Die wichtigsten Trends für Digital Workplace & Enterprise Mobility

Wie können Unternehmen die ‚Kontrolle‘ über Mitarbeiter und deren Geräte behalten und gleichzeitig möglichst große Flexibilität und Freiräume und neue Führungsstile ermöglichen? Crisp Research hat die komplexe Aufgabe analysiert. 

Die Digitalisierung ist bei den Unternehmen angekommen. Sie sehen die Vorteile von aktuellen Technologien und Trends und erkennen, dass Veränderungen notwendig sind. Auf der anderen Seite stehen allerdings etablierte Strukturen und Muster, die in vielen Organisationen seit Jahren gewachsen sind. Wie es Max Hille, Analyst bei dem Kasseler Beratungshaus Crisp Research in einer Studie zusammenfasst, ist es derzeit für Unternehmen eine der wichtigsten Aufgaben, in diesem veränderten Umfeld „das Heft des Handelns, die Kontrolle, Sicherheit und den klaren Pfad“ zurückzugewinnen.

Mobile Geräte, flexible Arbeitsmodelle innerhalb oder außerhalb der Mauern des Unternehmens und digitale Collaboration-Tools kennzeichnen die neue Arbeitswelt. Einen Königsweg für deren Adaption sieht Hille nicht, aber viele Möglichkeiten: „Sie können zwischen bewussten Entscheidungen und Ausprobieren balancieren und selbst entscheiden, was für sie der richtige Weg ist.“ Und vieles werde einige Zeit in Anspruch nehmen, um ausprobiert oder umgesetzt zu werden.

Die vier Evolutionsstufen der mobilen Geschäftsmodelle. (Quelle: Crisp Research)

Mobilität gibt weiterhin den Ton an

Innerhalb des allgemeinen Trends macht Hille mehrere Strömungen aus, die die Verantwortlichen in den nächsten Monaten beschäftigen sollten. Einer dieser Trends ergibt sich aus den neuen Arbeitsformen und der wachsenden Zahl von mobilen Geräten. Trotz unterschiedlicher Plattformen und Anwendungen sollte stets eine Unified User Experience gegeben sein. Bestenfalls kann so ein Mitarbeiter eine am Smartphone begonnene Aufgabe nahtlos auf dem Rechner im Büro fortsetzen. Bei Apple-Geräten wird diese Möglichkeit inzwischen von den Betriebssystemen MacOS und iOS durch eine drahtlose Verbindung unterstützt, andere versuchen es durch eine Kombination von Hardware und Software wie Samsung Dex oder Microsoft Continuum. Neben dem entsprechenden Support sind hier vor allem einheitliches Management, durchgängige Backend-Services, Sicherheit und Anwendungen geboten, die auf verschiedenen Plattformen laufen.

Natürlich müssen Teams, die nicht mehr zwangsläufig täglich im Büro aufeinander treffen, auch Werkzeuge haben, die den Wissensaustausch auch in verteilten Teams ermöglichen. Hille: „Chat-Hubs sind die Plattformen der Unternehmen, die alle notwendigen Collaboration-Features mitbringen und alle Office- und Workplace-Anwendungen integrieren.“ Laut Hille werden Chat-Plattformen wie Slack, Webex Teams oder Microsoft Teams immer mehr zur zentralen Anlaufstelle für die Mitarbeiter.

Stimme als Steuerungsinstrument

Ein weiterer wichtiger Trend, den Hille vorhersieht, lässt sich mit „Voice Interaction“ zusammenfassen. Bei Verbrauchern haben sich die sprachgesteuerten digitalen Assistenten bereits durchgesetzt. Nun sollten auch Unternehmen diese Technologien testen. Die Steuerung von Diensten oder Geräten per Sprache werde laut Crisp-Analyst Hille künftig in einigen Bereichen die bevorzugte Interaktion sein. Mit Alexa for Business beispielsweise hat Amazon hier einen entscheidenden ersten Schritt getan. Die digitale Assistentin startet auf Zuruf Besprechungen, bucht Besprechungsräume oder steuert Geräte. Sprachinteraktion wird lau Hille auch im Kundenkontakt etwa in Call- oder Contact-Centern eine größere Rolle einnehmen.

Spracheingabe und künstliche Intelligenz in mobilen Geräten sind ein weiterer Trend. Hersteller wie Huawei oder Samsung integrieren in die jüngsten Smartphone-Generationen spezielle Chips, die für KI-Operationen optimiert sind. Hille glaubt, dass die Verbreitung von Anwendungen wie neuronale Netze, Bilderkennung oder andere Anwendungen sich aus der Cloud auf die mobilen Endgeräte verlagern wird. Wenn Spracherkennung zu einem wichtigen Instrument wird, sei es nur folgerichtig, dass die Geräte dahingehend optimiert werden. Die Qualität der KI-Coprozessoren wird damit wohl zu einem weiteren Faktor für Sourcing-Entscheidung werden, prognostiziert der Analyst.

Man lernt nie aus

Hille sieht jedoch nicht nur auf Unternehmens- und Technologieseite Veränderungen. Diese neuen Formen werden auch eine neue Work Life Balance entstehen lassen, bei der sich Arbeit, Privates und soziale Interaktion noch enger verstricken. Wenn das private in die Arbeit getragen wird, dann durchzieht auch die Arbeit das Privatleben. Allerdings, so schränkt der Analyst ein, „auf eine positive Art und Weise – soweit es der einzelne Mensch zulässt.“ Für die Mitarbeiter steht dabei die Freude an einer Aufgabe an erster Stelle.

Ein weiteres Merkmal dieser Entwicklung ist ein stärkerer Fokus auf ein lebenslanges Lernen. Die Karrieren in der neuen Arbeitswelt zielen inzwischen eher auf den Lernfaktor als auf maximalen Zugewinn ab. Diese neue Lernkultur zeige sich in Form von Online-Unis wie Udacity oder den kostenlosen Lehrangeboten des Hasso-Plattner-Instituts. Über solche Angebote lassen sich auch Mikroabschlüsse machen, die Mitarbeiter für weitere Fähigkeiten qualifizieren. Personalabteilungen werden sich langfristig darauf einstellen müssen, glaubt Hille, um sich im Wettlauf um die besten Fachkräfte differenzieren zu können.

Die 8 Trends in der Übersicht

Unified User Experience Die neue Generation der Software- und App-Stacks braucht einheitliche Features, Nutzeroberflächen, Management-Features und eine Echtzeit-Vernetzung
Mixed Reality Neue Use Cases für die Mixed Reality im Bereich der Produktion, Kommunikation und Kundeninteraktion
Chat Hubs Chat-Plattformen erhalten mehr Enterprise Features und werden zum zentralen Knotenpunkt des Digital Workplace
Mobile AI // Comeback der Hardware AI findet auf den mobilen Endgeräten statt – neue Chips in der Hardware bestimmen die Sourcing-Entscheidung und erschaffen neue Möglichkeiten
Voice Interaction Alexa & Co. kommen ins Business – Mit der steigenden Zahl an Apps und Skills können bald Produktionslinien gesteuert und Standard-Tasks an digitale Assistenten ausgelagert werden
Work Like Balance Beruf und soziale Interaktion wachsen noch enger zusammen – Work Like Balance wird das neue Schlagwort für die HR-Abteilungen
Lifelong Learning Online-Unis, Microabschlüsse und unersättlicher Hunger nach Wissen – das wünschen sich die Mitarbeiter der nächsten Generation
New Leadership Neue Unternehmenskultur heißt auch neue Führungskultur – Empathie, Vision und Technik-Affinität spielen mittlerweile weit mehr eine Rolle als radikales Durchsetzungsvermögen
Foto: Rawpixel.com via Unsplash

Das könnte Sie auch interessieren

Was meinen Sie dazu?

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back to top button