Mitarbeiter-Feedback – ein Schlüssel zur Veränderung der Firmenkultur
Der offene Dialog mit und zwischen den Beschäftigten eines Unternehmens hält letztere nicht nur informiert, sondern auch motiviert und bereit, sich weiterzuentwickeln. Das systematische Einholen von Mitarbeiter-Feedback wird nun durch einschlägige Tools unterstützt.
Die digitale Transformation ist keine Aufgabe, die an Software-Tools delegiert werden kann. Auch hängt ihr Erfolg nicht ausschließlich vom Management und einer Handvoll Experten ab, sondern von der Mitarbeit aller im Unternehmen beschäftigten Menschen. Eine Kultur der offenen Kommunikation gilt als Voraussetzung dafür, dass diese Mitarbeit tatsächlich zustande kommt. Doch Kommunikation braucht auch die geeigneten Formate und Plattformen, um in Gang zu kommen.
Eine Mitarbeiterumfrage alle paarJahre reicht einfach nicht aus.
Das kontinuierliche Feedback der eigenen Mitarbeiter ist beim Thema Kommunikation eine Komponente, die gerne unterschätzt wird – sehr zu unrecht. Claudia Braun von der Berliner Unternehmensberatung Return on Meaning weist darauf hin, dass Feedback einen entscheidenden Beitrag auf drei verschiedenen Ebenen leistet: Auf der persönlichen Ebene hilft es den Mitarbeitern, motiviert zu bleiben und sich weiterzuentwickeln; auf der Team-Ebene fördert es den Austausch von Erfahrungen und damit den offenen Dialog im Team und dessen effektive Zusammenarbeit; und auf der Firmenebene hilft Feedback Unternehmen, technologisch und kulturell schneller voranzukommen – wenn die Kommunikation in den zwei Ebenen funktioniert.
Junge Leute sind schnelles Feedback gewohnt
Jenny von Podewils, Gründerin des Berliner Start-ups Leapsome, bringt weitere Punkte ins Spiel, warum Unternehmenslenker und Personalchefs das Thema Feedback ganz oben auf ihrer Prioritätenliste ansiedeln sollten. „Junge Leute und sogenannte Millennials sind es durch das Internet gewohnt, schnell eine Antwort auf ihre Anliegen zu bekommen. Das erwarten sie auch von ihrem Arbeitgeber. Es hilft ihnen dazuzulernen, engagiert zu bleiben und sich weiterzuentwickeln. Unternehmen hilft wiederum eine ausgeprägte Feedback-Kultur, ihre Mitarbeiter zu halten und Talente anzulocken.“
Leapsome bietet eine Cloud-basierte Plattform, die versucht, aus Sicht der Personalverwaltung den Dialog mit den Mitarbeitern möglichst komplett abzubilden und dabei permanent am Laufen zu halten. Dazu gehören Mitarbeiterumfragen ebenso wie Ad-hoc-Abfragen und das kontinuierliche Feedback sowie die Betreuung von persönlichen Gesprächen. Das Unternehmen agiert dabei in einem Markt, der noch von Tools dominiert wird, die meist formalisierte Mitarbeiterumfragen durchführen, doch das ändert sich schnell.
Laut den Marktforschern von Gartner sinkt der Anteil dieser Produkte zugunsten von Plattformen, die die „Stimme des Angestellten“ umfassender und permanenter abbilden können. Gartner erwartet, dass dieses Jahr etwa 59 Prozent der Unternehmen ihr Mitarbeiter-Feedback aus anderen Quellen als formalisierten Umfragen einholen werden. Im Jahr 2015 lag dieser Anteil noch bei 30 Prozent.
Anbieter bohren ihre Plattformen auf
„Der zunehmende Einsatz von Echtzeitanalysen war Anlass zur Annahme, dass das Feedback, das jährlich oder alle zwei Jahre aus traditionellen Mitarbeiterumfragen eingeholt wird, nicht ausreicht, um ein vollständiges Stimmungsbild zu liefern“, sagt Gartner-Analystin Helen Poitevin. Entsprechend bauen etablierte Anbieter wie Trakstar oder Hyphen die Fähigkeiten ihrer Tools zügig aus und es kommen neue Anbieter wie Leapsome auf dem Markt, die einen umfassenderen Ansatz wählen. Andere wieder, wie das Berliner Start-up Innential, konzentrieren sich auf Teilaspekte wie die Performance-Analyse und Effizienz von Teams. Der US-Anbieter CultureIQ wagt damit einen noch breiteren Kontext und stellt seine Plattform unter dem Banner des Kulturwandels.
Die Plattform von Leapsome versteht sich als Ergänzung zu HR-Software wie Workday, SAP Success Factors oder Personio (inklusive Schnittstellen dazu) und bietet fünf verschiedene Module, die zusammen oder einzeln eingesetzt werden können. Dazu gehören außer den erwähnten Mitarbeiterumfragen und dem regelmäßigen Feedback auch die Definition von Zielen oder OKRs (Objectives and Key Results) und deren Nachverfolgung, strukturierte persönliche Mitarbeitergespräche sowie umfassende Mitarbeiterbeurteilungen. Zudem gibt es Integrationen zu Kommunikations-Tools wie Outlook, Active Directory, Slack oder Google G Suite.
Erst die Voraussetzungen schaffen
Feedback darf nicht dem Trubel des Alltags zum Opfer fallen.
Claudia Braun von Return on Meaning weist jedoch darauf hin, dass erst gewisse Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Plattformen wie Leapsome wirklich ihren Zweck erfüllen können. „Es sind vier Komponenten, die ineinander greifen müssen – wenn eine fehlt, findet keine Veränderung statt.“ Zu diesen Komponenten gehört die Befähigung der Mitarbeiter, Feedback zu geben und anzunehmen; der Wille seitens der gesamten Belegschaft, Feedback anzunehmen; formalisierte Mechanismen und Tools; und schließlich die Vorbilder, die Feedback-Kultur vorleben, Kritik offen gegenüber stehen und selbst offen kommunizieren.
„Unternehmen müssen beurteilen, wo sie in jedem Quadranten stehen, und basierend auf ihrem eigenen Kontext eine Strategie für jeden Quadranten erstellen“, sagt Claudia Braun. Hierfür gebe es verschiedene Methoden und Übungen, um den Status quo zu ermitteln und Strategien zu entwickeln. Wichtig sei aber, keinen der Quadranten zu vergessen. „Feedback-Fähigkeiten allein reichen beispielsweise nicht aus ohne die Mechanismen, die sicherstellen, dass die Mitarbeiter im Trubel des Alltags einfach vergessen, ihr Feedback zu geben. Andererseits werden Mechanismen kaum erfolgreich sein, wenn die Mitarbeiter den Kulturwandel nicht mittragen.“