Jüngere treiben Modernisierung des digitalen Arbeitsplatzes voran
Office, E-Mail und … war da noch was? Die neuen Konzepte für den digitalen Arbeitsplatz scheinen in vielen deutschen Unternehmen noch kein Thema zu sein. Sollten sie aber, wenn sie ihre jüngeren Arbeitskräfte bei der Stange halten wollen.
Ganze 40 Prozent der jungen Arbeitnehmer unter 25 sowie 38 Prozent der Arbeitnehmer unter 35 beurteilen den Modernisierungsbedarf des digitalen Arbeitsplatzes in ihrem Unternehmen als „hoch“ bzw. als „sehr hoch“. Das geht aus einer Umfrage von YouGov unter 1.000 Arbeitnehmern in Deutschland, die überwiegend im Büro arbeiten, im Auftrag des IT-Dienstleisters Hirschtec.
Als möglichen Grund für die Unzufriedenheit der Jüngeren mit ihrer Hardware, den Anwendungsprogrammen sowie dem externen Zugang zur ihrer digitalen Arbeitsumgebung sehen die Marktforscher die Tatsache, dass sie aus ihrem privaten Umfeld besseres gewöhnt sind. Gegen die intuitive Nutzung digitaler Tools, Social Media oder Messenger-Dienste und gegen den mobilen Zugriff auf verschiedene Apps sehe das, was auf ihrem Firmen-PC läuft, ziemlich alt aus. Bei vielen sei auch die private Hardware-Ausstattung einfach besser. Wenn dieser Standard dann von ihrem Arbeitgeber unterboten werde, seien sie natürlich enttäuscht.
Ältere geben sich mit weniger zufrieden
Hingegen scheinen ältere Berufstätige, die keine digitale Kind- und Jugendzeit hatten, geringere Ansprüche zu haben. So fühlen sich 58 Prozent der über 55-jährigen durch ihre derzeitige digitale Arbeitsausstattung gut unterstützt und 76 Prozent sagen sogar, dass diese einen hohen Stellenwert in ihrem Unternehmen einnimmt. Bei den 25- bis 34-Jährigen und den 18- bis 24-Jährigen sind es dagegen deutlich weniger Befragte, die dieser Aussage zustimmen (61 bzw. 63 Prozent). Damit macht sich auch hier der Generationenkonflikt bemerkbar, der sich in mehrere Bereichen der Digitalisierung abzeichnet.
Unterschiedliche Haltungen gibt es auch in Sachen digitale Arbeitskultur, einer Kultur der offenen Kommunikation und des bereitwilligen Teilens von Informationen, die einen großen Einfluss haben auf die Gestaltung des digitalen Arbeitsplatzes. Drei Komponenten gehören laut Hirschtec-Geschäftsführer Lutz Hirsch in die Betrachtung des Digital Workplace: Transparenz, Beteiligung und Flexibilität. Das beziehe sich allerdings nicht allein auf auf die Computer-Hard- und Software, sondern auch auf die Büroräume. „Das heißt, dass das Raumkonzept genau diese drei Faktoren widerspiegelt, also auf Offenheit angelegt und ein Abbild der Unternehmens-DNA darstellen sollte“, betont Hirsch.
Mit digitalen Märchen aufräumen
Dieses Ziel ist laut den Ergebnissen der YouGov-Studie noch nicht erreicht. Denn betrachtet man den digitalen Arbeitsplatz als Zusammenspiel von Hard- und Software, persönlicher und digitaler Kommunikation sowie modernen Raumkonzepten, so zeigt sich nur die Hälfte der Berufstätigen in Deutschland mit der räumlichen Ausstattung ihrer Büroflächen zufrieden. Die andere Hälfte teilt die Ansicht, dass ihre Büros den Austausch und die Kommunikation fördern, eher nicht.
Um eine gute digitale Arbeitskultur im Unternehmen zu etablieren empfiehlt die Studie, mit einigen Mythen rund um die Digitalisierung aufzuräumen, angefangen mit der Befürchtung, dass die digitale Kommunikation einen Ersatz der persönlichen Kommunikation darstellen soll. Das Gegenteil sei der Fall. „Beide sollten sich wechselseitig unterstützen“, sagen die Autoren der Studie und führen Zweiergespräche, Team-Jour-Fixes und CEO Talks als Beispiele für Kommunikationsformate auf, die in der Digitalisierung gut funktionieren. Diese hätten eben auch ein digitales Pendant in Form von virtuellen Arbeitsräumen, Video-Channels oder internen Social Networks.
Kein Digital Workplace nach Schema F
In diesem Kontext sollte auch über den physikalischen Arbeitsraum mitgedacht werden – angefangen bei der WLAN-Verfügbarkeit in allen Büros, über flexibel nutzbare Räume für verschiedene Arbeitsprofile (Stillarbeit, Teamarbeit, Meeting-Bereiche etc.) bis hin zur Nutzung von interaktiven Großbildschirmen, über welche Teams gemeinsam und standortübergreifend an Dokumenten zusammenarbeiten könnten, ohne sich umständlich gegenseitig E-Mails schicken zu müssen.
Zugleich warnt die Studie vor der Erwartung, es gebe ein allgemein gültiges, ganzheitliches Digital Workplace-Konzept, das sich einfach 1:1 auf jedes Unternehmen anwenden lässt. Jedes Unternehmen sei anders und deswegen sollten zuerst immer die lokal vorhandenen Rahmenbedingungen, Standorte, Altersstrukturen und Jobprofile unter die Lupe genommen werden, bevor an eine Implementation gedacht wird.