Alexa for Business – Intelligente Assistentin oder „geschwätzige Abhörwanze“?

Eine neue intelligente Arbeitsumgebung für professionelle Anwender rund um den eigenen digitalen Assistenten will Amazon mit der Plattform Alexa for Business gestalten. Dabei helfen auch Enterprise-Funktionen und Schnittstellen für Angebote von Microsoft, SAP, Cisco oder Google.

Wenn man zu Hause die Waschmaschine per Sprachbefehl starten kann, warum soll das nicht auch im Büro mit dem Beamer oder möglich sein? Ende vergangenen Jahres hatte Amazon die professionelle Version des digitalen Assistenten Alexa vorgestellt. Amazon positioniert Alexa zunächst als automatisierten Bürogehilfen, der etwa die Verbindung mit einem Laptop oder anderen Endgeräten herstellen oder auf Zuruf ein Meeting einberufen und vorbereiten soll. Neben dem Video-Konferenzsystem startet Alexa for Business auch die Konferenz-Schaltung und lädt auch Teilnehmer dazu ein, die dafür nicht einmal mehr einen Code eingeben müssen, wie es von Amazon heißt. 

Der smarte Helfer kann zudem Telefonate oder Nachrichten schicken, findet den passenden Meeting-Raum, prüft die Verfügbarkeit von Teilnehmern in deren Kalender, meldet Probleme mit technischen Geräten im Gebäude oder bestellt Kopierpapier nach. Im Alltag kann Alexa for Business also Mitarbeiter von Routine-Aufgaben entlasten. 

Doch mit solchen Funktionen allein will sich Amazon offenbar nicht begnügen. Mit Schnittstellen für Lösungen von Drittanbietern kann der Assistent mit weiteren Anwendungen integriert werden. Derzeit unterstützt werden unter anderem Microsofts Skype for Business, Office 365 und Exchange sowie Googles G-Suite, Salesforce und SAPs Reiseverwaltung Concur. Letztere nutzt eine auf Natural Language Processing basierende Assistenz-Technologie. 

Schnittstellen zu privaten Nutzern

Auch in Anwendungen von Cisco, Polycom, WebEx, Zoom, ServiceNow oder Splunk lässt sich Alexa einbinden. Über eine Integration in Office 365, Exchange oder Googles G Suite ist es unter anderem möglich, die Planung anhand von Kalendern oder anderen Prozessen zu ermöglichen. Unternehmen, die Concur von SAP nutzen, können Nutzer-Konten ebenfalls mit Alexa verknüpfen und so über die Spracherkennung der Plattform Fragen stellen wie: Wann geht mein nächster Flug, wie lautet die Flugnummer? Welches Hotel wurde gebucht? Amazon will sich also vor allem auch als Schnittstelle zwischen Verbrauchern, gewerblichen Anwendern und Drittanbietern positionieren. 

So funktioniert’s: Mitarbeiter geben an persönlichen oder geteilten Echo-Geräten Aufträge an Alexa ein, diese werden in der Amazon-Cloud verarbeitet und anschließend vor Ort zusammen mit den angebundenen Anwendungen ausgeführt. (Grafik: amazon.com)

Das Trigger-Response-System soll aber nicht nur die Lösungen verschiedener Anbieter verbinden. Amazon bietet auch eine Verbindung von Alexa für Verbraucher mit der Business-Version. Auf diese Weise sollen Funktionen, die zu Hause im Einsatz sind, auch in der Arbeit genutzt werden. Administratoren haben dadurch die Möglichkeit, Anwender im Unternehmen einzuladen, ihren persönlichen Alexa-Account mit dem für Alexa for Business zu verbinden. Zudem können Administratoren Orte, wie etwa einen Konferenzraum, zuweisen und zudem öffentliche und private Funktionen für ein Gerät freischalten. 

Amazons Ziel ist, einen möglichst einfach zu bedienenden Management-Service für das Alexa-basierte Smart Office anzubieten. Für Amazon Web Services ist das ebenfalls eine neue Marktoption, denn die künstliche Intelligenz wird zum größten Teil in der Cloud verarbeitet. Gleichzeitig kann sich Amazon hier einen Teil des Smart-Office- und Digital-Workplace-Marktes sichern. 

Nicht gerade DSGVO-konform

Mit einer zusätzlichen Verwaltungsschicht und einer eigenen Sicherheitslösung können auch größere Unternehmen Amazons Plattform nutzen. Daneben helfen auch entsprechende Deployment-Tools, mit denen sich hunderte oder auch tausende Geräte ohne manuelle Konfiguration im Unternehmen aufsetzen lassen. 

Der Pay-as-you-Go-Service wird auf Basis von geteilten registrierten Geräte und der Zahl der Nutzer im Unternehmen berechnet. Die Kosten für ein geteiltes Gerät belaufen sich auf 7 Dollar pro Monat und für jeden angemeldeten Nutzer berechnet Amazon 3 Dollar pro Monat. Die Echo-Geräte sind in dieser Gebühr allerdings noch nicht enthalten und müssen gesondert erworben werden. Aktuell ist der Dienst lediglich in der Region USA Ost verfügbar. Wann das Angebot auch nach Deutschland kommt, lässt Amazon bislang offen. 

Klar ist, dass Amazon nicht zuletzt aufgrund der ab dem 25. Mai geltenden EU-Datenschutz-Grundverordnung im Bereich Datenschutz mit Alexa for Business auf dünnem Eis wandelt. Alexa mag zwar praktisch sein, gilt aber in Datenschutz-sensiblen Kreisen vor allem als Abhörwanze. Jüngst hat Amazon für das Duo Echo und Alexa vom Verein Digitalcourage den Negativ-Preis „Big Brother Award“ verliehen bekommen. 

Den Big Brother Award 2018 in der Kategorie Verbraucherschutz für das „neugierige, vorlaute, neunmalkluge und geschwätzige Lauschangriffsdöschen“ begründen die Datenschützer vor allem damit, dass die „Abhördaten“ in der Cloud gespeichert werden und auch nach Monaten noch abgespielt werden können. „Damit können Haushaltsmitglieder überwacht werden und es ist unklar, wer noch alles darauf zugreifen kann“, heißt es von Digitalcourage zur Preisverleihung. Ob eine derartige Speicherung, die ja auch personenbezogene Daten umfassen kann, mit den Maßgaben der DSGVO in Einklang zu bringen ist, ist eher unwahrscheinlich. 

Titelfoto: Amazon.com

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