Die Digitalisierung ist kein Bürovernichter

Digitale Technologien lassen Mitarbeiter ihren Schreibtisch ins Home Office oder ins Café verlegen mit dem Argument, dort besser arbeiten zu können. Dennoch wäre es falsch, in Zukunft ganz auf Büros zu verzichten. Wenn die Büroumgebung attraktiv und individualisierbar genug ist, wird sie auch gerne genutzt.

Büro- und Wissensarbeit muss nicht zwangsläufig in der Firmenzentrale stattfinden und viele Beschäftigte finden das gut so: arbeiten wann und wo sie sich gerade wohlfühlen, ohne den Zwang, ins Büro gehen zu müssen. Doch für manche ist der Schreibtisch neben dem des Kollegen für einen produktiven Tag unerlässlich. Damit wären schon zwei Arbeitstypen definiert und man muss sagen: den universellen, perfekten Arbeitsplatz gibt es nicht.

Die perfekte Immobilie oder Umgebung gibt es nicht

Immer mehr kommt man auch dahinter, dass sich der optimale Arbeitsplatz im Laufe des Tages ändern kann. Und der Büroschreibtisch, früher ein in Stein gemeißelter Ort für acht Stunden klassische Büroarbeit, bröckelt. Die Studie „Office Analytics“ des Fraunhofer IAO bestätigt das, kommt aber gleichzeitig zum Egebnis, dass die sinkende Beliebtheit des traditionellen Büroarbeitsplatzes keineswegs mit einer generellen Abneigung gegenüber dem Büro gleichgesetzt werden darf.

Eine moderne Bürogestaltung bleibe auch bei flexiblen Arbeitsweisen ein Erfolgsfaktor, so die Meinungsforscher. Denn auf die Umgebung komme es an. Je nach Mitarbeiter und Anforderung seien die Arbeitsplatzsituationen verschieden, darauf müsse eingegangen werden, heißt es. Das bedeutet, eine Büroumgebung nimmt optimalerweise Rücksicht auf verschiedene Arbeitsstile und berücksichtigt die Mitarbeiter- und Organisationsstruktur.

Die Arbeitsweisen könnten durch unterschiedliche Büro-Settings befriedigt werden, glaubt das Fraunhofer Institut. So bevorzugen einige Mitarbeiter Stehtische, andere fühlen sich im Getümmel eines Großraumbüros wohl. Wieder andere benötigen einen Bereich, in dem sie ungestört und konzentriert arbeiten können und für Team-Meetings bieten sich Konferenzräume mit entsprechenden Tools wie Bildschirme, Konferenzlösungen und Whiteboards an.

Was die Organisationsstruktur betrifft, so visualisert ein Unternehmen flache Hierarchien beispiesweise damit, dass der Chef am gleichen Tisch sitzt. Teams funktionieren besser, wenn sie ausgewiesene Flächen gemeinsam nutzen können. Räume für gemeinsame Aktivitäten oder eine Cafeteria tun ihr Übriges, um die Mitarbeiter trotz unterschiedlicher Arbeitsstile zusammenzubringen.

Flexibles und gemeinsames Arbeiten sowie zwischendurch mal Abschalten fördert die Motivation.
Flexibles und gemeinsames Arbeiten sowie zwischendurch mal Abschalten fördert die Motivation.

Auf persönliche Bedürfnisse zugeschnitten

Dass sich eine positive Arbeitsumgebung auf die Motiviation der Beschäftigen auswirkt, ist inzwischen in vielen weiteren Studien belegt. Je personenbezogener der Arbeitsplatz und je individualisier- sowie wandelbarer die Arbeitsumgebung, desto produktiver der Mitarbeiter. Personalisierung ist in diesem Zusammenhang eines der Trend-Schlagwörter. Dazu kommen Flexibilität und Abwechslung im Arbeitsalltag, will heißen, Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter selbst entscheiden lassen, welchen Arbeitsstil sie gerade bevorzugen und auch akzeptieren, wenn sie innerhalb des Büros „auf Wanderschaft“ gehen. Denn Bewegung pustet das Hirn frei und schafft Platz für neue Ideen.

Ein modernes Büro besteht aus weit mehr als Bar, Eistee, Sitzsack und Hipstern.

Notwendig für diese Art der Flexibilität sind digitale Technologien, die ermöglichen, dass sich Mitarbeiter mit ihrem Laptop vorübergehend zum Kollegen ans andere Ende des Flurs setzen können. Oder dass man mal ungestört in einem Ruheraum arbeiten kann. Ein modernes Büro besteht aus weit mehr als Bar, Eistee, Sitzsack und Hipstern. Es geht nicht unbedingt um Style, sondern um Funktionalität. Der Büroarbeitsplatz hat seine Existenzberechtigung, modern gestaltet vielleicht sogar mehr als je zuvor. Und ihn vor lauter mobiler Geräte und flexibler Arbeitsmethoden ganz abzuschaffen und ausschließlich auf Home Office und Arbeit im Café zu setzen, wäre für manche Mitarbeiter ein Produktivitätskiller.

Die Studie „Office Analytics“ wurde im Rahmen des Verbundforschungsprojekts Office 21® vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO durchgeführt und erforscht, wie moderne Arbeitswelten geplant und gestaltet werden sollten. Auf Basis eines Datensatzes mit mehr als 13.000 Befragten wurden spezifische Erfolgsvoraussetzungen abgeleitet und konkrete Handlungsanleitungen für die Gestaltung von Arbeitsumgebungen entwickelt. Die Studie kann hier bestellt werden.

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