bei Business- wie bei Endkunden“, erklärt der bei der Telekom für vernetzte Geräte verantwortliche Christian Stangier. Mögliche Anwendungen sieht er in der Logistik, aber auch im Bereich Fitness und Gesundheit.

Anders als bei Virtual-Reality-Brillen, wo der Träger alle visuellen Eindrücke über einen Bildschirm eingespielt bekommt und damit voll in ein virtuelles Erlebnis eintaucht, nimmt der Träger einer Augmented-Reality-Anwendung die Umgebung noch natürlich wahr und es werden lediglich zusätzliche Informationen eingeblendet.

Starkes Wachstum erwartet

Marktforscher von IDC oder Gartner bestätigen, dass vor allem AR-Anwendungen im Unternehmensumfeld großes Potential haben, allerdings sagen beide ein eher langsames Wachstum voraus. Nachdem VR-Brillen vor allem im Gamer-Umfeld gekauft werden, fallen etwa 90 Prozent der Verkäufe auf diesen Bereich. Laut IDC wurden 2017 knapp 14 Millionen solcher Geräte verkauft, bis 2021 werde die Zahl aber auf etwa 81 Millionen ansteigen. Gartner ist mit der Prognose etwas vorsichtiger und geht von rund 67 Millionen Geräten im Jahr 2021 aus.

Für dieses Wachstum wird wohl auch der neue Mobilfunkstandard 5G verantwortlich sein, der durch schnelle Datenübertragung ein flüssiges Erlebnis mit solchen Brillen ermöglichen wird. Dank des mobilen Breitbands ist der Versand eines Bildes und das Empfangen von Informationen innerhalb von einer Millisekunde möglich. Dieser Standard wird aber voraussichtlich erst 2020 flächendeckend ausgerollt.

Doch auch mit VR-Brillen sind professionelle Anwendungen möglich, vor allem in der Ausbildung. Mediziner können beispielsweise mit Hilfe virtueller dreidimensionaler Darstellungen komplizierte chirurgische Eingriffe trainieren. Auch können damit Servicetechniker virtuell an Maschinen oder Anlagen trainiert werden.

Auch Volkswagen setzt diese Technologie für Schulungen ein, die zusammen mit dem Unternehmen Innoactive entwickelt wurden, etwa für die Bereitstellung von Ersatzteilen. Dabei wird zunächst ein optimaler Ablauf entwickelt. Anschließend können die Mitarbeiter genau diesen Ablauf in der virtuellen Realität nachempfinden, indem über eine Datenbrille Anweisungen gegeben werden. Das gute dabei: Dank der Brillen können diese Trainings überall stattfinden.

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