Arbeitsmarkt im Umbruch: Auswirkungen von KI auf die Kompetenzen von morgen

Künstliche Intelligenz verursacht in den nächsten Jahren eine massive Verschiebung der Fähigkeiten, die bei Arbeitnehmern gefragt sind. Unternehmen sollten deshalb rechtzeitig ihre Fortbildungsbemühungen intensivieren. 

Strukturelle Veränderungen auf den Arbeitsmärkten hat es schon immer gegeben. Beispiele hierfür sind der abnehmende Einfluss und die sinkenden Beschäftigungszahlen in der Landwirtschaft, im Bergbau und im industriellen Sektor zugunsten von Dienstleistungen. In Zukunft werden vor allem technologische Faktoren die Struktur der Arbeitsnachfrage verändern. Diese erwarteten Veränderungen sind vor dem Hintergrund einer tiefgreifenden Transformation des Arbeitsmarkts zu sehen, die bereits im Gange ist. 

Deutschland benötigt 1,71 Millionen zusätzlicher Arbeitskräfte in den nächsten fünf Jahren.

Vor allem der demografische Wandel, neue Arbeitnehmerpräferenzen wie hybrides Arbeiten, aber auch die Automatisierung und der Einzug von Künstlicher Intelligenz stellen Unternehmen vor Herausforderungen und verlangen von den Mitarbeitenden neue Kompetenzen. Wie sich der Arbeitsmarkt konkret verändern wird und welche Qualifikationen in Zukunft besonders gefragt sind, haben ServiceNow und das Forschungsunternehmen Pearson in einer aktuellen Studie ermittelt.

Arbeitsmarkt im Wandel 

In Deutschland werden in den nächsten fünf Jahren insgesamt 1,71 Millionen zusätzliche Arbeitskräfte benötigt, um das prognostizierte Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent zu erreichen. Darüber hinaus werden rund 410.000 zusätzliche Arbeitsplätze in der IT-Branche benötigt, um neue Technologien wie KI zu implementieren und zu verwalten. Gleichzeitig werden durch Automatisierung und Kapazitätssteigerungen 2,46 Millionen Vollzeitarbeitsplätze eingespart.  

Der Wegfall von Arbeitsplätzen durch KI und Automatisierung wird in Branchen, die bereits heute unter einem enormen Fachkräftemangel leiden, kaum kritisch gesehen. Vor allem in der IT-Branche fehlen aktuell viele Arbeitskräfte. KI kann hier einerseits eine entscheidende Rolle spielen, diesen Mangel zu lindern, indem die Technologie Routinetätigkeiten übernimmt und automatisiert. Andererseits können KI-gestützte Systeme auch einen wertvollen Beitrag zur Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitenden leisten.

Weiterbildung als Schlüssel zur Anpassung im digitalen Arbeitsmarkt

Die Auswirkungen der Automatisierung werden auch die Arbeitsplätze von Menschen gefährden, die es heute noch auf dem Arbeitsmarkt gibt. Diese benötigen die Unterstützung der Arbeitgeber, um sich in diesem veränderten, von Technologie und Digitalisierung geprägten Arbeitsmarkt, zurechtzufinden. Das Thema Weiterbildung spielt daher eine zentrale Rolle.

Die Studie zeigt, dass in den nächsten fünf Jahren vor allem Softwareentwickler und Dateningenieure im Bereich der technischen Berufe gefragt sein werden. Im Gegensatz dazu werden Stellen in den Bereichen Qualitätssicherung, Recherche und Analyse zurückgehen. Neben IT-Grundkenntnissen, Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Kommunikationstools sowie Basiswissen in Datenschutz und Cybersicherheit wird künftig verstärkt Know-how im Bereich maschinelles Lernen und KI zu den wichtigsten Fähigkeiten zählen. Vor diesem Hintergrund wird es immer wichtiger, Fachkräfte auf die neuen Anforderungen vorzubereiten und ihnen die notwendigen Kompetenzen zu vermitteln.

Anpassung an die KI-Revolution  

Die Ergebnisse der Untersuchung von ServiceNow und Pearson zeigen es ganz deutlich: Führungskräfte müssen sich entscheiden, inwieweit sie den technologischen Wandel und Investitionen fördern und gleichzeitig die Arbeitnehmer für die Arbeitsplätze der Zukunft ausbilden und umverteilen wollen.

Neben technischen Skills sind vor allem Kreativität, kritisches Denken, Einfühlungsvermögen und Führungsqualitäten gefragt.

Die Nachfrage nach technologischen Kompetenzen wird steigen, während sich die Nachfrage nach körperlichen, manuellen und höheren kognitiven Kompetenzen stabilisiert. Der erwartete Gesamtbedarf als Reaktion auf den digitalen Wandel ist in allen Sektoren bei den technologischen Kompetenzen am höchsten. Durch den verstärkten Einsatz innovativer Technologien wird auch die Zahl der Arbeitsstunden für Tätigkeiten, bei denen technologische Fertigkeiten im Vordergrund stehen, zunehmen. Damit Technologien wie KI gewinnbringend eingesetzt werden können und den Mitarbeitenden einen echten Mehrwert bringen, müssen sie diese auch optimal beherrschen. 

Auch die Nachfrage nach sozialen und emotionalen Kompetenzen wird steigen. Dieser Bedarf ergibt sich aus der wachsenden Bedeutung von Aufgaben, die Kreativität, kritisches Denken, Einfühlungsvermögen und Führungsqualitäten erfordern. Diese Fähigkeiten sind entscheidend für die Erfüllung von Managementaufgaben in einer sich wandelnden Wirtschaft, die mehr Anpassungsfähigkeit und Flexibilität erfordert. Das ist besonders wichtig, da derzeit keine Technologie in der Lage ist, menschliche Qualitäten in diesem Bereich vollständig zu ersetzen.

Zukunftssichere Belegschaft durch individuelle Weiterbildung 

Aufgrund dieser Entwicklungen sollten sich Unternehmen daher neben der Einstellung neuer Mitarbeitenden vor allem auf die Umschulung und Weiterbildung ihrer Beschäftigten konzentrieren, um den Qualifikationsbedarf zu decken. Durch KI und Automatisierung kann in vielen Bereichen wertvolle Arbeitszeit eingespart werden. Diese zusätzliche Zeit muss genutzt werden, um neue Fähigkeiten zu erlernen.  Führungskräfte sollten daher ihre Mitarbeitenden motivieren und proaktiv Karrierechancen aufzeigen, an denen sich diese orientieren können. Das fördert nicht nur die Mitarbeiterbindung, sondern sichert auch einen entscheidenden Vorsprung im War for Talents. 

Bei individuellen Ansätzen muss das Management einen genauen Weg mit unterschiedlichen Stationen und Meilensteinen vorgeben.

Die Organisation von Weiterbildungsprogrammen stellt oftmals eine Herausforderung dar. Vor dem Hintergrund, dass die Vorqualifikationen der Mitarbeitenden oft sehr unterschiedlich sind und damit die Dauer und Intensität der Bildungsreise sehr individuell ausfallen, sind dynamische Reskilling-Initiativen gefragt. Hier ist das Management gefordert: Es gilt einen genauen Weg mit unterschiedlichen Stationen und Meilensteinen vorzugeben, der definiert, wo die Reise hingehen soll. Je nachdem, auf welchem Stand sich der Mitarbeitende befindet, kann er an verschiedenen Wegpunkten einsteigen. Bei diesem Talent-Mapping dient KI ebenfalls als ein hilfreiches Tool, um anhand der Mitarbeiterdaten individuelle Karrierewege aufzuzeigen. 

Fortbildung hat viele Gesichter

Im nächsten Schritt ist zu entscheiden, in welcher Form die Weiterbildung umgesetzt wird. In jedem Fall ist ein individueller Ansatz erforderlich. Grundsätzlich kann zwischen vielen unterschiedlichen Herangehensweisen gewählt werden: Vom Lernen am Arbeitsplatz, über Kurse, Coachings, Vorlesungen, digitale Trainings, bis hin zu einem dualen Weiterbildungssystem, bei dem Unternehmen ihre Beschäftigten zur theoretischen Weiterbildung an Hochschulen schicken und den praktischen Teil selbst übernehmen, ist vieles denkbar.

ServiceNow selbst setzt mit Initiativen wie „RiseUp with ServiceNow“ oder mit dem auf deutschen Markt zugeschnittenen Programm “Career Accelerator powered by Startsteps” darauf, die Ausbildung technischer Talente aber auch von Quereinsteigern gezielt voranzutreiben. Durch umfassende Programme werden Türen zu den technischen Berufen der Zukunft geöffnet. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung von IT-Knowhow, sondern auch um das Erlernen wichtiger Soft Skills.

Aktives Personalmanagement

Angesichts des technologischen Wandels, durch den bestimmte Berufe im Laufe der Zeit an Bedeutung verlieren oder ganz überflüssig werden, ist ein aktives Personalmanagement wichtiger denn je. Investieren Unternehmen in die frühzeitige und individuelle Weiterbildung von eigenen Fachkräften mit interdisziplinären Kompetenzen, zahlt sich dies direkt für den eigenen Betrieb aus. Denn attraktive Karrierechancen und ein umfassendes Weiterbildungsprogramm zeigen, dass sich der Arbeitgeber um die Zukunft seiner Mitarbeitenden sorgt und sie aktiv in die digitale (KI-)Transformation einbindet.


Über den Autor

Über den Autor

Robert Rosellen ist als Area Vice President Germany & Austria bei ServiceNow für das Geschäftswachstum in Deutschland und Österreich verantwortlich. Als erfahrene Führungskraft ist seine Kernaufgabe die Pflege von Kunden- und Partnerbeziehungen in verschiedenen Branchen.

 

Das könnte Sie auch interessieren

Back to top button