Ergonomische Arbeitsplätze bergen viel wirtschaftliches Potenzial
Dauerhaftes Sitzen ist bei vielen Arbeitnehmern verantwortlich für gesundheitliche Schäden und lange Fehlzeiten. Die Einrichtung ergonomischer Arbeitsplätze ist für Unternehmen ein wirtschaftlich relevanter Faktor, denn sie steigert die Produktivität der Mitarbeiter und dient der Unternehmenskultur.
Moderne Wissensarbeiter sind heute mehr denn je Belastungen durch Arbeit an Computern ausgesetzt. Langes Sitzen am Schreibtisch ist monoton für den Körper, hinzu kommt der konzentrierte, frontale Blick auf den fest installierten Bildschirm, wodurch unbewusste Fehlhaltungen vorprogrammiert sind. Negativer Spitzenreiter als häufigste Ursache für krankheitsbedingte Fehltage bleiben laut AOK Probleme des Muskel-Skelett-Systems: Fast ein Viertel (22,4 Prozent) der Krankschreibungen geht auf das Konto von Rückenschmerzen, Bandscheibenschäden und Schulterschmerzen.
Das Bedürfnis, sich öfter während der Arbeit zu bewegen, kann durch flexible Sitz-Steh-Arbeitsplätze unterstützt werden
Grund für diese Spitzenposition sind ständiges Sitzen und Fehlhaltungen bei der Arbeit und in der Freizeit, was auf Dauer die Rückenmuskulatur schwächt. 81 Prozent der deutschen Arbeitnehmer verbringen drei Viertel ihres Arbeitstags sitzend, und dies mindestens sechs Stunden täglich. Dabei macht weit über die Hälfte (58 Prozent) zwei bis fünf Pausen am Tag, weitere 17 Prozent noch häufiger, um sich von Symptomen wie Unruhe, Erschöpfung, Schmerzen und Benommenheit zu erholen. Letztere wird durch die überwiegend sitzende Tätigkeit verursacht, dies zeigen die Umfrage-Ergebnisse des Ergotron JustStand-Index unter 1000 Angestellten in Deutschland.
Gesundheitliche Schäden und Vorbeugung
Ein konventioneller PC-Sitzarbeitsplatz führt häufig zu einseitiger Körperhaltung sowie repetitiven Bewegungen und damit zu Schmerzen und Versteifungen im Kopf-, Nacken- und Schulterbereich, Gereiztheit und Konzentrationsmängel. Oft reagieren auch die Augen mit Überanstrengungssymptomen wie dem „Trockene Augen“-Syndrom oder Kopfschmerzen aufgrund nicht korrekt justierbaren Monitoren.
Das Mitarbeiterbedürfnis, sich öfter während der Arbeit zu bewegen, kann durch flexible Sitz-Steh-Arbeitsplatzlösung unterstützt und damit als wichtiger Beitrag zur Mitarbeitergesundheit gesehen werden. Steharbeitsplätze wirken Bewegungsmangel und einseitigen Belastungen durch starre Körperhaltung entgegen und verringern das Risiko von Belastungsschäden der Muskeln, Gelenke, Sehnen und Nerven (Repetitive-Strain-Injury-Syndrom). So können krankheitsbedingte Fehltage gesenkt und die Produktivität gesteigert werden. Eine Investition lohnt sich also.
Vorteile des aufrechten Arbeitens:
Reduzierung von Rückenschmerzen:
Wechselnde Steh-/Sitz-Arbeitsplatzlösungen bieten eine Entlastung des Rückens: Beim Sitzen am Arbeitsplatz ist die Wirbelsäule leicht gekrümmt, was nicht der natürlichen doppelten S-Form wie im Stehen entspricht. Die Rückenmuskulatur bewegt sich erst beim Stehen samt Stützmuskulatur ideal. Das entlastet bei richtigem Stehen (mit flachem Schuhwerk) auch die Beine. Die Hilfs-Muskulatur des gesamten Körpers ist angesprochen. Mehrere Studien belegen, dass ein Steh-Sitz Tisch zu weniger Rücken-, Schulter- und Nackenbeschwerden führt. (Hedge und Ray, 2004; Konijn et al, 2008;. Choi, 2010)
Weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
Das gelegentliche Stehen sorgt für mehr Bewegung des Körpers in Mikrobewegungen. Die geforderte Muskelaktivität führt zu mehr Durchblutung und regt den Kreislauf an. Beim Stehen sind zudem tiefere Atemzüge als in Sitzhaltung, in der der Körper „abgeknickt“ wird, möglich. Dies trägt zur Optimierung der Sauerstoffversorgung bei. In einer weiteren Studie mit 17.000 Teilnehmern zeigte sich, dass Personen, die die meiste Zeit sitzend verbrachten, ein 54 % höheres Herzinfarkt-Risiko hatten. (Katzmarzyk et al, 2009)
Erhöhte Produktivität und weniger Müdigkeit:
In einer 2011 veröffentlichten Studie ergaben Tests von Steh-Sitz-Tischen an Büroangestellten, dass 87 % der Testpersonen sich dabei energiegeladener fühlten und das Wohlbefinden von Arbeitnehmern gesteigert werden konnte: In einer 7 Wochen Studie standen Teilnehmer eine Stunde mehr pro Tag. 87 % der Personen fanden dies komfortabler und 100 % fühlten sich insgesamt besser (P.Pronk et al, 2011). Wer Bildschirmarbeit durchführt, kann zudem mit einem Steh-Sitz Schreibtisch seine Leistung erhöhen. (Hedge en Ray, 2004; Choi, 2010)
Geringeres Diabetes-Risiko:
Eine Studie der University of Leicester zeigte, dass im Sitzen verbrachte Zeit, ein großer Risikofaktor für die Entwicklung von Typ 2 Diabetes ist. (Henson et al, 2012)
Geringeres Krebsrisiko:
US-Wissenschaftler analysierten über 80 Studien und fanden heraus, dass jährlich circa 173.000 Krebsfälle durch physische Aktivität verhindert werden können. (Friedenreich, 2011)
Verlängertes Leben:
US-Forscher zeigten in Studien, dass sich das Leben um zwei Jahre verkürzt, wenn täglich mehr als drei Stunden im Sitzen verbracht werden. (Katzmarzyk und Min-Lee, 2012)
Gut für die Figur:
Wer im Stehen statt im Sitzen arbeitet verbrennt circa 30 % mehr Kalorien und hat zudem eine höhere Anzahl an LPL Enzyme, die wichtig für die Fettverbrennung sind. (Hamilton et al, 2007; Rieff et al, 2012) Die Herzfrequenz erhöht sich, was für einen besseren Kalorienumsatz sorgt. (0,7 Kalorien pro Minute extra, in 1 Stunde etwa 42 Kalorien)
Was braucht man um im Stehen zu arbeiten?
Geeignete Steh-/Sitz-Arbeitstische sollen eine leichte, ergonomische und individuelle Anpassung der Arbeitsfläche an den Körper bieten. Dies kann durch eine Aufrüstung vorhandener Schreibtische durch Aufsätze und Extraflächen für die aufrechte Haltung erreichen werden oder durch einen integrierten Steh-/Sitz-Arbeitsplatz, der das Tischgestell ohne Mühe und flexibel in der Höhe anpassen lässt. Eine weitere Unterstützung für eine ergonomische Arbeitshaltung sind zudem flexibel verstellbare Monitor-Halterungen, mit denen sich der Bildschirm einfach schwenken, kippen, drehen und anheben lässt, denn dessen richtige Platzierung verringert Ermüdung der Augen, Arme sowie des Schulter- und Nackenbereichs.
Praxis-Tipps zum Arbeiten im Stehen
Gesundes Arbeiten am Computer basiert generell auf einer einfachen Regel: Den eigenen Körper im Blick zu behalten. Die ideale Körperhaltung fühlt sich stets absolut natürlich und bequem an, da hier der Energieaufwand gering bleibt, wodurch Stress und körperliche Belastung reduziert werden. Beim Arbeiten im Stehen sollte man darauf achten, dass die Schultern entspannt und der Rücken gerade ist. Die Höhe der Arbeitsfläche muss so eingestellt werden, dass die Unterarme locker auf der Arbeitsfläche liegen können.
Aufrechtes Arbeiten ist eine Chance, kein Allheilmittel
Weiterhin sollte man sich immer wieder etwas bewegen, auf Pausen achten und die Haltung wechseln. Stabiles und bequemes Schuhwerk möglichst mit niedrigem Absatz ist wichtig, hohe Absätze sind tabu. Auch Bodenschutzmatten oder Teppiche weisen einen schonenden Charakter auf, die beim Stehen zum Tragen kommt. Zudem sollte man sich schrittweise ans Arbeiten im Stehen gewöhnen und die Wahrnehmung des eigenen Körpers sensibilisieren. Bei ersten Anflügen von Müdigkeit kann man wieder zum Sitzen wechseln.
Aufrechtes Arbeiten ist eine Chance, kein Allheilmittel. Eine gesunde Körperhaltung sollten Mitarbeiter generell mit Bewegung wie beispielweise gelegentlichem Sport unterstützen. Jedoch kann ein Steh-/Sitzarbeitsplatz klar Gesundheitsschäden vorbeugen und die Motivation und Produktivität der Angestellten steigern. Unternehmen sollten deshalb Fördermaßnahmen zur Mitarbeitergesundheit beherzigen, denn die Mitarbeiter sind Teil des wirtschaftlichen Potentials einer Firma.