Wie intelligente Versorgungslösungen Lebensmittelverschwendung reduzieren

Automatisierte Lösungen zur Mitarbeiterverpflegung ermöglichen Unternehmen, ihren Mitarbeiter:innen frische Mahlzeiten anzubieten. Damit adressieren sie Versorgungslücken und tragen zugleich dazu bei, Lebensmittelabfälle in der Außer-Haus-Versorgung zu minimieren.

Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft landen in Deutschland rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr im Müll. Das entspricht 78 Kilogramm pro Person. 17 Prozent davon fallen in der sogenannten Außer-Haus-Versorgung an, also in Restaurants, Cafés, bei Lieferdiensten oder in Kantinen. Ein Grund dafür liegt in der Überproduktion von Lebensmitteln und Speisen, mit der eine permanente Verfügbarkeit gewährleistet werden soll. Denn allzu oft lautet das Prinzip „Ware verkauft Ware“, und die letzte Brezel in der Auslage möchte niemand kaufen.

Der Anspruch der permanenten Verfügbarkeit von Lebensmitteln resultiert in Überproduktion und Verschwendung.

Dabei ist Lebensmittelverschwendung nicht nur unter ethischen Gesichtspunkten problematisch, sondern auch mit Blick auf Klimaverträglichkeit und Nachhaltigkeit. Würden die deutschen Privathaushalte ihre Lebensmittelabfälle halbieren, würde das laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bis zu sechs Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten einsparen. Gemessen am durchschnittlichen CO2-Fußabdruck pro Person in Deutschland 2023 entspricht das den jährlichen Emissionen der Einwohner:innen einer Stadt von der Größe Bremens.

Versorgungslücke bei der Mitarbeiterverpflegung 

Auch Betriebe können einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln fördern, selbst wenn sie keine eigene Kantine haben. Letzteres ist vor allem bei kleinen und mittelständischen Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeiter:innen der Fall, für die sich ein eigenes Betriebsrestaurant nicht lohnt. Dort besteht eine Versorgungslücke, die häufig übersehen wird. So verbringen viele Beschäftigte die Pause mit dem Gang zum Supermarkt oder Schnellimbiss – sofern ein solcher in der Nähe ist und die Pausenlänge es zulässt. Wer Zeit hat, kocht vor, doch das gelingt nicht allen. Sowohl Mitarbeiter:innen im Schichtbetrieb als auch solchen mit langen Arbeitszeiten bleibt am Ende oft nur der Gang zum Snack-Automaten, dessen Inhalt meist wenig nahrhaft ist.

Eine Möglichkeit, den bestehenden Bedarf auf nachhaltige Weise zu adressieren, ist die Kombination des Automatenformats mit intelligenter Technologie. Diese ermöglicht eine bedarfsgerechte Mengenplanung, die Mitarbeiter:innen einfachen Zugang zu frischen und gesunden Mahlzeiten eröffnet, wenn sie gebraucht werden. 

Automatisierte Kantine für den Mittelstand 

Eine solche Versorgungslösung lässt sich mithilfe Algorithmen-gestützter Planung und einer automatisierten Supply Chain realisieren. Das Münchner Food-Tech-Unternehmen Foodji etwa stellt gleichnamige Versorgungssysteme her, die auf ebendiese Weise mit frischen Lebensmitteln und Speisen bestückt werden. Mitarbeiter:innen können eine Mahlzeit bis zu sechs Stunden im Voraus per App bestellen und dann am jeweiligen Point of Sales (PoS), also dem „Automaten“, abholen. So erhalten sie gesundes Essen auf Abruf, und das rund um die Uhr. 

Datenanalysen ermöglichen eine genaue Vorhersage des Bedarfs.

Kern der Lösung ist eine proprietäre Technologieplattform, die den Bedarf standortbezogen ermittelt und so eine passgenaue Belieferung ermöglicht. Selbstlernende Algorithmen (KI) erfassen dafür das lokale Nachfrageverhalten, indem sie konstant Verkaufsdatenpunkte, Wetter- und Kalenderdaten erheben. Als neuronale Systeme lernen sie mit der Zeit dazu und erkennen Muster im Verkaufsverhalten, die präzisere Vorhersagen erlauben.

Diese Datenpunkte helfen zu ermitteln, welche konkreten Produkte in welcher Menge zu welchem Zeitpunkt in welchem Automaten verfügbar sein müssen, um die standortbezogene Nachfrage möglichst exakt befriedigen zu können. Zugleich ermöglichen sie, Überbestückung zu vermeiden, wodurch weniger Lebensmittelabfall entsteht. Darüber hinaus ermöglicht die Datennutzung, das Sortiment am jeweiligen Standort genau an die Bedürfnisse der Nutzer:innen vor Ort anzupassen. 

Kombination aus Algorithmen-gestützter Planung und automatisierter Lieferkette

Gerade mit Blick auf eine nachhaltige Bereitstellung frischer Lebensmittel liegt die wesentliche Herausforderung darin, die richtige Balance zwischen Angebot und Nachfrage zu finden. Bewerkstelligen lässt sich diese durch eine Kombination der skizzierten Algorithmen-gestützten Planung mit einer automatisierten Lieferkette. 

Die Speisen gelangen mittels Nachtsprung schnell in den jeweiligen Zielregionen.

Bei der Lösung von Foodji liegt deren Anfang wenige Tage vor der Belieferung des jeweiligen Automaten. Basierend auf den erhobenen Nachfragedaten erstellt das System einen Vorschlag zur Befüllung, den das jeweilige Team bei Bedarf manuell anpasst. Anschließend sendet das Team die Bestellung an lokale Manufakturen, die die Mahlzeiten am Tag vor der eigentlichen Befüllung frisch zubereiten. Im Cook-and-Chill-Verfahren meist ohne Konservierungsstoffe produziert, haben die Speisen eine Restlaufzeit von drei bis vier Tagen. Sie gehen mittels Nachtsprung in die jeweiligen Zielregionen und treffen dort frühmorgens im Kühllager ein, bevor die Letzte-Meile-Frische-Spezialisten die Ware in Kühlfahrzeugen an die Standorte ausliefern. 

Alle beteiligten Parteien erhalten die relevanten Informationen dabei aus dem System heraus. Eine dergestalt automatisierte Lieferkette ermöglicht, frische Lebensmittel bereitzustellen und das Risiko für Überbestückung zu senken. So gehen Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit Hand in Hand.

Verpflegungsmöglichkeit als Baustein für Mitarbeiterwohlbefinden 

Indem Arbeitgeber ihrem Team solche Möglichkeiten bieten, adressieren sie zugleich die bestehende Versorgungslücke. Damit tragen sie wesentlich zum Mitarbeiterwohlbefinden bei, das in Zeiten des Fachkräftemangels zunehmend zum Kosten- und Wettbewerbsfaktor wird. Denn um Talente langfristig zu halten, müssen Unternehmen eine attraktive Arbeitsumgebung schaffen – und dazu gehört auch das Verpflegungsangebot, wie beispielsweise eine Studie der Compass Group unter weltweit 35.000 Beschäftigten zeigt. Vor allem Arbeitnehmer:innen der Gen Z sowie Millennials sprechen sich darin mehrheitlich (81%) dafür aus, dass Arbeitgeber kostenlose oder subventionierte Mahlzeiten am Arbeitsplatz anbieten sollten – im Idealfall gesund und nachhaltig produziert. 

Die Möglichkeit, sich gesund zu verpflegen, motiviert Mitarbeiter:innen zudem, ins Büro zu kommen und sich Zeit für eine gemeinsame Pause zu nehmen. Dies schafft Raum für Austausch und fördert so die Kreativität. Zugleich stärkt es das Wir-Gefühl und sorgt für Erholung. Dadurch sind Beschäftigte leistungsfähiger und kreativer, was insgesamt zu produktiveren Arbeitsprozessen führt. Für Arbeitgeber bietet es sich außerdem an, die Nutzung einer solchen Lösung über einen steuerfreien Essenszuschuss zu fördern. 

Letztlich sparen Unternehmen durch ein solches Verpflegungsangebot zudem Kosten: Zum einen ist eine flexible Lösung wie die von Foodji aufgrund der schlankeren Prozesse 20- bis 30mal günstiger als ein personalbetriebenes Bistro. Zum anderen ist die Aufrechterhaltung eines ganzheitlichen Wellbeing-Konzepts, das die Mitarbeiterbindung stärkt, auf lange Sicht günstiger als das Recruiting und Onboarding neuer Mitarbeiter:innen. Und auch in ökologischer Hinsicht zahlt sich eine automatisierte Lösung aus, indem sie dazu beiträgt, Lebensmittelabfälle in der Betriebsverpflegung auf ein Minimum zu reduzieren.


Über den Autor

Über den Autor

Felix Munte ist Co-Founder und CEO des Münchner Food-Tech-Unternehmens Foodji. Dieses ermöglicht kleinen und mittelständischen Unternehmen ohne Kantine, ihre Mitarbeiter:innen mit frischen und gesunden Lebensmitteln versorgen.

 

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