Eine gute Weiterbildungsstrategie stärkt die Mitarbeiterbindung

Wer seine Mitarbeiter langfristig halten will, sollte ihnen sowohl Wertschätzung entgegenbringen als auch ihre Weiterentwicklung fördern. Mit einem vielfältigen Weiterbildungsprogramm, das die Lernbedürfnisse des Teams berücksichtigt, decken Unternehmen gleich beides ab.

Erstaunliche 63 Prozent der in Deutschland Beschäftigten sind laut der aktuellen EY Jobstudie – ganz unabhängig ihres Alters – an einem Arbeitswechsel interessiert oder bereits aktiv auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber. Lediglich die ältere Generation (51 bis 65 Jahre) scheint zufrieden mit ihrer Beschäftigung zu sein. Nur ein kleiner Teil von ihnen (16 Prozent) zeigt sich wechselwillig. Ein Grund dafür könnte der bevorstehende Renteneintritt sein. Und hier liegt die Krux.

Weiterbildung spielt auch Arbeitgebern in die Karten – durch die Verfügbarkeit neuer Skills.

Denn ein Großteil der älteren Erwerbstätigen wird in den nächsten Jahren das Rentenalter erreichen und den Arbeitsmarkt verlassen. Mit ihnen geht auch ein beträchtlicher Teil ihrer Expertise und Erfahrung. Gleichzeitig setzt der Fachkräftemangel viele Branchen unter zusätzlichen Druck – die denkbar schlechteste Zeit, Mitarbeiter zu verlieren. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen gegen die hohe Wechselbereitschaft vorgehen.

Von Weiterbildungen profitiert nicht nur das Skillset der Mitarbeiter

Wechselbereitschaft entsteht und wächst, wenn Beschäftigte mit dem Status quo ihrer Karriere und ihres Arbeitsplatzes unzufrieden sind. Steigende Lebenshaltungskosten haben – wenig überraschend – einen einschlägigen Einfluss auf die Zufriedenheit. Daher sind Gehaltserhöhungen oder Bonusauszahlungen oftmals ein erster Ansatzpunkt für Unternehmen, um ihre Mitarbeiter zu halten. Mittlerweile legen Arbeitnehmer zudem zunehmend Wert darauf, dass ihr Arbeitgeber Möglichkeiten zum flexiblen Arbeiten schafft. Dafür muss allerdings die technische Infrastruktur stimmen. Schließlich sollen Kollegen, die von zu Hause arbeiten, auch auf alle notwendigen Tools und Anwendungen zugreifen können.

Eine weitere Möglichkeit, um die Mitarbeiterbindung zu stärken: Weiterbildung. Besonders lernwillige Mitarbeiter, bei denen die berufliche Weiterentwicklung und der Ausbau ihrer eigenen Fähigkeiten ganz oben auf der Agenda stehen, erwarten, dass ihr Arbeitgeber ihnen Weiterbildungsmöglichkeiten bietet. Die Einführung eines solchen Angebots kommt natürlich nicht ohne einen gewissen finanziellen und zeitlichen Aufwand aus. Trotzdem spielt dieser Schritt auch dem Arbeitgeber in die Karten. Schließlich können wissbegierige Mitarbeiter neu erlernte Fähigkeiten im Unternehmen praktisch anwenden. 

Führungskräfte sollten festlegen, welche Fähigkeiten für das Unternehmenswachstum benötigt werden.

Das ist vor allem dann hilfreich, wenn es an spezialisiertem Personal mangelt. Nicht selten sind diese Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt schwieriger zu finden, weshalb sich eine Besetzung aus den eigenen Reihen lohnt – zumal das auch die Recruiting-Ausgaben senkt. Dafür müssen sich die Kollegen allerdings erst das notwendige Wissen aneignen. Gleichzeitig zahlt diese Investition auf das Konto für Engagement und Mitarbeiterbindung ein, da sich die Angestellten gehört und wertgeschätzt fühlen.

Die richtige Weiterbildungsstrategie entwickeln

Sobald die Planung der Schulungsagenda beginnt, stehen Unternehmen vor der Aufgabe, das Angebot auch ansprechend zu gestalten. Schließlich sollte es jedem Mitarbeiter nutzen und idealerweise Spaß machen. Die folgenden vier Punkte stellen die Grundpfeiler eines erfolgreichen Weiterbildungsprogramm dar:

1Schulungsangebot

Um die größtmögliche Wirkung zu erzielen und verschiedene „interne Zielgruppen“ zu erreichen, sollte das Weiterbildungsangebot nicht nur eine vielfältige Bandbreite an Themen abdecken. Es sollte auch auf unterschiedliche Schulungsgrößen (organisationsweit, größere Gruppen, Individuen) ausgerichtet sein. Dafür müssen Führungskräfte einerseits festlegen, welche Fähigkeiten für das Unternehmenswachstum benötigt werden. Andererseits dürfen sie die Bedürfnisse des Teams nicht ignorieren. Welchen Karriereweg wollen einzelne Mitarbeiter einschlagen und welche Kompetenzen brauchen sie dafür? Erst dann können sich Unternehmen mit der Frage auseinandersetzen, ob die Schulungen durch intern vorhandene Expertise oder in Zusammenarbeit mit externen Partnern stattfinden sollen.

2Trainingsformate

Ein Fakt aus der Schule oder dem Studium gilt auch für das Berufsleben: Jeder Mensch nimmt Informationen anders auf. Während die einen aktiv zuhören müssen, bevorzugen es die anderen womöglich, sich den Stoff selbst nochmal durchzulesen. Falls ein Unternehmen zudem flexibles Arbeiten ermöglicht, ist nicht jeder Kollege permanent im Büro anzutreffen. Diese Faktoren erschweren die Umsetzung unternehmensweiter Trainingsformate. Trotzdem sollten Unternehmen ein abwechslungsreiches Weiterbildungsprogramm jenseits von klassischen Frontalschulungen vor Ort kreieren. So bieten sich zum Beispiel Workshops in größeren Gruppen sowohl off- als auch online an. Darüber hinaus binden Lern-Apps Remote-Mitarbeiter aktiv ein und lassen sich sowohl auf deren individuellen Karriereweg als auch ihre Lernpräferenzen zuschneiden. Denn das Online-Training können sie nach eigenem Ermessen unabhängig ihres Arbeitsplatzstandortes absolvieren.

3Zeitmanagement

Wenn der Arbeitsalltag hektisch ist, fehlt es Mitarbeitern häufig an freier Zeit, um sich ihrer Weiterbildung zu widmen. Das ist allerdings weder für ihr Wohlbefinden noch für ihren Karriereweg förderlich. Daher müssen Führungskräfte bei der Planung unbedingt die Kapazitäten und Aufgaben betroffener Kollegen berücksichtigen. Sie sollten außerdem das Team dazu motivieren, sich genügend Zeit für das Lernen neuer Inhalte zu nehmen.

4Engagement und Motivation

Apropos motivieren: Es gibt viele Wege, wie Unternehmen ihre Mitarbeiter dazu ermutigen können, engagiert am Weiterbildungsprogramm teilzunehmen. So ist die Aussicht auf eine praktische Umsetzung, zum Beispiel in einem neuen Aufgabenbereich, besonders überzeugend, da die Kollegen sich und ihre erlernten Fähigkeiten beweisen können. Daneben bietet Gamification einen zusätzlichen attraktiven Lernanreiz. Digitale Lern-Apps, die über individualisierbare Lernfunktionen verfügen, bauen auf diesem Konzept auf. Dadurch lässt sich beispielsweise ein Szenario schaffen, in dem Mitarbeiter im freundschaftlichen Wettbewerb gegeneinander antreten. Solche kompetitiven Elemente verleihen der Motivation nochmal einen Extraschub.

Weiterbildung gehört auf die Prioritätenliste

Fehlt es Mitarbeitern an Wachstums- und Weiterentwicklungschancen, kann das sehr schnell in Unzufriedenheit führen. Dies wiederum treibt sie immer weiter in die Wechselbereitschaft. Mithilfe von Weiterbildungen beweisen Unternehmen Wertschätzung für ihre Mitarbeiter, stärken somit die Bindung und profitieren gleichzeitig selbst von deren neuen Kompetenzen und Kenntnissen. Dabei sollte das Trainingsangebot echten Mehrwert mit Spaß verbinden und auf die Bedürfnisse der Belegschaft ausgelegt sein – denn wer will schon, dass sich das Lernen wie Schule anfühlt?


Über den Autor

Über den Autor

James Micklethwait ist Vice President der Lernplattform Kahoot! at Work.

 

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