Während die einen versuchen, traditionelle Berufsbilder zu retten, kreieren die anderen die Jobs der Zukunft. „Arbeit verschwindet nicht, sie ändert sich“, sagt das Beratungshaus Cognizant und stellt mögliche Beschäftigungsfelder in der digitalisierten Arbeitswelt von morgen vor.
In der Arbeitswelt sieht es derzeit so aus: Die einen möchten den Stus-quo erhalten, die anderen sind davon überzeugt, dass Weiterentwicklung die einzige Lösung ist. Auslöser dieser Debatte ist der digitale Wandel, der für die einen Jobs vernichtet, für die anderen neue schafft. Und so schlägt eine Gruppe vor, die Steuerpolitik anzupassen. Eine Abgabe auf Online-Bestellungen, Datentransfers oder den Einsatz von Maschinen mache die Lohnsteuer überflüssig. Menschliche Arbeit wäre dann billiger und viele Jobs könnten erhalten bleiben. Die andere Gruppe drängt Unternehmen und Arbeitnehmer, sich mit künstlicher Intelligenz, lernenden Maschinen, Vernetzung und Digitalisierung in der Arbeitswelt auseinanderzusetzen.
Wer die Sache nicht in Schwarz und Weiß unterteilt, ist möglicherweise am besten dran. Denn Arbeit hat sich immer gewandelt. Viele Tätigkeiten, die stupide oder gefährlich sind, übernehmen heute Roboter – für viele Menschen ist das ein Segen. Technologien können Probleme lösen, durch sie entstehen aber auch neue Herausforderungen und sie bieten Chancen für neue Jobs.
Wie das aussehen kann zeigt das US-amerikanische Beratungshaus und IT-Dienstleister Cognizant. Auf der Basis der digitalen Transformation hat es 21 Berufe identifiziert, die nur auf den ersten Blick visionär erscheinen. Beim zweiten Hinsehen sind einige davon heute schon real – sie heißen vielleicht anders, könnten aber morgen als Stellenanzeige eines Unternehmens in der Zeitung stehen. Business User stellt Ihnen sieben davon vor.
Das Fazit vorweg: In den kommenden zehn Jahren wird sich die Arbeitswelt deutlich verändern. Nicht nur Unternehmen und Mitarbeiter müssen sich darauf einstellen, auch die Politik und das Bildungswesen sind gefragt. Die Jobs werden eine Reaktion auf den demografischen, sozialen, kulturellen, unernehmerischen und technologischen Wandel sein, der durch wachsende Bevölkerung, Umweltbewusstsein, Sicherheit und Virutal Reality entsteht. Aber, so die Prognose von Cognizant, es wird immer menscheln.
Data Detective: Der Big-Data-Versteher
Unternehmen verfügen heute über Daten ihrer Kunden, ihrer Mitarbeiter und ihrer IT-Umgebung, die automatisch prozess- oder personenbezogen erstellt werden. Mit dem Internet der Dinge (IoT), smarten Endgeräten und Sensoren sowie Kameras schwillt die Datenflut weiter an. Doch was bringt all das Sammeln, wenn die gesammelten Daten nicht genutzt werden?
Hier kommt der ‚Data Detective‘ ins Spiel. Als eine Art Trüffelschwein wühlt er sich durch Big Data, analysiert und wertet aus. Er hebt versteckte Datenschätze, weiß was optimiert werden muss und kann – ohne konkrete Fragestellung im Vorfeld – auf der Basis seiner Erkenntnisse Antworten und Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells geben, oder neue Business-Konzepte erarbeiten. Das Interesse an neuen Technologien, eine Affinität zu Big Data, ein gewisses Maß an analytischen Fähigkeiten und Lust auf die „großen“ Antworten sind Qualifikationen, über die nicht nur studierte Wissenschaftler verfügen. Das heißt, im Grunde kann sich hier jeder entwickeln, der eine technisch gute Grundlage für den Umgang mit Daten mitbringt.
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Bring Your Own IT-Manager: Schluss mit der Schatten-IT
Schatten-IT bedeutet, dass Mitarbeiter vorbei an der offiziellen Infrastruktur und ohne Erlaubnis der Administratoren nebenbei mit Cloud-Diensten oder privaten Geräten arbeiten. Das Problem: Geräte und Dienste, die nicht mit den Sicherheitsregeln der Firma kohärent sind, erhöhen das Risiko von Datendiebstählen und Systemausfällen. Mit dem Konzept „Bring your own Device“ (BYOD) trat die Schatten-IT aus dem Dunkel und wurde, sofern in der IT-Abteilung angezeigt, durch Regeln erlaubt. Die Digitalisierung und die Tatsache, dass Anwender ihre privat genutzte IT wie selbstverständlich ins Büro tragen, zementieren das Konzept zusätzlich.
Der ‚Bring Your Own IT‘-Manager löst als Schnittstelle den Konflikt zwischen Schatten- und offizieller IT auf. Er lässt Ideen der Mitarbeiter zu, verknüpft sinnvolle Prozesse, die bislang unter der Hand genutzt wurden, mit einer offiziellen Workplace-Strategie und generiert ein System, das sowohl die Firmen-IT als auch Geräte, Anwendungen und Cloud-Services von Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern sichtbar macht. So sollen Agilität, Produktivität sowie das Engagement der Belegschaft verbessert und gleichzeitig die Sicherheit und Compliance gewährleistet werden. Der ‚Bring-Your-Own-IT‘-Manager zeichnet sich durch Kommunikationsstärke und Veränderungswillen aus, weiß mit Business-Tools umzugehen und schult die Kollegen.
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Ethik-Beauftragter für die Beschaffung: Eine moralische Instanz
Moral und Unternehmenstrategie werden nicht unbedingt in die gleiche Waagschale geworfen. Entweder eine Firma arbeitet mit der Maxime „Gewinnmaximierung“ oder sie verhält sich humanitär, ökologisch und sozial korrekt. In Zukunft werden sich die beiden Ziele arrangieren müssen. Weil Kunden heute besser informiert darüber sind, wo und was sie kaufen, und Mitarbeiter genauer auf ihren künftigen Arbeitgeber schauen, stehen Unternehmen unter dem Druck, Gewinne nach ethischen Standards zu erzielen.
Der Ethik-Beauftragte sorgt dafür, dass von Mitarbeitern und Kunden definierte Richtlinien eingehalten werden. Diese Regeln können sich auf die Wertschöpfungskette von Waren (Nachhaltigkeit), auf die Vermeidung von Müll oder den umweltfreundlichen Einsatz von Energie beziehen. Der Ethik-Beauftragte untersucht, verfolgt und verhandelt die Vereinbarungen kontinuierlich und ist selbst Mitglied im Ethikrat des Unternehmens. Vorteile haben Kandidaten, die juristische und unternehmensstrategische Erfahrung haben. Letztlich geht es hauptsächlich darum, ethische Standards zu definieren, sie mit der Firmenphilosophie in Einklang zu bringen und taktvoll im Unternehmen zu etablieren.
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Business Development Manager für KI: Verkäufer der Zukunft
Wenn Maschinen dazulernen können und Roboter mitdenken, ergeben sich ganz neue Geschäftsfelder. Produkte und Dienstleistungen für die Netzwerk-Infrastruktur oder E-Commerce-Plattformen bieten Unternehmen exakte Analysen und erlauben genaueste Planungen. Beispielsweise können Lagerbestände optimiert, Konsumenten besser an Marken gebunden werden oder Shopping-Assistenten beim Online-Einkauf helfen. Was Künstliche Intelligenz (KI) noch nicht kann: sich selbst vermarkten und verkaufen.
Dafür braucht es Spezialisten, die KI-Lösungen mit auf Kunden und Partner zugeschnittene Funktionen ausstatten und ihnen die smarten Helfer schmackhaft machen. KI-Business Development Manager arbeiten eng mit Produkt- und Marketing-Managern zusammen und entwickeln Konzepte für den Ausbau der KI-Strategie sowie den Vertrieb. Klassische Business Development- und Marketing-Erfahrung ist von Vorteil, aber auch ein Faible für KI-Lösungen kann dafür sorgen, neue Ideen einzubringen und KI-Kunden und Partner von neuen Produkten und Services überzeugen.
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Master of Edge Computing: Der mit den Dingen tanzt
Masters of Edge Computing sind Experten am Netzwerkrand und kennen sich bestens mit dem Internet der Dinge (IoT) aus. Sie wissen um die Unmenge an Daten, die vernetzte Geräte, Sensoren und Kameras überall auf der Welt produzieren und die dann an jenem Netzwerkrand auf die Firmen-IT prallen. Und sie wissen, welche Schwierigkeiten durch die Integration der Technologien in bestehende Systeme entstehen können.
Ihre Aufgabe ist es zum einen, die wachsende Vernetzung des Unternehmens zu überwachen. Master of Edge Computing überblicken darüber hinaus die gesamte Infrastruktur. Sie finden den Engpass, der durch die Datenflut und Sicherheitsmechanismen Latenzzeiten verursacht, oder analysieren die hereinkommenden Informationen. Aus den Erkenntnissen ziehen sie Schlüsse für das Unternehmen, beispielsweise Hard- und Software-basierte Veränderungen, neue Sicherheitskonzepte oder Entscheidungsprozesse. In diesem Job braucht es Weitblick und Know-how in Sachen IT: Wie entwickelt sich das Internet der Dinge? Welche Produkte wird es geben und wie lassen sie sich für das Unternehmen nutzen? Ziel ist, die Kundenbedürfnisse besser zu bedienen und Produkte und Services optimal auf dem Markt zu platzieren.
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Mensch-Maschine-Teammanager: Her mit dem Teamgeist!
Dort, wo immer mehr Menschen und Roboter neben- und miteinander arbeiten, ist es nicht so einfach mit dem Teamgeist. Maschinen sind erst einmal nicht teamfähig. Von außen betrachtet bringt die Kollaboration aber Vorteile: Präzision, Ausdauer und Schnelligkeit von Robotern kombiniert mit menschlicher Auffassungsgabe, Empathie und Urteilsvermögen bedeutet eine echte Win-Win-Situation.
Die Organisation dieser Zusammenarbeit übernimmt der Mensch-Maschine-Teammanager. Er schaut sich die Aufgabe an und kombiniert die besten Fähigkeiten beider Arbeitswelten miteinander. Der Job hat eine große Zukunft, denn die Arbeit wird immer mehr auf Menschen und Maschinen gleichermaßen verteilt. Wer sich mit Roboter-Mensch-Interaktionen auskennt und Innovationen vorantreiben will, ist hier genau richtig.
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Kompagnon gegen Einsamkeit
Cognizant hat sich in der Studie nicht auf hochtechnische Berufe in innovativen Unternehmen beschränkt. Manche der vorgestellten Jobs von morgen haben nicht direkt etwas mit digitaler Arbeit zu tun und werden lediglich von IT, KI, Apps oder Cloud-Plattformen unterstützt. Der Kompagnon gegen Einsamkeit zum Beispiel: Nachdem in Großbritannien ein Ministerium für Einsamkeit geschaffen wurde und deutsche Politiker ebenfalls die Notwendigkeit sehen, mehr gegen das Alleinsein älterer Menschen vorzugehen, scheint dieser Job zukunftsfähig. Gesundheitsexperten warnen vor Einsamkeit, da diese Depressionen oder gar Demenz auslösen könne, heißt es.
Der Beruf des „Gesprächspartners“ kommt einem Sozialarbeiter gleich, der Zeit mit seinen „Kunden“ verbringt, ihnen zuhört und hilft, Dinge anzupacken, für die sie keine Kraft haben. Ein soziales Netz eröffnet verschiedene Möglichkeiten: Der Gesprächspartner stellt seine verfügbare Zeit ein, die bei Bedarf abgerufen werden kann. KI-Software, integriert in die App, ermöglicht die Rekapitulation früherer Gesprächsverläufe mit Kunden, um anknüpfen zu können und den Kunden optimal unterstützen zu können. Oder eine Chat-Funktion überbrückt den ersten Notfallmoment bis zum Eintreffen des Kompagnon gegen Einsamkeit.