Generation Z und ihre Rolle im Fachkräftemangel
Der jüngsten Generation auf dem Arbeitsmarkt eilt der Ruf voraus, viel zu verlangen und extrem wechselwillig zu sein. Ein genauerer Blick auf ihre Anliegen ergibt ein differenzierteres Bild.
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel, denn neue Akteur:innen betreten die Bühne: die Mitglieder der Generation Z, geboren ab Ende der 90er Jahre. Ihnen eilt der Ruf voraus, sie seien zwar flexibel und hochqualifiziert, allerdings weniger loyal und zugleich viel anspruchsvoller gegenüber ihrem Arbeitgeber. Neue Faktoren bei der Arbeitsplatzwahl stünden bei ihnen im Mittelpunkt: mobiles Arbeiten, Workation (die Verbindung von Arbeit und Urlaub) und eine ausgeglichene Work-Life-Balance.
Die Generation Z wird auf dem Arbeitsmarkt dringend benötigt.
Was davon ist Mythos, was Realität? Ein wichtiger Punkt sollte bei der Gen Z nicht vergessen werden: Viele der heutigen Young Professionals starteten während oder kurz vor der Pandemie in den Beruf. Der Ausnahmezustand des Remote Work ist für sie also kein „New Normal“. Es ist schlicht ihre bisher einzige Erfahrung auf dem Arbeitsmarkt, die sie nicht mehr missen möchten.
Reality Check: Was möchte die Gen Z?
Dieser Tenor sorgt bei Unternehmen und erfahrenen Arbeitnehmer:innen für Skepsis gegenüber der jungen Generation. Doch was stimmt an diesen Vorurteilen? Eine aktuelle Studie des Engineering- und IT-Dienstleisters Salt and Pepper unter 2.059 Büroarbeitenden, darunter 563 Fachkräften aus dem Bereich IT und 529 Fachkräfte aus dem Bereich Produktion, räumt mit den Vorurteilen zur Gen Z auf. Der Salt and Pepper Survey zeigt außerdem, wo Young Professionals ihre Prioritäten auf dem Arbeitsmarkt setzen und was Arbeitgeber bieten müssen, um die begehrte Zielgruppe für sich zu gewinnen.
Entgegen der vorherrschenden Meinung sind rund 88 Prozent der Befragten zwischen 18 und 34 Jahren zufrieden oder sogar sehr zufrieden in ihrem aktuellen Job. Die jungen Arbeitnehmenden wünschen sich zudem eine gewisse Verweildauer in ihrer beruflichen Position. Idealerweise möchte diese Gruppe zwischen vier und sechs Jahre bei ein und demselben Arbeitgeber bleiben.
Diese Zahlen überraschen, wenn man sich die beschriebenen Vorurteile vor Augen führt. Bedeuten diese Erkenntnisse für Unternehmen also Entwarnung in Sachen Mitarbeiterbindung und Fachkräftemangel? Nur bedingt. Denn Young Professionals knüpfen ihre Arbeitszeit an klare Ansprüche an das Arbeitsumfeld.
Die Gen Z ist nur dann wechselwillig, wenn man ihren (heutzutage berechtigten) Anliegen nicht nachkommt.
Neben einer fairen Bezahlung (55 Prozent) und einem guten Teamspirit (44 Prozent) sind dabei besonders wichtig: die flexible Wahl von Arbeitszeit und -ort (52 Prozent) sowie die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung (38 Prozent). Die Studienergebnisse zeigen, dass die Nachwuchstalente einen sicheren und längerfristigen Arbeitsplatz wertschätzen. Werden diese Wünsche jedoch nicht erfüllt, ist die junge Generation weiterhin wechselwillig.
Strategien für Unternehmen: Wie gewinnt man die Gen Z?
Im Zeitalter des Fachkräftemangels ist es für Unternehmen entscheidend, die junge Generation für sich zu begeistern. Der Salt and Pepper Survey hat ergeben, dass fast zwei Drittel aller Befragten (60 Prozent) deutlich spüren, dass Mitarbeitende im Unternehmen fehlen. 15 Prozent fürchten sogar, dass ihr Unternehmen aufgrund fehlender Fachkräfte nicht mehr wettbewerbsfähig bleiben kann.
Somit ist es für alle Firmen empfehlenswert, die Generation Z an Bord zu holen. Um dies zu gewährleisten, können Unternehmen an verschiedenen Stellschrauben drehen:
- Faire Bezahlung: Ein angemessenes Gehalt wünschen sich rund 55 Prozent der Befragten, um sich für ein Unternehmen zu entscheiden.
- Sicherheit: Die Sicherheit eines unbefristeten Arbeitsvertrags ist für 45,6 Prozent der Befragten essenziell bei der Wahl des Jobs.
- Hybrid Work: 52 Prozent der Befragten möchten zeit- und ortsunabhängig arbeiten. Das regelmäßige Arbeiten im Büro sollte dabei genauso möglich sein wie der Aufenthalt im Homeoffice, um den Kontakt zum Team und dem Unternehmen zu halten.
- Weiterbildung: Young Professionals wollen sich kontinuierlich weiterentwickeln – für mehr als 38 % sind Weiterbildungsoptionen ein wichtiger Grund, sich für den Arbeitgeber zu entscheiden. Und der profitiert gleich doppelt: Von engagierten Mitarbeitenden sowie von deren stets aktuellem Know-how.
- Benefits: 40 Prozent der jungen Zielgruppe (40 Prozent) schätzt darüber hinaus klassische Benefits wie beispielsweise betriebliche Altersvorsorge, Firmenfitness oder die Option eines Sabbaticals.
Junge Fachkräfte ins Unternehmen einbinden
Der Salt and Pepper Survey zeigt: Auch Young Professionals wollen gern länger bei einem Arbeitgeber bleiben. Sie sind keineswegs so wechselwillig wie häufig über sie berichtet wird. Allerdings haben sie bestimmte Anforderungen an ihren Arbeitgeber. Diese müssen erfüllt sein, damit sie ihrem Job treu bleiben. Unternehmen stehen hier vor der Herausforderung, die richtige Mischung aus Sicherheit und Flexibilität zu bieten.
Um geeignete Kandidat:innen zu erreichen, sollten Unternehmen zudem im Recruiting alle Möglichkeiten ausschöpfen. Personaldienstleister oder digitale (KI-) Tools können den Startschuss geben und unterstützend wirken.
Die Generation Z stellt somit keine Bedrohung für den Arbeitsmarkt dar. Sie ist eine Chance für Unternehmen, die sich anpassen und weiterentwickeln wollen. Indem Unternehmen die Bedürfnisse und Prioritäten dieser jungen Fachkräfte ernst nehmen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, können sie nicht nur den Fachkräftemangel bekämpfen. Sie schaffen somit auch eine dynamische und innovative Arbeitskultur.
Über die Studie
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2.059 Büroarbeitende, darunter 563 Büroarbeitende aus dem Bereich IT und 529 Büroarbeitende aus dem Bereich Produktion, zwischen dem 28.08.2023 und 07.09.2023 teilnahmen.