Firmen mit einer guten Kultur haben bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Unternehmenskultur ist kein allgemein gültiger Zustand und weit mehr als eine gute Stimmung im Betrieb. Ob die Firmenkultur „stimmt“, lässt sich ganz gut bei der Suche nach neuen Mitarbeitern ablesen: Wenn die Besten bei Jobangeboten ablehnen, könnte das statt am Geld an ganz anderen Faktoren liegen.
Obwohl der Begriff Unternehmenskultur schwierig zu fassen ist, entscheidet sich daran möglicherweise der Erfolg einer Marke. Bisher übliche klassische Performance Management Systeme, die die Produktivität messen und optimieren sollen, sind zunehmend als Zeitfresser verschrien, die nichts zur Verbesserung der Mitarbeiterleistung beitragen können. Immer mehr raten Analysten den Firmen, lieber ihre Unternehmenskultur im Auge zu behalten. Die Leistung und vor allem der Erfolg stellten sich dann von ganz allein ein. Zum Beispiel, weil gut ausgebildete Fachkräfte eher anheuerten.
Die digitale Transformation und die Generation Y zwingen Firmen, ihre Kultur zu modernisieren
Inzwischen ist bekannt, dass diese aus Werten wie Transparenz, Wertsschätzung oder auch Arbeitsmoral bestehende Kultur am Arbeitsplatz maßgeblich beeinflusst, wie Mitarbeiter miteinander umgehen, Teams funktionieren oder Hierarchien ausgelegt werden. Die digitale Transformation und die Generation Y zwingen Unternehmen regelrecht, ihre Unternehmenskultur zu überdenken und zu „modernisieren“. Denn digitale Technologien ermöglichen Individualität, flexible Arbeitsweisen, Homeoffice und effektivere Teams – all das, was junge beziehungsweise gerade eingestiegene Berufstätige so schätzen und woran sie sich inzwischen bei der Stellensuche orientieren.
Ein Indiz dafür, ob die Kultur im Unternehmen stimmt kann die gelungene Anstellung von händeringend gesuchten Fachkräften sein. Die Analysten von Gallup führen dafür zwei Argumente an. Erstens: Eine attraktive Kultur bringt Mitarbeiter hervor, die Markenbotschafter sind. Das bedeutet, sie identifizieren sich mit dem Unternehmen und sind „engaged“, heißt, sie setzen sich für das Unternehmen ein. Und sie empfehlen ihren Arbeitgeber weiter – ein wichtiger Faktor, denn laut einer aktuellen Gallup-Studie kontaktieren 71 Prozent der Arbeitssuchenden zuvor Mitarbeiter und wollen mehr über die Firma erfahren.
Der zweite Grund, warum eine von allen gelebte Unternehmenskultur Talente anlockt, ist: Die Fachkräfte wissen, dass sie gebraucht werden und suchen gezielt nach Unternehmen mit Werten, einer starken Marke und einer Mission. Vor allem aber suchen sie sich ihren Arbeitgeber danach aus, inwieweit dieser ihre Entwicklung fördert und in Beschäftigte investiert.
Die Analysten Nate Dvorak und Ryan Pendell gehen in einem Blogbeitrag sogar soweit, Jobtalente nach den Fragen beim Bewerbungsgespräch beurteilen zu können. Je mehr ein Bewerber nach der Firmenkultur frage, um so deutlicher sei das ein Zeichen für eine motivierte Fachkraft, die auch das Unternehmen mit Innovation, Wachstum und Produktivität bereichere. Laut Gallup steigen sowohl Umsatz (14 bis 29 Prozent) als auch die Verkäufe (10 bis 19 Prozent), wenn Arbeitnehmer ihren Stärken entsprechend gefördert werden. Weniger talentierte Kanditaten wollten eher etwas über Gehalt, Urlaubstage und Benefits wie Firmenhandy wissen.
Die eigene Kultur finden und weiterentwickeln
Ob die Arbeitsmoral also positiv ist, können Firmen unter anderem anhand der Bewerbungen ablesen. Darüber hinaus sollten sie aber auch intern regelmäßig nachfragen. Feedback-Gespräche, Umfragen im Intranet oder die Bildung von Fokusgruppen können wichtige Ergebnisse liefern. In der Studie, die Gallup zum Thema durchgeführt hat, kam zudem heraus, dass Unternehmen, die die besten Fachkräfte und Talente für sich gewinnen konnten, 41 Prozent weniger Abwesenheiten und eine zu 59 Prozent geringere Fluktuation verzeichneten.
Vieles hängt auch davon ab, wie Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern umgehen. Wenn Manager ihren Mitarbeitern konstruktives Feedback geben, sind die rund vier Mal engagierter als andere, resümieren die Marktforscher. Mit der Digitalisierung wachsen letztlich nicht nur die Aufgaben rund um neue Technologien. Entscheidend wird sein, ob Unternehmen es schaffen sich so zu präsentieren, dass junge, talentierte Berufstätige Leben und Arbeit im digitalen Zeitalter individuell und produktiv miteinander verknüpfen können.